Das von Fans gestaltete Black Mesa ist ein Remake von Valves klassischem Shooter Half-Life aus dem Jahre 1998. An dem Projekt wurde rund acht Jahre lang gearbeitet, weshalb ernsthafte Zweifel aufkamen, ob es jemals fertig würde.
Schließlich hat sich seit dem Beginn der Entwicklung einiges verändert.
Im Laufe der Zeit wurde das ursprüngliche Ziel des Projekts immer unhaltbarer. Zunächst wollte man ein ordentliches Half-Life Remake produzieren – nicht so ein unbefriedigendes wie Valve selbst -, aber mit den Jahren wurde es immer unwahrscheinlicher, dass das fertige Spiel (sollte es je vollendet werden!) so modern aussieht, wie man es anfangs erhoffte. Die Zeit schritt so schnell voran, dass das Projekt einfach nicht Schritt halten konnte.
Also lassen Sie mich dies gleich vorweg feststellen: Black Mesa sieht nicht wie ein modernes Videospiel aus. Die Beschränkungen der Source Engine und der Umstand, dass die Hobbyentwickler mit fremdem Code arbeiteten, führten dazu, dass die Objektdichte und die Charakteranimation wie etwas aussehen, das 2007 modern gewesen wäre, aber nicht wie etwas, das wir heute – selbst von Mods – gewöhnt sind.
Das soll nicht bedeuten, dass das Spiel hässlich ist. Es erfreut das Auge mit wunderbaren Licht- und Umgebungseffekten und die zugrundeliegenden Originalentwürfe von Valve sehen großteils noch immer so frisch aus wie damals, als Half-Life erstmals erschien. Aber über weite Strecken werden Sie das Gefühl haben, Sie spielen ein Spiel aus dem Jahre 2007.
Davon ausgenommen sind nur die Abschnitte, die Sie daran erinnern, dass Sie ein Spiel spielen, das tatsächlich aus dem Jahre 1998 stammt. All diejenigen, die einfach nur alte glorreiche Momente nochmals erleben möchten, wird das wohl kaum stören, aber jüngere Spieler, die wissen möchten, warum gerade um dieses Spiel so viel Tamtam gemacht wird, sollten wissen, dass sich das First-Person-Shooter-Genre nicht zu Unrecht von etlichen Versatzstücken dieses Spiels verabschiedet hat. Sie benötigen Health Packs (Gesundheitspäckchen), um zu überleben, nicht fünf Sekunden in sicherer Deckung. Das macht die Sache vielleicht ein bisschen schwieriger, ist aber leider auch mit endlosen Quicksaves verbunden. Platforming, dominiert von der Kombination Hocken/Springen, spielt noch immer eine Rolle – und es ist noch immer schrecklich.
Aber wissen Sie was? Nichts davon spielt wirklich eine Rolle. Denn Half-Life ist, wie seine Fortsetzung, aufgrund seiner Features so großartig, sondern weil es ein Pionier in Sachen First-Person-Perspektive war und sich nicht auf eine körperlose schwebende Waffe reduzieren lässt. Und Black Mesa behält dieses Feeling nicht nur bei, sondern übertrifft gerade in dieser Beziehung das Original noch um einiges, da gerade in diesem Bereich die wirklich wertvollen Verbesserungen vorgenommen wurden.
Dies ist nicht einfach nur ein Remake. Das Black Mesa Team, angeführt von Carlos „cman2k" Montero, hat sich die Mühe gemacht, etliche kleinere Mängel zu beheben und neue Inhalte einzufügen, und so dafür zu sorgen, dass die Spieler mehr denn je ins Spiel eintauchen können, da Black Mesa nun wirklich wie eine Anlage wirkt, in der sehr viele Menschen arbeiten, und nicht wie ein leerer, höhlenartiger Schießstand.
Das bedeutet mehr Geplauder und zufällige Ereignisse im Hintergrund. Mehr herumliegendes Zeug. Ein Gewehr hat, oh Schreck, Kimme und Korn. Viele Bereiche wurden gar nicht so dezent verändert, um sie zu vergrößern oder auch einfach nur beeindruckender wirken zu lassen.
Und das ist mutig! Es gibt andere Entwickler, die sich die Mühe machen, alte Spiele zu portieren, und nie wagen würden, am Original auch nur die kleinsten Veränderungen vorzunehmen. Bei einem Spiel wie Half-Life, einem der größten Spiele aller Zeiten, würden sie nicht einmal im Traum daran denken. Aber diese Leute wagten es, weshalb es umso schöner ist, dass das Resultat so gut gelungen ist. Alle Achtung!
Vor allem beim Ende haben sie ganze Arbeit geleistet. Falls Sie Half-Life noch nicht gespielt haben, sei hier erwähnt: Das Ende ist wirklich mies. Ich meine das nicht im Verhältnis zum Rest des Spiels, ich meine, dass es wirklich verdammt mies ist. Fürchterliches First-Person-Platforming in Kombination mit einer seltsamen Wendung (die mit dem Rest der Serie nicht so ganz zusammenpassen will) macht das Ende zum mit Abstand schlechtesten Moment von Half-Life.
Zum glück für alle Erstspieler (und auch alle anderen), ist das Ende weg. Sie spielen es nicht. Das Team hat sich entschlossen, bei der aktuellen Veröffentlichung der Mod darauf zu verzichten. Es wird auch später nicht als Patch oder Update nachgereicht, sondern als Standalone-Titel veröffentlicht, wobei die Macher versprechen, dass es wesentliche Änderungen geben wird. Es kommt nicht oft vor, dass man ein Spiel dafür lobt, dass estwas weggelassen wurde, aber hier ist es der Fall, denn es war eine mutige Entscheidung – und die richtige. Die Half-Life Spielerfahrung wird dadurch straffer und schlüssiger.
Es ist schon ein wenig seltsam, nach all der Zeit Black Mesa zu spielen. Ich hatte mich schon damit abgefunden, diese Mod nie spielen zu können. Ein Urteil zu fällen, ist nicht leicht, da es sich einerseits um eine von Fans gemachte Mod, andererseits aber um ein Remake eines der besten PC-Spiele aller Zeiten handelt.
Auch wurden AAA Originaltitel veröffentlicht, die weniger genau unter die Lupe genommen wurden als diese Mod, was vielleicht ein Grund dafür ist, dass es so lange dauerte, bis sie endlich veröffentlicht wurde.
Aber da sie nun erschienen ist, muss festgestellt werden, dass das Black Mesa Team wirklich ganze Arbeit geleistet und ein Meisterstück zuwege gebracht hat. Half-Life wurde gerade so weit modernisiert, dass es für zeitgenössische Geschmäcker erträglich ist, aber nicht so sehr, dass es sich von der Originalvision entfernt. Angesichts der vielen Mitarbeiter, der Dauer des Projekts und der Bedeutung des Originals ist Black Mesa eine großartige Leistung.
Fast so großartig wie der Umstand, dass das Spiel kostenlos ist.
PRO: Ein dezentes, wirklich gelungenes Udate eines Klassikers; es ist Half-Life und es ist kostenlos.
CONTRA: Die neue Musik ist mitunter wunderbar, aber mitunter auch völlig unpassend; einige der neuen Sprecher sind auch nicht gerade berauschend.
Abschließende Bewertung
Spiel: 9,25
Spaßfaktor: 9,0
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