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08.09.2019
Raphael Saadiq: Jimmy Lee (Albumkritik)
Raphael Saadiq: Jimmy Lee (Columbia)
Raphael Saadiq sagt, dass er dieses Album nicht machen wollte – er musste es tun. Nachdem er mit Stars wie Solange, Mick Jagger und D’Angelo zusammengearbeitet, in den R&B-Bands Tony! Toni! Toné! und Lucy Pearl gespielt und versucht hatte, als Solokünstler das perfekte „vintage“ Soul-Liebeslied zu schreiben, legt er nun mit Jimmy Lee sein „passion project“ vor. Der Produzent/Frontmann widmete es einem Bruder, der den Drogen zum Opfer fiel, und drei weiteren toten Geschwistern und bietet hier eine Serie brutal ehrlicher, gelegentlich impressionistischer Meditationen über Sucht und Verlust, wobei gerade genug positive Einstellung einfließt, um Trauer und Zynismus erträglich zu machen. In seinen Erzählungen kommt Hilflosigkeit zum Ausdruck, aber seine Fähigkeit, sie zu schildern, zeugt von trotzigem Durchhaltevermögen.
Genau wie sein Mentor Prince nutzt auch Saadiq sehr gekonnt und schön Melodie und Klangraum über radio-freundlichen Rhythmen und wechselt dabei mit Autorität und Authentizität zwischen Genres hin und her. Ob er den sanften Funk von „So Ready“ oder das Spiritual „Belongs to God“ darbietet, er klingt immer gleich gut. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er auf eine 21.-Jahrhundert-Version klassischer Alben wie Sign ‘O’ the Times und What’s Going On abzielt, und mit erstaunlichen Klagelieder wie „This World Is Drunk“ und „Kings Fall“ gelingt ihm dies beinahe.
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