Wenn man viele Smartphone-Spiele spielt, kann man nur allzu leicht in einen gewissen Trott verfallen und zur Überzeugung gelangen, alles schon gesehen zu haben. Dieses Spiel ist wie Angry Birds, jenes Spiel ist wie Jetpack Joyride, diese Spiele sind wie eine Kombination aus den beiden genannten Titeln. Mitunter gewinnt man den Eindruck, es gäbe nichts neues mehr unter den Daumen, Doch dann spielt man etwas wie Device 6 und erinnert sich daran, wie cool Touchscreen-Gaming sein kann.
Device 6 wird uns von Simogo spendiert, den Machern von Year Walk und das triumphale Musik/Rätsel-Spiel Beat Sneak Bandit, wobei letzteres einen festen Platz auf der Lise der besten iPhone-Spiele auf vielen Websites hat. Bandit war ein geradliniges Spiel – die Spieler steuerten einen Cartoon-Dieb durch komplexe Stealth-Rätsel, wobei er sich zu einem Beat bewegen muss -, aber Device 6 ist um einiges mysteriöser.
Ich würde Device 6 grob als „Interactive Fiction“ beschreiben – es ist eine Mystery-Novelle in sechs Kapiteln, wobei Sie einen großen Teil der Story erfahren, indem Sie anschauliche, beschreibende Sätze lesen. Erzählt wird die Geschichte einer Frau namens Anna, die sich in einer mysteriösen Burg wiederfindet, natürlich ohne Erinnerung daran, wie sie dorthin kam und was Sie dort macht. Was geht vor sich? Wo sind die anderen? Wie kann sie entkommen?
Müsste ich konkreter werden, würde ich Device 6 als „mit Multimedia-Elementen angereicherte interaktive Fiktion“ bezeichnen, denn das Spiel beinhaltet eingebettete Bilder, Audioaufnahmen und interaktive Rätsel, die über die Wörter auf der Seite verstreut sind. Jedes der Kapitel des Spiels beinhaltet ein paar Rätsel, die Sie lösen müssen, indem Sie Annas Umgebung sorgfältig in Augenschein nehmen und sich vorwärts und rückwärts durch das Kapitel bewegen, Codes knacken und Chiffren entschlüsseln. Es wird nie allzu schwierig, auch wenn die Rätsel relativ undurchsichtig sind, was mir sehr gefällt.
Kreative interaktive Fiction ist nichts Neues – einige der aufregendsten und interessantesten Spieldesigns passierend derzeit in diesem Genre -, aber Device 6 unterscheidet sich allein schon aufgrund seines Stils von ähnlichen Titeln. Das Spiel wurde mit einem sauberen, retro-coolen Look, der an die klassischen James Bond Filme und die filmische Bildsprache der 1970-er erinnert. Die Rätsel beschwören Erinnerungen an die Dharma Initiative Mystery-Boxen von LOST herauf, bis hin zu den gespenstisch loopenden Aufnahmen und den rätselhaften, mit Knöpfen versehenen Kathoden-Strahl-Röhren. Zwischen den Kapiteln zieht sich Device 6 aus sich selbst zurück, um eine trockenhumorige Meta-Ebene zu enthüllen, die – ähnlich wie das in der vergangenen Woche erschienene The Stanley Parable - die Frage aufwirft, ob man von die Geschichte eines Testsubjekts liest oder selbst das Testsubjekt ist.
Einen großen Teil meiner Zeit mit Device 6 verbrachte ich mit Lesen, aber es unterscheidet sich trotzdem erheblich von einem gewöhnlichen eBook. Das liegt vor allem daran, dass sich der Text im Spiel regelmäßig neu orientiert, um das Bild eines geographischen Raums zu Zeichen, durch den sich Anna bewegt. Es ist eines der raren Smartphone-Spiele, die sich nicht automatisch danach orientieren, wie Sie Ihr Telefon halten – ein Paragraph des Texts wird die vertikale Länge des Telefons hinunter gelesen, für den nächsten wird auf die Seite gewechselt, wo er in einem langen Satz dahinfließt und immer weiter nach rechts wandert. Dann wird er langsam klettern, während Anna eine Treppe hinaufgeht, oder zögerlich fallen, während sie eine Leiter hinunterklettert. (Um es ganz klar zu machen, der Text bewegt sich nicht, während Sie lesen – Sie müssen nur Ihr gerät bewegen, um weiterlesen zu können.)
Während ich mein Smartphone kippte und drehte, um der seltsamen Karte des Textes folgen zu können, begann ich, mit den dreidimensionalen Raum vorzustellen, in dem das jeweilige Kapitel spielt. Device 6 zu lesen, ist so, als würde man ein kompliziertes Origami-Rätsel entfalten. Wüsste ich besser über Typographie Bescheid, würde ich sagen, dass Device 6 ein spektakuläres Beispiel für ihre kreative, interaktive Implementierung ist, aber ich kenne mich diesbezüglich nun einmal nicht sonderlich gut aus. Deshalb beschränke ich mich darauf, festzustellen, dass die Schriftarten und der Text im Spiel super-cool aussehen.
Genauer auf das Spiel einzugehen, würde Sie eines guten Teils des Vergnügens berauben – falls Ihnen das, was Sie bisher gelesen haben, zusagt, sollten Sie es unbedingt selbst erleben. Device 6 hat mit anderen Mobilspielen wenig gemein und ist Ihre Zeit und Aufmerksamkeit mehr als wert. Nicht vergessen: Hören Sie auf das, was die drei Bären zu sagen haben.
Keine Angst, es wird Sinn machen, wenn es Sinn machen muss.
Device 6
Genre: Interactive Fiction, Mystery
Entwickler: Simogo
Plattform: iOS
Preis: $3,99
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