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22.07.2019
Laura Jurd: Stepping Back, Jumping In (Albumkritik)
Laura Jurd: Stepping Back, Jumping In (Edition Records)
Laura Jurd ist eine beeindruckend gute Trompeterin – eine Spezialistin für Hard Bop und modalen Jazz, die auf jeder Bühne der Welt bestehen könnte. Aber man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie gegen die Beschränkungen eines jeden Lineup, in dem sie arbeitet, ankämpft. Sie wurde als Mitglied des National Youth Jazz Orchestra bekannt, ist die Frontfrau der für den Mercury Preis nominierten Jazz-Rock-Band Dinosaur, spielte mit der Gruppe Blue-Eyed Hawk, die atmosphärischen Post-Rock macht, und hat zusammen mit dem Scottish National Jazz Orchestra klassische Trompetenstücke neu interpretiert, wobei sie zuletzt die Miles-Davis-Rolle bei einer Darbietung von Sketches of Spain übernahm.
Jurds Solo-Unternehmungen führen sie auf noch seltsameres musikalischeres Territorium. Für ihr 2012 erschienenes Solodebüt Landing Ground fügte sie ein Streichquartett zu einem Jazz-Trio hinzu, während auf dem 2015 veröffentlichten Human Spirit Jurds Trompete in einen Wettstreit mit dem plappernden, wortlosen Gesang von Lauren Kinsella trat. Stepping Back, Jumping In ist eine weitere enorme stilistische Veränderung, eine, die mit an Bartók erinnernden Folk-Fälschungen von schrillem Minimalismus zu orchestriertem Chaos springt.
Das Ligeti Quartet, das schon auf Landing Ground zu hören war, ist wieder dabei, aber diesmal stehen seine kratzbürstigen Harmonien und schimmernden Texturen im Mittelpunkt.
Jurds Kameraden von Dinosaur haben ebenfalls Gastauftritte, darunter der Pianist Elliot Galvin, dessen Komposition „Ishtar“ ein wunderbares Durcheinander wirrer Bläser ist, die von Beats in einem komatösen Tempo begleitet werden. Aber Jurd bringt ander Wild Cards ins Spiel - Rob Lufts Banjo-Motiv lässt den ersten Track des neuen Albums wie einen fröhlichen Tumult in einem Wild-West-Saloon klingen, während die britisch-iranische Komponistin Soosan Lolavar die Santoor (ein mit Schlägeln gespieltes Hackbrett, das einem guten Teil der Musik einen beeindruckenden, perkussiven Glanz verleiht) spielt und auch eines der herausragenden Stücke beisteuert – einen neunminütigen Ambient-Track namens „I Am the Spring, You Are the Earth“.
Nicht alles funktioniert – einige der aufwühlenden Melodien und unruhigen Rhythmen verursachen regelrecht Kopfschmerzen -, aber es finden sich auch zahlreiche Momente reiner Schönheit.
Einer von ihnen ist „Companion Species“, ein außergewöhnlicher neunminütiger Track, der von den Norwegerinnen Anja Lauvdal und Heida K Jóhannesdóttir Mobeck geschrieben wurde und aus einer Serie von schimmernden Texturen besteht, die sich langsam in etwas verwandelt, das klingt, als würde sich das Art Ensemble of Chicago auf Afrobeat-Territoirum begeben.
Vielleicht sollte sich Jurd trotz ihres fast manischen Einfallsreichtums als Komponistin nicht allzu weit vom Jazz entfernen.
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