Kathryn Williams: Songs from the Novel (Albumkritik)

 

 

Kathryn Williams: Songs from the Novel (One Little Indian)

 

 

Stellen Sie sich vor, Ihrem Lieblingsbuch läge ein Soundtrack bei. Wie viel intensiver könnte man sich in die Welt und die Charaktere des Buches vertiefen, wenn es dazu einen mitreißenden musikalischen Sog gäbe, wie es bei Filmen der Fall ist? Das ist die Idee, die hier von der Folk-Musikerin Kathryn Williams und der Autorin Laura Barnett ausgelotet wird, denn erstere hat die Begleitung zum Roman der letzteren geschrieben, der von einer an Joni Mitchell angelehnten Sängerin handelt, die sich nach ihrer Glanzzeit in den 70ern aus der Öffentlichkeit zurückzieht.

 

Für Williams, die zuvor ein Konzeptalbum über Sylvia Plath aufnahm, ist dies eine Gelegenheit, ihre zarten Schrullen auf Blues-Rock („Road of Shadows“), rauchigen Girl-Group-Pop („She Wears a Dress“), Mazzy-Star-Einflüsse („Lilies“) und sogar tolpatschige Electronica („Architect“) anzuwenden. Zunächst ist dies ein aufschreckendes Hörerlebnis, doch bei Songs wie „Queen of the Snow“ und „Gethsemane“ wirkt Williams’ Songwriting opulenter und natürlicher. Doch welchem Genre die Musik auch angehören mag, man muss sich zuerst für den Charakter interessieren, um die Tiefe der Songs wirklich würdigen zu können, weshalb es sinnvoll wäre zuerst das Buch zu lesen.