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10.05.2018

Eleanor Friedberger: Rebound (Albumkritik)

 

eleanor friedberger 02

 

Eleanor Friedberger: Rebound (Frenchkiss)

 

 

2016 verbrachte Eleanor Friedberger einen Monat in Athen und stolperte dort in eine, wie es die US-Amerikanerin mit griechischen Wurzeln beschrieb, “80s goth disco” namens Rebound –, wo alle den Ententanz tanzten. “I copied the slouchy strut”, erinnert sie sich, “swinging my arms in time to music that sounded like Joy Division but was probably a knock-off by an unknown Baltic band. It was alienating and exhilarating.”

 

Zwei Jahre später befeuert dieses selbe Gefühl beschwingter Bindungslosigkeit ihr viertes und bisher bestes Soloalbum, doch obwohl Rebound hier als Schauplatz von „It’s Hard“ (“where time stands still”) auftaucht, ist dieses Werk von gepresstem Haar und Eyeliner weit entfernt. Stattdessen werden vage „gothic“ Themen wie Einsamkeit, nicht funktionierende Kommunikation und Isolation in warmen, eigenwilligen elektronischen Pop umgemünzt, der eher sanft erhebend als melancholisch ist. Dies ist eine radikal andere musikalische Landschaft als jene, die Friedberger in ihren Indie-Rock-Tagen mit The Fiery Furnaces (mit ihrem Bruder Matthew) oder auf früheren Soloalben beackerte. Gitarren werden sparsam, aber effektiv eingesetzt. Vor allem Synthesizer und Drum Machines produzieren sanften, exzellenten electronischen Pop mit Spuren von Laurie Anderson oder Yellow Magic Orchestra, während Friedbergers Gesang an Russell Mael von Sparks erinnert.

 

Sie haben zwar einen Kern der Trauer, doch die Songs nutzen Geist, Humor und Wortspiele, um das Versagen menschlicher (und sogar hündischer) Interaktionen zu dokumentieren. In „My Jesus Phase“ befindet sie sich “in the Galaxy bar alone, a universe far from home”. Das zuckelnde „In Between Stars“ (ihre “homage to dark 80s pop” – womöglich Berlin oder Eurythmics) bezieht sich auf jemanden, der “didn’t love enough, then loved too much.” Das grandiose „The Letter“ dokumentiert eine scheiternde Beziehung per Post. Wenn Friedberger dann zu dem witzigen „Are We Good?“, das wie eine Farce wirkt, kommt, „bellt“ nicht einmal mehr der Hund bei der Tankstelle „in der richtigen Sprache“. Im Rahmen der emotionalen Achterbahnfahrt rast sie von “losing my mind to ZZ Top” zu einer Art von Verbindung in dem träumerischen Liebeslied „Nice to Be Nowhere“. Zusammengehalten wird das Ganze von wunderbarem Songwriting, das reich an Melodien ist: Tracks wie „Make Me a Song“ und „Everything“ sind erstklassiger, euphorischer Electro Pop.

 

 

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