Es ist nun einen Monat her, dass Naughty Dog sein apokalyptisches Meisterwerk der spielenden Öffentlichkeit zugänglich machte. Das ist ein Monat Zeit, jeden Quadratzentimeter von The Last of Us abzusuchen, ein Monat, um sich bei mehrmaligem Durchspielen in Ellie und Joel zu verlieben, und ein Monat, um sich über die kleinen, aber doch vorhandenen Fehler lustig zu machen.
Ehe wir uns diesen Mängeln widmen, möchte ich noch einmal ausdrücklich betonen, dass mir The Last of Us sehr gut gefällt und dass es mit Sicherheit eines der Spiele des Jahres sein wird. Ich erwähne hier die Dinge, die mir negativ aufgefallen sind, nur deshalb, weil mir dies einen Vorwand bietet, wieder einmal etwas ausführlicher über eines meiner Lieblingsspiele des Jahres 2013 (bisher) zu schreiben. Und vergessen Sie nicht: auch die größten Helden haben ein paar Fehler.
Natürlich folgen ab hier einige heftige Spoiler. Weiterlesen auf eigene Gefahr!
Wie wäre es mit ein wenig Hilfe?
Es dauert nicht lange, bis man herausfindet, dass Ellie sehr wichtig ist und dass es in jedermanns Interesse ist, dass sie wohlbehalten beim Capitol in Boston eintrifft. Dennoch hält das Marlene, die Anführerin der Fireflies, nicht davon ab, das wichtigste „Päckchen“ in der Geschichte der Menschheit zwei berüchtigten Schmugglern anzuvertrauen, von denen einer möglicherweise „mörderischer Jäger“ im Lebenslauf stehen hat.
Vielleicht erkennt Marlene in Joel und Tess gewisses Potenzial. Vielleicht weiß sie, dass das Versprechen von Waffenhandel die beiden bei der Stange halten wird. Falls das der Fall ist, könnte sie Joel und Tess doch einige der besagten Waffen leihen, meinen Sie nicht? Sie wissen schon, damit sie sich nicht nur mit Ziegelsteinen, Flaschen und einer Pistole bewaffnet das menschenfeindliche Land durchqueren müssen. Marlene muss doch wissen, wie gefährlich es außerhalb der Mauern der Stadt ist. Es ist zwar ein schwerer Designfehler, Spieler zu Beginn des Spiels zu stark zu machen, doch hält sie nichts davon ab, den beiden zumindest ein paar Rauchbomben zuzustecken.
Hören Sie das?
Machen wir ein Experiment. Versuchen Sie, wenn Sie das nächste Mal in der Öffentlichkeit unterwegs sind, sich mit einem Rucksack voll klirrender Flaschen, Dosen mit Nägeln und Munition an einen Fremden heranzuschleichen und finden Sie heraus, wie weit Sie kommen, ehe die Polizei alarmiert wird. Meine Vermutung? Nicht sehr weit – und das ist der Grund, warum Joels „Stealth“ Skills in The Last of Us nicht so sehr von seiner Fähigkeit abhängen, Feinde lautlos auszuschalten, sondern in erster Linie davon, dass diese Feinde taub oder stumm oder beides sein dürften.
Ich habe nichts an der AI von The Last of Us auszusetzen (zumindest noch nicht). Auf höheren Schwierigkeitsstufen können diese Clickers und Hunters übernatürlich geschickt darin sein, uns anhand der leisesten Geräusche ausfindig zu machen. Was mich stört, ist der Umstand, dass keinem von Joels Feinden aufzufallen scheint, dass ihre Kumpel nur wenige Meter von ihnen entfernt brutal erwürgt werden, oder dass Clickers außergewöhnlich gut hören, außer wenn Runners direkt hinter ihnen der Schädel eingeschlagen wird. Es gab viele Momente, in denen ich mir sicher war, dass ich nach dem zu lauten Ausschalten eines Gegners von allen anderen entdeckt wurde, nur um dann erleichtert aufzuatmen, weil selbst die nur wenige Schritte entfernt stehenden Feinde von dem Blutbad nicht das Geringste mitbekamen., Ich glaube, ich bin dankbar dafür, aber bisweilen ließ es das ganze Herumschleichen irgendwie albern wirken.
Aus dem Weg!
Joels Überleben hängt von seiner Fähigkeit ab, unbemerkt an feindlichen Horden vorbeizuschleichen – eine Fähigkeit, die gelegentlich empfindlich beeinträchtigt wird, wenn es einem seiner AI Kumpane einfällt, menschliches Hindernis zu spielen. Das passiert nicht allzu oft, aber wenn einer seiner Verbündeten meint, er müsse sich genau in Joels Pfad hinknien, wird unser Held gezwungen, sich lange genug aus der Deckung zu begeben, um von einem Hunter (Jäger) entdeckt oder einem Infizierten angeknabbert zu werden.
Zum Glück werden Joels Teamkameraden wie Geister behandelt, was bedeutet, dass sie herumlaufen und reden können, so viel sie wollen, ohne die Position des Spielers zu verraten. Und das ist immer wieder einmal die Rettung, denn diese Typen haben die Angewohnheit, sich gut sichtbar zu verstecken und Weisheiten wie „Wir müssen leise sein“ zu schreien, und zwar in Situationen, in denen „Hey, Ihr Volltrottel, wir müssen verdammt noch einmal ganz leise sein!“ angebrachter wäre.
Ellie, die Kriegssanitäterin
Der Umfang des Trainings, das Ellie bei den Fireflies erhielt, steht durchaus zur Debatte. Ich kann mich mit der Idee anfreunden, dass sie ein natürliches Talent fürs Schießen hat und eine Meuchelmörderin mit quasi-militärischer Ausbildung ist, aber ich bin nicht überzeugt, dass sie über die Kraft und das medizinische Wissen verfügt, Joel drei Monate lang am Leben zu erhalten, nachdem seine Eingeweide auf dem Universitätsgelände durchbohrt wurden.
Vergessen Sie nicht, es ist hier nicht von einem kleinen Kratzer die Rede. Wir sprechen hier davon, dass Joel von einer rostigen, mit Tetanus verseuchten Stange durchbohrt wird und gute 10 Minuten lang in einer feindlichen Kampfzone ausblutet. Auch wenn man annimmt, dass Ellie über die Kraft verfügt, Joel auf ihr Pferd zu hieven und ihn dort festzubinden, gewieft genug ist, weitere Konfrontationen zu vermeiden, und das Glück hat, einen sicheren Unterschlupf zu finden, ehe Joel in den Schockzustand verfällt, bleibt noch die enorme Herausforderung, einen sehr komplizierten chirurgischen Eingriff durchzuführen, die Infektion zu verhindern beziehungsweise zu bekämpfen und dafür zu sorgen, dass Joel bis zum Winter am Leben bleibt. Joels Überlebenschancen wären selbst bei professioneller ärztlicher Betreuung in einer nicht-apokalyptischen Welt ziemlich gering, weshalb es schon ein wenig gar weithergeholt ist, wenn er nach einem kleinen Schluck vom magischen Doktorsaft mit nicht viel mehr als leichtem Husten und Bauchschmerzen aufwacht.
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