Ekstasis
(Domino)
Man gibt ein deutliches Statement ab, wenn man ein Album mit einer Nummer beginnt, dessen Titel sich auf Last Year in Marienbad (Letztes Jahr in Marienbad) bezieht, entweder einen der größten oder einen der manieriertesten Filme aller Zeiten; dieses Statement lautet, dass sich alle, die keine Geduld für eine Musikerin aufbringen, die als Künstlerin angesehen werden möchte, schleunigst entfernen mögen. Ekstasis – früher im Jahr schon einmal veröffentlicht und nun von Domino übernommen – bewegt sich gelegentlich in Richtung Pop (vor allem mit „In the Same Room“), aber es ist der kopflastige, abgeklärt Pop von Laurie Anderson oder auch von Japan in der späteren Phase. Ekstasis ist eher ein Stimmungsstück als eine Sammlung von Songs, denn Holter legt ihre Stimme in mehreren gläsernen Ebenen über ein ambientes Bett von Synthesizern, womit sie ihre ohnehin schon sehr abstrakten Texte weiter verschleiert – „3 to 2 to 1 / we're losing 'I' / in dreams of distance / you crawl close“ beginnt etwa „This Is Ekstasis“. Es ist sicher nicht angebracht, jedem zu empfehlen, sofort in den Laden zu stürmen und Ekstasis zu kaufen, aber je länger man sich dem Album widmet, desto mehr Sinn ergeben seine Strukturen, desto mehr beginnen die Melodien zu glänzen und desto mehr wird offensichtlich, dass ungesuchte Wahrheiten an die Oberfläche dringen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen