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DayZ Tagebuch: Der Tag, an dem mich ein freundlicher Spieler in eine Gewissenskrise stürzt

 

dayz tagebuch 6 01

Beim letzten Mal fasste ich den Entschluss, dass ich, wann immer ich DayZ alleine spiele und dabei auf einen anderen Spieler stoße, diesen sofort töten werde. Brutal, ja, aber die einzige Möglichkeit, sicherzustellen, dass ich nicht von einem Frischling niedergeschlagen werde, der nichts zu verlieren hat.Ich wandere also die Küste entlang in Richtung Kamyshovo,als ich ein wenig voraus einen Überlebenden entdecke. Ich knie nieder und erschieße ihn mit meiner Mosin. So wie ich das sehe, ist ein Frischling nur ein Bandit, der noch keine Schusswaffe gefunden hat.

Dann höre ich einen Bums. Ich drehe mich um und sehe mich mit einem unbewaffneten Spieler im T-Shirt konfrontiert, der drohend seine Fäuste schwingt. Entweder ist er gerade erst ins Spiel eingestiegen oder er hat sich an mich herangeschlichen, während ich meine ganze Aufmerksamkeit dem anderen Spieler widmete. Ich ziehe meine Magnum und schieße auf ihn, doch er bewegt sich zu schnell. Eine Kugel streift ihn und er beginnt zu bluten, aber die anderen fünf gehen an ihm vorbei. Man soll eben nie aus der Hüfte feuern.. "Nice shot, homie", spottet der Typ, der mich mit den Fäusten attackierte, und läuft im Kreis um mich herum. "Ooh, so close!" (So knapp!) Ich versuche, mich mit meiner Axt auszurüsten, aber die Animation friert meinen Charakter an Ort und Stelle ein und eine Faust trifft auf meinen Kopf, während ich verwundbar bin. Ich werde K.O. geschlagen und muss mitanhören, wie meine Ausrüstung gestohlen wird.

Vielleicht habe ich das verdient. Nicht nur aus Gründen des Karma, sondern auch weil ich wie ein Idiot im offenen Gelände herumlief, anstatt vernünftigerweise im Schutz von Bäumen und Gebüsch zu bleiben. Der größte Fehler, den man in DayZ machen kann, wenn man über eine Schusswaffe verfügt, ist, sich unbesiegbar zu fühlen und deshalb nicht mit der gebotenen Vorsicht unterwegs zu sein. Also finde ich mich ein weiteres Mal am Strand wieder – diesmal in der Nähe von Berezino – und mache mich erneut ans Plündern. Nachdem ich eine Stunde lang sehr vorsichtig von Haus zu Haus geschlichen bin, verfüge ich nun über einen Rucksack, eine Axt und einen netten Vorrat an Nahrung und Getränken. Ich entschließe mich, nach Norden zum kaputten Frachtschiff und dann weiter in die Stadt Svetlojarsk zu gehen.

Ich befinde mich am Stadtrand von Berezino, und zwar in der Nähe des Sägewerks, als ich das Ping eines abprallenden Schusses vernehme. Irgendjemand schießt auf mich, aber ich weiß nicht aus welcher Richtung. Ich werde getroffen und beginne zu bluten, aber ich schaffe es, in eine Reihe von Hinterhöfen zu flüchten, ehe der Schütze mich erledigen kann. Durch ein schmales Gässchen kann ich den Angreifer und seinen Kumpel auf der Hauptstraße ausmachen. Sie verfügen über militärische Ausrüstung und sind schwer bewaffnet. "I think I got him." (Ich glaube, ich habe ihn getroffen.) sagt einer von ihnen über Voice Chat. "Yeah, you did" (Ja, das hast Du), antworte ich, wohl wissend, dass ich sicher hinter einer Mauer versteckt bin. "But you're a terrible shot. Asshole." (Aber Du bist ein schrecklicher Schütze. Arschl...)

Da ich erkenne, dass ich wie ein Narr einen Mann mit einer großen Schusswaffe verspotte, laufe ich davon. Nachdem ich mich einige Minuten lang ständig nervös umgeblickt habe, bin ich mir sicher, dass ich nicht verfolgt werde. Ich kann nun schon das Frachtschiff erkennen, dass am Rande der östliche Küste gestrandet ist, weshalb ich flott weitergehe. Plötzlich bemerke ich direkt voraus auf der Straße einen weiteren Spieler, der eine Schrotflinte trägt. Ich überlege, ob ich weglaufen soll, aber ich komme zur Überzeugung, dass es klüger ist, ihn wissen zu lassen, dass ich keine Bedrohung bin. Ich nähere mich ihm und erwarte eine Ladung Schrot mitten ins Gesicht. Stattdessen grüßt er mich freundlich.

"Do you need any assistance?" (Brauchst Du Hilfe?) fragt der Fremde. Es ist endlich passiert: Ich habe den einzigen freundlichen bewaffneten Spieler in DayZ getroffen. "No, I'm fine", (Nein, ich habe alles, was ich brauche) sage ich und winke. "Thanks!" Wir gehen schweigsam unserer Wege. Er marschiert in Richtung Berezino. "Wait!" (Moment) rufe ich ihm nach. "There are two guys up ahead with guns. They shot at me, but I survived. Be careful." (Weiter voraus lauern zwei Typen mit Schusswaffen. Sie schossen auf mich, aber ich überlebte. Sei vorsichtig.) "Oh, thanks. You too." (Oh, danke. Du auch.) Habe ich gerade sein Leben gerettet? Es ist möglich und nun habe ich eine Gewissenskrise. Hätte ich eine Mosin gehabt, hätte ich ihn sofort erschossen, als ich ihn in der Ferne entdeckte. Ich hätte den nettesten Man in Chernarus kaltblütig ermordet. Ich fühle mich wie der Bösewicht im Film, dessen Moralempfinden erwacht und der daraufhin gut wird. Ich schwöre, von diesem Tag an werde ich nicht mehr einfach jeden erschießen, sobald ich ihn sehe.

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