Menu

Seiten

17.10.2018

Matthew Dear: Bunny (Albumkritik)

 

matthew dear 01

 

Matthew Dear: Bunny (Ghostly International)

 

 

Matthew Dear nennt sich selbst nicht einfach so King Chameleon. Der in Texas geborene Produzent und DJ, der auch schon Lektor an University of Michigan und unkonventioneller Elektronikkünstler war, hat fast 20 Jahre unter verschiedensten Pseudonymen - Audion, Jabberjaw und False – Werke veröffentlicht und Genres gewechselt wie andere Leute ihre Unterwäsche. Das fünfte Album unter seinem eigenen Namen ist diesbezüglich keine Ausnahme, auch wenn er hier über weite Strecken von einer eklektischen Bandbreite von Stilen der Post-Punk-Ära zu schweren elektronischem Klängen inspirieren ließ. Den Schädel erschütternder Dub, elektronische Körpermusik im Stil von Nitzer Ebb, die schrägen Melodien von Wire und die Puk- und Dub-Experimente von The Pop Group werden hier in verschiedenen Konzentrationen zusammengemischt. Das treibende „Electricity“ hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Basslinie von Elvis Costellos „Pump It Up“, während das exzellente „Bunny’s Dream“, das dieses Album eröffnet, an die fragile Schönheit von The Durutti Column erinnert, wobei der eindringliche Riff und die zischenden Schlagzeugfiguren eine hypnotische Atmosphäre schaffen, die vom Sub-Bass ausgelöscht wird.

 

Es ist ein fesselndes Hörerlebnis, bei dem verschiedenste Grooves den Rahmen für Dears leicht bearbeitete, fast gesprochenen, mitunter bewegten Gesang bilden. Gelegentlich scheint er auf sehr trockene Weise moralische Panik zu parodieren. “We’ve got to take back the streets”, fordert er auf „Can You Rush Them“. In „Echo“ erklärt er: “Nitrous was the drug of choice. The kids grow up too fast.” Die Gaststars Tegan and Sara bieten auf „Horses“ und „Bad Ones“ wieder etwas anderes: verworrenen hübschen Pop. „What You Don’t Know“ könnte von den Talking Heads zur Zeit von „Houses in Motion“ stammen, nur mit Shakers. Es ist ein, auch qualitativ, uneinheitliches Album, aber es gibt hier viel zu genießen.

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen