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26.05.2018

J Balvin: Vibras (Albumkritik)

 

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J Balvin: Vibras (Universal Music Latin)

 

 

Reggaeton ist in Lateinamerika seit mehr als einem Jahrzehnt sehr erfolgreich, aber nur wenige Künstler konnten bisher einen so großen weltweiten Erfolg feiern wie J Balvin 2017 mit seinem Track „Mi Gente“. Das Video hat mittlerweile mehr als 1,8 Milliarden Views auf YouTube, der Song erreichte in den USA Platz 3 der Popcharts und Beyoncé ist auf einem Remix zu hören. Natürlich ist dieser Hit auf dem neuen Album zu finden; er wartet mit einem lauten Beat und einem Refrain, der zum Mitsingen einlädt, auf. Einen ebenso mitreißenden Refrain bietet „Machika“, das aber unter zu vielen Bläsersounds leidet und deshalb nicht wie aus einem Guss wirkt, weshalb ihm dieser pure Latin.Stolz fehlt, der „Mi Gente“ auszeichnet. Aber Balvin setzt oft auf eine andere Art von Reggaeton, die Anfüge von Trap und Dancehall einbezieht; in Lateinamerika gilt Reggaeton nach wie vor als Stil, der sich durch ständige Wiederholungen auszeichnet und nur für den Dancefloor geeignet ist, aber er erkundet das breitere Potenzial dieses Musikstils.

 

„En Mí“ beginnt mit einem sanften Rasseln, das hilft, eine lieblicher Version von Reggaeton zu kreieren, was vor allem auch Balvins zartem und leicht mit Auto-Tune bearbeiteten Gesang und den angenehm aquatischen Synthesizer-Klängen zu verdanken ist; „No Es Justo“ kontrastiert einen scharfen Reggaeton-Beat mit akustischer Gitarre, um mit Hilfe des Duos Zion & Lennox aus Puerto Rico einen sonnigen Track zu erschaffen. Sexualität spielt eine wichtige Rolle in den Reggaeton-Texten, doch zum Glück hat die aggressive Frauenfeindlichkeit der ersten Jahre des Genres nachgelassen: Balvin verführt, indem er die Chemie des Tanzens beschreibt, aber in „Dónde Estarás“ singt er auch davon, dass er mit seiner Ex sprechen und wieder mit ihr zusammenkommen möchte, und fügt in „En Mi“ sogar hinzu: “I like how easily you understand me” - ein ziemlich großer Schritt im Reggaeton. Seine Stimme klingt am besten, wenn er von einem schnell gesungenen Abschnitt in tiefes, ruhiges Rappen übergeht, wie es etwas auf „Ahora“ und „Ambiente“ der Fall ist.

 

Seit er 2015 „Ginza“ veröffentlichte, vertrauen Balvin und sein langjähriger Produzent Sky auf eine clevere Kombination weniger Elemente – Beat, Synthesizerlinie, Bass – und geben so Subtilität den Vorzug vor Schwülstigkeit. Ein gutes Beispiel ist „Brillo“, ein sinnlicher Track, bei dem der zarte und vielseitige Gesang der spanischen Flamenco-Sängerin Rosalía vor minimaler Begleitung glänzt. Tracks wie dieser machen Vibras noch immer zu perfekter Partymusik, aber sie beweisen auch, dass der lärmende Stil früher Reggaeton-Hits wie Daddy Yankees „Gasolina“ langsam der Vergangenheit angehört.

 

 

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