Johnny Borrell: Borrell 1 (Stiff/Virgin EMI)
Was soll ein Gott der Indie-Szene tun, wenn die Indie-Musik, deren Vorreiter er war, mehr oder weniger verschwunden ist? Er zieht sich allem Anschein nach mit einem Vierspur-Rekorder und Koffern voller Saxophone nach Südfrankreich zurück. Der frühere Razorlight Frontmann Johnny Borrell wandte sich vom Jangle-Rock ab und ist nun Leader von Zazou, einer Gruppe von Straßenmusikanten, deren Aufgabe darin besteht, die Lücken zwischen Borrells Worten mit Klängen zu füllen. Stilistisch reicht Borrell 1 von rudimentärem Drive-through-Rock'n'Roll bis zu prahlerischem Springsteen, wenn stammte Springteen denn aus der Gegend von Coventry stammte und nur alle zwei Jahre einmal bei einer großen Straßenparade aufspielte. Die bruchstückhaften Bläserklänge, das Honky-Tonk-Piano und - im Falle von „Cannot Overthrow“ – die totale total Selbstbezogenheit sind so unbefangen, dass man einfach applaudieren muss. Falls dies nur das erste von vielen Alben ist, dann könne wir uns auf etwas gefasst machen, denn Borrell 1 klingt wie das mechanische Innenleben eines Gehirns, das in den totalen Wahnsinn abgleitet.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen