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03.09.2019

Kano: Hoodies All Summer (Albumkritik)


Kano grime artist


Kano: Hoodies All Summer (Parlophone)



„Every day get new drama, something’s gone down”. klagt Kano mit verzweifelter, erschöpfter Stimme auf Hoodies All Summer, weil er fürchtet, dass sich der Status quo womöglich nie ändern wird. Der MC aus East Ham, der nun bereits seit 15 Jahren ein Kultstar des Grime ist – er kündigte sich 2004 mit der Debütsingle „P’s & Q’s“ an -, nimmt auf diesem sechsten Album seinen Status als Elder Statesman willig an und präsentiert sich über gefühlvollen Melodien als mitfühlende Großer-Bruder-Figur. “Any beef can be squashed if hands can be shaken, any hand can be shaken when the blood dries – I guess that’s not a thug line”, rappt der 34-Jährige auf dem hymnischen „Trouble“ über Klavierbegleitung und liefert damit den Entwurf für ein Album, das vom Verstehen jener Kräfte zeugt, die junge Männer zur Gewalt treiben, aber sie zugleich anfleht, einen anderen Weg zu finden. “Another funeral, another rest-in-peace, another judge gives out 20, welcome to my city”, jammert er auf „Good Youtes Walk Amongst Evil“, während im Hintergrund düstere Synthesizer hallen.

Kano wird nicht nur von seinen Grime-Kollegen, sondern auch von Indie—Größen wie Damon Albarn bewundert, was angesichts seines gewandten Wortspiels über Beats, die von UK Bass und Garage beeinflusst sind, mehr als verdient ist. Bis jetzt blieb ihm aber ein großer Mainsteam-Moment verwehrt, wie er vor kurzem Stormzy und Skepta zuteil wurde. Das nachdenkliche, ambitionierte Hoodies All Summer wird daran vermutlich nichts ändern, aber es wird seinen Ruf als einer der weisesten und ehrlichsten Geschichtenerzähler des Grime zementieren: „Free Years Later“, mit dem das Album beginnt, ist sein eigenes „Ultralight Beam“, während „Can’t Hold We Down“ den unbezähmbaren Geist des Rappers und Fangemeinde, die er unterhalten und erheben möchte, anspricht.



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