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22.05.2015

The Witcher 3 Tagebuch, Tag 2: Hängen ist wirklich schrecklich

 

witcher 3 diary 2 01

Fortsetzung eines Tagebuchs meiner Abenteuer in The Witcher 3, überwiegend aus der Perspektive des Spielcharakters. Beinhaltet wahrscheinlich Spoiler.

Ich bin schuld daran, dass heute ein Mann gehängt wurde.

Ich wollte das nicht. Ich erwartete es nicht einmal. Ich wollte helfen, aber vielleicht läuft hier alles nach etwas anderen Regeln ab.

Ich bin ein erfahrener Abenteurer. Ich weiß, wie das abläuft. Die Zivilisten, also alle nicht militärischen und auch nicht monströsen Bewohner der Spielwelt, werden hier abfällig „Bauern“ (peasants) genannt und sind völlig außerstande, ihre eigenen Probleme zu lösen, weshalb sie sich ganz auf die geringe Wahrscheinlichkeit verlassen müssen, dass ein muskulöser Mann in die Stadt geritten kommt und alles für sie erledigt. Er ist ruppig, aber findet freundlicherweise eine faire Lösung, so dass alle ihre Fehler einsehen und ihn mit Geld und Schmuck belohnen, die sie besser früher anderweitig investiert hätten, um ihre Probleme aus der Welt zu schaffen.

Ich bin schuld daran, dass ein Mann gehängt wurde.

Ich hatte meinen Kollegen/Lehrmeister bei der ersten sich bietenden Gelegenheit verlassen, doch ich fand mich, obwohl ich einen umständlichen Weg durch die Landschaft wählte und dabei vergeblich versuchte, in eine Windmühle einzubrechen (ich verfüge über einen Zauber, mit dem ich Holzhindernisse aus dem Weg räumen kann, aber er versagt leider angesichts eines billigen Schlosses), schließlich im selben Dorf wieder, indem auch er sich aufhielt. Zum Glück gab es dort Quests.

Eine davon bot so ziemlich alles, was man sich von einer Quest nur wünschen kann. Ein Geist versetzte eine Familie in Angst und Schrecken und dieser Spuk war so brutal, dass die armen Leute selbst nichts dagegen unternehmen konnten. Ich trabte also pflichtbewusst zu dem Ort, an dem der Geist spukte, doch der Versuch, ihn mit dem Dolch in die Hölle zu befördern, blieb erfolglos. Das Problem bestand darin, dass der Geist – eigentlich eine Dame – an diese Welt gebunden war, weshalb ich herausfinden musste, warum das der Fall war. Ich werde Ihnen die Details ersparen, aber es geht bei dem Auftrag um eine grausige Schatzsuche, in deren Verlauf das Schicksal dieser armen Frau enthüllt wird, und dann einen guten altmodischen Kampf, der den Einsatz bestimmter Zauber erforderte. Ich kehrte mit stolzgeschwellter Brust ins Dorf zurück. Ich war ein Held: Ich hatte die Familie gerettet, ich hatte einen traurigen Geist aus einem jämmerlichen Nach-Leben befreit und ich hatte einen coolen Kampf gewonnen.

Ich bin schuld daran, dass ein Mann gehängt wurde.

Dieses Land ist kein fröhliches, glückliches. Menschen und Zwerge und Elfen existieren in einem Zustand unterdrückter Feindschaft, die nur allzu oft nicht unterdrückt wird. Meine nächste Quest hängt mit so einem Fall nicht unterdrückter Feindschaft zusammen; der lokale Waffenschmied, ein Zwerg, wurde Opfer eines unbekannten Brandstifters, der seine Schmiede in Schutt und Asche legte. Der Grund für dieses Verbrechen dürfte sein, dass die Menschen das Gefühl hatten, er würde vom Verkauf von Ausrüstung an die unterdrückerische imperiale Armee profitieren. Der Zwerg erzählt mir, dass er die Armee nur unter extremem Zwang ausrüstet und nicht dafür bezahlt wird.Niemand glaubt ihm, weil die latenten Vorurteile der Menschen hervortreten, obwohl der Schmied schon sehr lange in der Gemeinde lebt und arbeitet.

Er ließ sich viel gefallen, aber der Verlust seines Geschäfts ist der Tropfen, der nun das Fass zum Überlaufen bringt. Er möchte, dass ich den Brandstifter für ihn ausfindig mache, weil ich der Witcher bin. Meine seltsamen tierischen Sinne machen es mir leicht, die Spur des Schuldigen aufzunehmen und ihr zu folgen.

Mit Hilfe von Witchervision (TM) folge ich den Schritten des Mannes, der den Brand legte, durch die Stadt – dabei kommt es zu einem Kampf mit wütenden Wassermännern, weil warum nicht? - und schließlich finde ich ihn in einem nahegelegenen Haus, wo er ängstlich in einer Ecke kauert. Als ich ihn frage, gibt er rassistischen Nonsens von sich und zeigt ungefähr so viel Reue wie eine Katze, die in einen Vogelkäfig einbrach.

Trotzdem ist er nicht allzu erpicht darauf, dem Waffenschmied gegenüberzutreten, und versucht, mich zu bestechen. Nein, darauf lasse ich mich nicht ein. Wenn ich es nur darauf abgesehen hätte, schnell reich zu werden, würde ich ihn einfach ausrauben. Uh, das habe ich auch schon getan. Das ist mein Ding. Ich weiß, wie das funktioniert – ich bringe dich zu dem Typen, dem du Unrecht getan hast, spiele König Salomon, alle einigen sich, ich bin ein Held und irgendjemand gibt mir zum Dank ein Schwert.

Ich bin schuld daran, dass ein Mann gehängt wurde.

Ich stand einfach nur da, während der Zwerg sich weigerte, auch nur den geringsten Anflug von Vergebung zu zeigen, obwohl sich der Bandstifter damit verteidigte, dass er betrunken und der Brand eher ein Unfall als eine geplante Tat war. Ich stand einfach nur da, als der Waffenschmied die Miliz (militia) herbeirief. Ich stand einfach nur da, als sie den Brandstifter zum Galgen schleppten, um ihn für diese Unterbrechung ihres Nachschubs zu bestrafen.

Ich bin schuld daran, dass ein Mann gehängt wurde.

Ich sagte nicht „stop“. Ich konnte nicht „stop“ sagen. Es gefiel mir nicht, dass ich nicht „stop“ sagen konnte. Ein Mann wurde meinetwegen gehängt.

Dann sagte ich etwas Schlagfertiges über ‘harsh punishment’ (strenge Bestrafung) und handelte ein wenig mit dem Zwerg. Das bedeutet, dass ich nun ein schickes, fast schon dandyhaftes neues Hemd habe:

The Witcher 3 Tagebuch, Tag 1: Über das Ende der Welt hinaus

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