Motörhead: Aftershock (Albumkritik)
Motörheads Lemmy ist ein unnachahmlicher Vertreter des „live fast, die young" Lebensstils, aber er hat wahrscheinlich nicht damit gerechnet, 67 Jahre alt zu werden. Alter und intensives Leben haben ihre Spuren hinterlassen und scheinen den guten Mann langsam doch dazu zu zwingen, ein wenig kürzer zu treten. Die eigene Sterblichkeit erhebt in Form von Diabetes des Typs 2 und eines Defriblillator-Implantats ihr hässliches Haupt, aber es wird um sie, wie nicht anders zu erwarten, nicht viel Federlesens gemacht. "Time to get away from here/ You won't see me shed a tear“, grölt er im Eröffnungssong „Heartbreaker“. Gegen den Tod aufzubegehren, ist thematisch kein Neuland für 'Head, aber Lemmy hat viele Jahre lang nicht mehr so engagiert geklungen. Der für die Band urtypische schnelle und flammende Hard-Rock ist diesmal mit untypischen und herausragenden langsamen Nummern durchsetzt; beim wunderschönen „Lost Woman Blues“ macht sich sogar (schluck) so etwas wie Verletzlichkeit bemerkbar. An anderer Stelle rockt Lemmy auf dem besten Motörhead Album seit Jahren so kompromisslos wie irgend möglich, wobei er über alles und jeden herzieht, vom Beruf seines Vaters ("Religion, rotten to the core") bis hin zu allen, die sich um sein Wohlergehen sorgen ("Don't know about you/ I feel fine"). Der reuelose Selbst-Nachruf „Silence“ ("Remember me and disagree") lässt darauf schließen, dass er, wenn er schließlich abtritt, dies sehr laut tun wird.
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