Ich stand um Mitternacht für meine Xbox 360 an, weil kurz vor dem offiziellen Verkaufsstart bekannt wurde, dass nur eine relativ wenige Geräte ausgeliefert wurden, auf jeden Fall zu wenige für den großen Bedarf. Würde ich die Konsole erhalten, die ich vorbestellt hatte? Würde ich gezwungen sein, eine Wahl zu treffen zwischen der auf das Wichtigste reduzierten „Basisversion“ jetzt oder einem Standardsystem später?
Zum glück ging damals alles glatt. Ich kam mit Perfect Dark Zero und Kameo nach Hause und war überrascht, welches sich als das bessere Spiel entpuppte (Hinweis: Kameo). Ich freute mich über die verbesserte Xbox Live Experience. In den darauffolgenden Wochen spielte ich so gut wie jeden Titel, der rechtzeitig zum Verkaufsstart der Konsole erschienen war und konsumierte fröhlich, was ich nur konnte.
Wenn ich an die Xbox One und die PlayStation 4 denke, erfasst keine derartige begeisterte Aufregung von mir Besitz. Beide Unternehmen haben einander als Konkurrenten wenig geschenkt und dürften mehr als brauchbare Hardware auf den Markt bringen, aber es ist ihnen nicht gelungen, etwas wesentlich Wichtigeres zu erreichen: Sie haben es bis jetzt nicht geschafft, einer breiteren Öffentlichkeit zu erklären, warum der Sprung auf die Systeme der nächsten Generation diesmal ebenso wichtig ist, wie er es vor acht Jahren war.
Zu meiner derzeitigen Enttäuschung trägt das schwache „Launch Lineup“ (Spiele, die zum Verkaufsstart der Konsole erhältlich sind) bei. Microsofts wichtigste Titel sitzen auf der Bank. Es gibt weder ein neues Halo noch ein neues Gears of War. Wenn auf der Gamescom nicht zumindest Crackdown 3 angekündigt wird (etwas, das seit der Enthüllung der Konsole im Mai immer wieder angedeutet wird), wird Microsoft im November über die Ziellinie humpeln (außer Sie lieben Rennspiele oder Dead Rising, was auf mich nicht zutrifft).
Sony strahlendster Titel, Infamous Second Son, wird erst 2014 erscheinen. Die Killzone Serie ist unterhaltsam, aber sie ist taugt nicht dazu, Hardware-Systeme zu verkaufen. Knack sieht niedlich aus (und könnte überraschen wie damals Kameo auf der Xbox 360), aber ich bin davon nicht so angetan, dass ich gewillt bin, €400 auf den Tisch zu blättern.
Neben den Exklusivtiteln darf man natürlich auch die Cross-Generation-Spiele nicht außer Acht lassen. Call of Duty, Battlefield 4, Watch Dogs und Assassin's Creed IV werden auch für die Konsolen der noch aktuellen Generation erscheinen. Es gibt keinen Grund, die Xbox One oder die PlayStation 4 zu erwerben, nur um etwas hübschere Versionen der Titel spielen zu können. Sollte es doch einen geben, dann Schande über die Häupter der Entwickler und Publisher, denen es bis jetzt nicht gelungen ist, uns zu erklären, warum dem so ist.
Zu den Konsolenfeatures ist nur zu sagen, dass Onboard-Streaming zwar ganz nett ist, aber was gibt es daneben sonst noch, dass den Eindruck entkräften könnte, es handle sich bei der nächsten Generation bloß um ein visuelles Upgrade? Mir fällt spontan kein Feature ein, das die kommende Hardware bietet, das so welterschüttend wäre, wie es die Online-Revolution auf Xbox 360 und PlayStation 3 war.
Mein Finger schwebt bei meinen beiden Vorbestellungen fast schon permanent über dem „Cancel“ (Stornieren) Button. Das einzige, was mich noch abhält, diesen zu betätigen, ist die vage Befürchtung, ich könnte diese Entscheidung im November bereuen. Je näher die Veröffentlichung rückt, desto leichter wird jedoch diese Entscheidung.
Ihr müsst Euch intensiver bemühen, Sony und Microsoft. Hört auf, miteinander zu konkurrieren, und beginnt stattdessen, mit Eurer Geschichte zu konkurrieren. Ihr müsst erhebliche Überzeugungsarbeit leisten und es bleibt nicht mehr viel Zeit dafür.
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