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Anarchy Reigns - Der Spaß und Spiele Test

 

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Können Sie eine Rakete fangen und Sie auf den Jet zurückwerfen, der sie auf Sie abfeuerte? Nein, vermutlich nicht. Es ist auch unwahrscheinlich, dass Sie in Stöckelschuhen an einem eingestürzten Gebäude hochlaufen oder auf ein Auto mit bloßen Fäusten so oft einschlagen können, dass es explodiert. Aber Anarchy Reigns, Platinum Games’ hektisches Third-Person Beat-'em-up, lässt diese gottähnlichen Leistungen alltäglich erscheinen. Es ist diese Hingabe an den stylischen Exzess, die die Action des Spiels so reizvoll macht, denn die Kämpfe sind so absurd und unsinnig, dass man gar nicht anders kann, als davon fasziniert zu sein. Es ist nur schade, dass der Multiplayer eher frustrierend als unterhaltsam ist – vor allem deshalb, weil er wie das Fundament des ansonsten kurzen Spiels wirkt.

Sie können sich Anarchy Reigns als Pseude-Fortsetzung von MadWorld aus dem Jahre 2009 vorstellen, denn es bietet uns viele der schwarzweißen Charaktere des Wii Spiels in lebhaften Farben. Jack Cayman, der grauhaarige brutale Ex-Marine mit seiner an der Hand montierten Kettensäge meldet sich zurück. Diesmal muss er sich das Einzelspieler-Rampenlicht mit dem gewandten Schönling Leo Victorion teilen, mit dem zusammen er einen Flüchtigen in einem Super-Anzug jagt. Im Laufe der kurzen Kampagne (Länge vier oder fünf Stunden), werden Sie es mit dutzenden sehr fähiger Gegner zu tun bekommen, muskelbepackten Mutanten, verrückten Straßengangstern und militärischen Drohnen. Und Sie werden diese verprügeln. Sie werden ihnen immer und immer wieder ins Gesicht schlagen.

Sie werden im Laufe des Storymodus mal mehr und mal weniger Spaß haben, während die verschiedenen Missionen Sie durch die riesigen Levels führen, wobei die eine oder andere protzige filmische Zwischensequenz nicht fehlen darf. Die erwähnten Missionen reichen von beglückend (wenn Sie etwa auf einem Amok laufenden Mutanten reiten oder Wellen von Robotern abschießen) bis zu langweilig (Begleit- und Hol-und-Bring-Missionen), wobei es nicht allzu viele Variationen gibt – aber sie werden durch immer verrückter werdende Bedrohungen aus der Umgebung interessanter gemacht, die den Trott unterbrechen und dafür sorgen, dass es spannend bleibt. So kann zum Beispiel ein Faustkampf mit einem reptilienartigen Untier vom Absturz einen Transportflugzeugs unterbrochen werden.

Anarchy Reigns sorgt dafür, dass bei den Kämpfen alles nett und einfach bleibt, denn die Macher setzen auf eine Stein-Papier-Schere-Balance bei Ihrem Repertoire von schnellen Schlägen, mächtigen Ausfällen und hart treffenden Haken. Abwehren (Blocken) und Ausweichen sind wichtig, wenn Sie eine hohe Punktezahl erreichen möchten, aber es gibt keine umfangreichen Comboserien, die Sie sich merken müssen, und keine verbesserbaren Fähigkeiten, die es zu trainieren gilt; selbst wenn Sie einfach wild auf die Buttons drücken, werden Sie vermutlich weit kommen. Nennen Sie es „nach unten nivelliert“, aber es fällt schwer zu negieren, wie befriedigend es ist, nach Herzenslust auf einen einzigen Button zu dreschen, um ganze Gruppen von Feinden auszuschalten.

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Ja, es ist kurz, vorhersehbar und ziemlich leicht zu bewältigen – aber die Einzelspielerkampagne ist außergewöhnlich unterhaltsam, so lange sie dauert. Eingefleischte Fans von Platinum Games können sicher über die Kürze des Einzelspielerteils hinwegsehen und werden sich an den intensiveren Begegnungen mit mächtigen Feinden erfreuen. Falls Sie jedoch ruppige Einzeiler, rührselige Dialoge, animeartige Dialoge und auf komische Weise übertriebene Karikaturen nicht mögen, werden Sie mit dem grotesken Stil des Spiels keine große Freude haben.

Leider trifft der Multiplayerteil nicht voll ins Schwarze. Hier können Sie in die Rollen vieler farbenprächtiger Kämpfer schlüpfen – natürlich sind auch Jack und Leo dabei – und in verschiedenen Team Deathmatch, Free-for-all für 16-Spieler und Einer-gegen-einen Modi kämpfen. Sie werden vielleicht denken, dass Sie ein gefinkelter Kämpfer sind, nachdem Sie die Solo-Kampagne mit Leichtigkeit bewältigt haben, aber Sie werden rasch eines besseren belehrt und wahrscheinlich auch frustriert sein, wenn sich mehrere Gegner zugleich auf sie stürzen und Sie innerhalb von Sekunden zu Brei schlagen. Das Problem mit dem Multiplayer ist, dass er den Kampf zu einem unverständlichen Mosh Pit aus gewalttätigem Chaos reduziert. Mit oder ohne Team tendieren die Spieler dazu, sich in einem Bereich der riesigen Karte zusammenzurotten, wo das Geschehen zu einem Durcheinander verkommt, in dem Moves gespammt und Kill gestohlen werden.

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Schwankende Latenz hilft da mit Sicherheit auch nicht: mitunter führt Lag dazu, dass ihre Gegner rund um Sie flimmern oder dass Sie eine Animation verlassen und momentan eingefroren sind. Außerdem bedeutet die hohe Frequenz der Greifmoves und Stuns, dass Sie ständig die Kontrolle über Ihren Charakter verlieren – und das ist in einem Multiplayerspiel nie erfreulich. Eins-gegen-eins-Kämpfe ermöglichen Ihnen einen besseren Test Ihrer Knockout-Talente, aber dafür müssen Sie auf die ganze unterhaltsame Aufregung verzichten, derjenige zu sein, der all die Kill(steal)s in den größeren Matches zusammenbringt.

Anarchy Reigns mag ein Fall von Stil über Substanz sein, aber falls Ihnen der Sinn nach schnellen und schmutzigen Kämpfen steht, ist dieser Titel genau das Richtige für Sie. Es ist schade, dass der Multiplayer, der den hektischen Spaß des Spiels hätte verlängern können, nur als amüsante Ablenkung taugt. Wenn Sie aber nur das Gehirn ausschalten und Wellen von Bösewichten verprügeln wollen, werden Sie keine befriedigendere oder durchgeknalltere Gelegenheit finden als dieses Spiel.

PRO: Die fast urwüchsige Einfachheit, auf Buttons zu dreschen, um Schädel einzuschlagen; die verrückten Charaktere; die völlig überzogene Komik des Ganzen.

CONTRA: Vielleicht zu geschmacklos für manche; die Langweiligkeit einiger Einzelspielermissionen; nicht zu wissen, was um Multiplayer eigentlich vor sich geht.

Abschließende Bewertung

Spiel: 6,0

Spaßfaktor: 7,0

Das Spiel wurde auf der Xbox 360 getestet.

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