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27.06.2017

Shadow of the Colossus war unvollendet – und deshalb besser

 

shadow of the colossus feature 01

 

Shadow Of The Colossus funktionierte nicht immer so, wie es sollte, es war ungeschliffen und nicht komplett – und das kommende Remake sollte nicht versuchen, daran etwas zu ändern.

 

Rein technisch betrachtet, stellte Team Ico Shadow Of The Colossus fertig. Es wurde 2005 veröffentlicht. Man konnte die Disc in eine PS2 einlegen und eines der kultigsten Abenteuer der Videospielgeschichte erleben. Doch eine viel ausuferndere Visio für diese Welt und die Kolosse, die sie bevölkern, wurde nie umgesetzt. Aufgrund der technischen Beschränkungen und begrenzter Zeit wurden große Stücke des Spiels nie fertig und deshalb einfach versteckt oder überhaupt entfernt.

 

Nachdem Sony auf der diesjährigen E3 angekündigt hatte, dass das Spiel 2018 den Sprung auf die PS4 machen würde, bestätigt Shuhei Yoshida, der Präsident des Unternehmens, gegenüber Famitsu, dass es sich nicht bloß um eine „remastered“ Version handeln würde. Er betonte, dass es eine überarbeitete Steuerung geben könnte und dass Designer Fumito Ueda mit dem neuen Projekt nicht viel zu tun hat. Da Bluepoint, das Entwicklerstudio, das für die HD-Portierung des Spiels für die PS3 verantwortlich war, potenziell nicht nur den Look, sondern auch die Steuerung modernisieren wird, warum sollte man da nicht die Gelegenheit nutzen und versuchen, das Spiel teilweise so wiederherzustellen, wie Team Ico es sich seinerzeit vorstellte?

 

 

Shadow of the Colossus, wie es heute existiert, verfügt über lediglich sechzehn Kolosse. Manche von ihnen sind bemerkenswerter als andere, aber alle wurden Millionen Mal getötet. Das Spiel beinhaltet sogar „time trials“ (Kampf gegen die Zeit), um Spieler zu belohnen, die einfallsreiche Wege finden, dies zu tun. Einem Spieler gelang es sogar, alle in unter einer Stunde zu besiegen.

 

Doch als Team Ico anfing, an diesem Spiel zu arbeiten, gab es mehr Kolosse. Angesichts dessen, was wir heute über ihn wissen, und des Umstands, dass Last Guardian eine sehr lange Entwicklungsgeschichte hatte, kann es nicht überraschen, dass Ueda geplant hatte, bis zu 48 verschiedene riesige und schwerfällige Bosse durch die Spielwelt stapfen zu lassen. Dank zahlreicher Interviews, Entwürfe und des Codes des Spiels, der von neugierigen Fans zerpflückt wurde, wissen wir, dass manche diese Kolosse jenen ähnlich sahen, die im fertigen Spiel zu finden sind, während andere, etwa diese Riesenspinne, völlig anders und eigenständig waren.

 

Einer der berühmteren Spieler dieses Spiels, er sich Nomad nennt, ging der Sache auf den Grund und veröffentlichte seine Ergebnisse vor einigen Jahren in seinem Blog. Nomad war Teil einer größeren Gruppe von Koloss-Jägern, die unbedingt alle Geheimnisse des Spiels ergründen wollten. Er und andere zeigten nicht nur, dass diese Dinge existieren, sondern sie machten auch deutlich, was an diesem Spiel so faszinierend war, dass viele Leute diese Suche auf sich nahmen.

 

 

Shadow of the Colossus verfügt über alle Merkmale eines Kultklassikers. Adam Sandler und Don Cheadle spielten es in einem Spielfilm. Und es ist leicht zu verstehen, warum. Der Reiz des Spiels geht über das Gaming hinaus und ist sofort offensichtlich, denn es wartet mit einer Umgebung und einer Atmosphäre auf, die sowohl nachdenklich als auch intim ist, da die Welt so offen und passiv ist. Spieler lieben es, durch ein Tal in Richtung eines Berges zu gehen, nur um zu erkennen, dass der Berg am Leben ist und sie gerade bemerkt hat.

 

Man muss Shadow of the Colossus nicht komplett durchspielen und nicht einmal gut spielen, um von den Mysterien, die in seine Geographie eingebettet sind, fasziniert zu sein. Was sind diese verfallenden Ruinen? Auf was für eine vergangene Zivilisation deuten sie hin? Und warum bewegen sich manche von ihnen und versuchen, mich zu töten? Da das Spiel zur Stille tendiert und nur mit minimaler Exposition und einem Ende aufwartet, dessen Wendung genau die richtige Mischung aus Ironie und Mehrdeutigkeit ist, ist es leicht, sich solchen Fragen zu überlassen und sich von ihnen ins Unbekannte mitreißen zu lassen. Zum Glück für die Millionen von uns, die seinem Zauber erlagen, wurde das Labyrinth nie fertiggestellt, weshalb wir nie mit ihm abschließen mussten.

 

 

Shadow of the Colossus ist voller Klischees. Manche dürften auf den (für Uedas Standards) straffen Produktionszeitplan und einen schwierigen QA-Prozess zurückzuführen sein, während andere Absicht sind, als wollten die Schöpfer des Spiels auf eine weitere Ebene von Geheimnissen unter der Oberfläche des Spiels hinweisen. Vögel, auf die man springen konnte, um mit ihnen zu fliegen, ein See, der nicht den normalen Gesetzen der Physik gehorcht, und ein geheimer Garten oben auf dem zentralen Turm, den viele Spieler jahrelang zu erklimmen versuchten – sie alle halfen, das Leben des Spiels zu verlängern, und widersetzten sich oberflächlichen Interpretationen der Bedeutung des Spiels und der Absichten der Entwickler. Wer kreiert eine Tür, die sich nicht öffnen lässt, und neckt die Spieler dann damit?

 

Die besten Ruinen in Shadow of the Colossus sind jene, die von den Künstlern selbst dort zurückgelassen wurden und mit denen sich die Spieler seit mehr als einem Jahrzehnt herumschlagen. Ein Remake, das so wunderschön aussieht wie das, das Sony auf der E3 zeigte, kann die Details auf jedem Baum verbessern und die höllische Third-Person-Kamera durch ein Steuerungsschema ersetzen, das weniger wütend macht, aber es wird kaum in der Lage sein, eine Möglichkeit zu finden, die Magie wiederzuerlangen, ein Spiel zu spielen, das mit Geheimnissen gefüllt ist, die so gar nicht geplant waren.

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