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18.10.2018

Ella Mai: Ella Mai (Albumkritik)

 

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Ella Mai: Ella Mai (10 Summers/Interscope Records)

 

 

Der Fluch des One Hit Wonder ist nur schwer abzuschütteln, und das gilt besonders für eine junge Künstlerin mit einem internationalen Hit wie „Boo’d Up“. Die in Südlondon geborene R&B-Sängerin Ella Mai schaffte in diesem Jahr den Durchbruch, während sie mit dieser Hymne für alle Frischverliebten in den USA auf Tournee war – obwohl der Song bereits fast ein Jahr davor veröffentlicht worden war -, weshalb ein gewisser Druck auf ihr lastet, sich einen fixen Platz in der Szene zu erkämpfen, anstatt nach einem erfolgreichen Song sofort wieder in der Versenkung zu verschwinden.

 

Mit Hilfe berühmter Gaststars (Chris Brown, John Legend und HER sind hier zu hören) bemüht sich Ella Mais schlicht nach ihr selbst benanntes Debütalbum, dringend benötigten Kontext zur Künstlerin hinter diesem Riesenhit zu bieten. Und trotz einiger wenig einfallsreicher Versuche, die Formel aufzuwärmen, wird dieses Ziel weitgehend erreicht.

 

Der Triumph von Mais erster Single war vor allem auf ihre Fähigkeit, in einer Szene voller Trap Beats und Emo Rap für Abwechslung und damit Aufmerksamkeit zu sorgen, indem sie eine erfrischende Mischung von nostalgischer Romantik, Einfachheit und Urban Dictionary-versiertem Hook bot. Doch gelegentlich können Mais mem-taugliche Texte und affektierter amerikanischer Akzent gehörig auf die Nerven gehen, wobei eine gewisse Diskrepanz zwischen projizierter Persona und tatsächliche Künstlerin deutlich wird – die in den gesprochenen Passagen dieses Albums einen klar erkennbaren britischen Akzent hat. Auf „Sauce“ prahlt sie damit, zu selbstbewusst zu sein, als das Männer damit klarkommen könnten, wobei sie sich selbst – wenig überzeugend – die Diagnose “too much sawce” stellt, was aufgrund der allzu generischen musikalischen Begleitung noch peinlicher wirkt.

 

Es sind die starken und feurigen Songs „Dangerous“ und „Shot Clock“, die besonders glänzen, denn bei ihnen passt alles zusammen: der honigsüße, aber emotionale Gesang, die demonstrativ aufrichtigen Texte und die altmodische Instrumentierung, die mit düsteren Synthesizer-Klängen und Percussion dezent modernisiert wurde. Sie sind bessere Beweise für Mais authentisches R&B-Starpotenzial, als es jeder Millenial-Slang je sein könnte.

 

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