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08.05.2018

Jon Hopkins: Singularity (Albumkritik)

 

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Jon Hopkins: Singularity (Domino)

 

 

Jon Hopkins, der für den Mercury Preis nominierte Produzent, der schon mit Brian Eno und Coldplay zusammenarbeitete, schuf dieses Album inmitten kalkulierter Bewusstseinserweiterung mit Hilfe von transzendentaler Meditation und natürlich vorkommender Psychedelika. Er verfeinert darauf seinen forscherischen Einsatz von HD-Elektronik und bietet den Hörern einen gekonnt sequenzierten Trip. Das handwerkliche Können ist auf höchstem Niveau. Die Art und Weise, wie die Beats auf den beiden großen Techno-Nummern - „Everything Connected“ und „Emerald Rush“ - , knirschen und splittern, um die Quantisierung zu verschleiern, ist exzellentes Sounddesign; zudem swingt „Emerald Rush“ mit einem Groove, den man fast schon als Reggaeton bezeichnen kann – ein außergewöhnlich guter Groove und eine sehr gute Nummer. Aber welchen Nutzen hat das beste handwerkliche Können, wenn man nichts zu sagen hat? Was unter Drogeneinfluss bedeutsam, je weltbewegend erscheint, entpuppt sich am nächsten Morgen als lachhaft offensichtlich – die Tracks, die die eher als Ambient zu bezeichnende zweite Hälfte des Albums bilden, erscheinen tief, sind es aber nicht. „Luminous Beings“ pulsiert 12 Minuten lang hübsch vor sich hin wie ein aufleuchtendes Mobile, das man ein Baby anstarren lässt, während man sich ein Gläschen Wein gönnt, und „C O S M“ bedient sich des Umgedrehte-Streicher-Effekts, mit dem Four Tet uns schon vor 15 Jahren erfreute – im Vergleich mit dem brillanten Höhepunkt von „Emerald Rush“, wo Furcht mitmischt, um die Akkorde nach unten zu drücken, wirken diese Nummern emotional seicht. Der Titeltrack funktioniert als Ouvertüre, aber nicht für sich allein, und „Neon Pattern Drum“s Atmosphäre weicht keinen Millimeter von leichter Gefahr ab (auch wenn diese Nummer ein Kracher in seinem Live-Set werden könnte). Der Tiefpunkt sind die drei Tracks – unvermeidlich bei ihm und seinen Kollegen der schicken Trance-Klänge – mit unerträglich simplem und einfallslosem Piano-Minimalismus, die an einen seines räumlichen Bewusstseins beraubten  Ryuichi Sakamoto erinnern. Zu viel von diesem Album klingt, als wollte jemand seinem Drogenkonsum Bedeutung verleihen.

 

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