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15.05.2018

Jess Williamson: Cosmic Wink (Albumkritik)

 

jess williamson 01

 

Jess Williamson: Cosmic Wink (Mexican Summer)

 

 

„Tell me everything you know about consciousness”, lautet die erste Zeile der ersten von vielen sehr tiefschürfenden und mit schmachtender Stimme vorgetragenen Nummern auf dem dritten Album der aus Texas stammenden Singer-Songwriterin Jess Williamson. I See the White“, der besagte erste Song, ist eine Betrachtung über Zeit und Sterblichkeit, zu der die Künstlerin durch die ersten grauen Haare ihres Hundes inspiriert wurde, und erfüllt das mystische Versprechen des Titels des Albums; sanfte Gitarrenklänge werden durch leichte Änderungen des Rhythmus und dezente Orgeleinlagen langsam in ein Delirium gesteigert. Williamson hat sich als Komponistin und Texterin gehörig weiterentwickelt, was der Vergleich mit dem 2014 erschienenen durchschnittlichen, traditionellen Folkalbum Native State und dem eine Spur mutigeren 2016 erschienenen Nachfolger Heart Song beweist. Nun klingt sie ganz ausgeformt: ihre reichhaltigen Texte (“Was my cup so full I thought it was empty?” rätselt sie, koan-artig, auf dem verträumten Shuffle „Mama Proud“) und die dunkle Tiefe ihrer an Chan Marshall erinnernden Stimme machen diese mit viel Geschick dezent gestalteten Songs wirklich faszinierend. Cosmic Wink zeichnet eine romantische Offenbarung vom verführerischen Feeling in der Art des frühen Neil Young und den hellen, sitar-artigen Gitarrentönen von „Awakening, Baby“ über den sinnlichen Rock von „Dream State“ bis hin zu dem an Hall reichen Anschwellen und dem melodischen Klimpern von „Forever“. “When I don’t know what home is, I can turn in to your arms”, meint sie zum Abschluss auf dem zärtlich erotischen „Love on the Piano“, womit sich das Kosmische anmutig ins Häusliche auflöst.

 

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