Elder Scrolls Online (“The” optional) erscheint im April für den PC. Das ist schon ziemlich bald! Deshalb hat Bethesda in der vergangenen Woche das Spiel ein wenig geöffnet, um Journalisten und einigen weitere glücklichen Leuten zu erlauben, die Spielwelt zu erkunden. Ich habe meinen Charakter bis auf Level 7 gebracht, was bedeutet, dass ich im Spiel noch nicht sehr weit gekommen bin, aber ich habe doch die für den Erfolg eines Spiels so wichtigen ersten fünf oder sechs Stunden durchgespielt. Und nun möchte ich Ihnen meine Eindrücke näherbringen.
Nach der relativen Enttäuschung, die sich nach früheren kurzen Blicken auf das Spiel eingestellt hatte, waren meine Erwartungen, was Elder Scrolls Online anbelangt, nicht gerade riesig, aber ich freue mich immer über ein wenig Solo-MMO-ing. Es ist schön, auf diese gemächlich befriedigende, Quests abhakende Weise durch die Welt schlendern zu können, ohne ständig mit anderen Spielern konfrontiert zu werden. So spielte ich mich vor kurzem durch Neverwinters gesamte zum Spielstart verfügbare Inhalte, nun ja, Inhalte. Ich dachte mir also: Warum nicht dasselbe auch bei ESO machen?
Nun, es ist nur... es ist nur ein wenig langweilig.
Ich weiß, dass ist eine schreckliche Kritik – ich verstehe das. Aber, nun ja, es ist langweilig. Nun, traditionelle MMOs sind – ehe man zu den riesigen Gruppen in Raids oder aufwendigen und komplexen PvP Schlachten kommt – eine stumpfsinnige Sache. Deshalb mag ich sie. Ich interessiere mich weder für Raids noch für PvP: Wenn die Spiele gut gemacht sind, erfreue ich mich an den Momenten, da man herumrennt und ganze Serien von Quests übernimmt, zehn von diesem oder jenem tötet oder fünf von jenem sammelt und dann zum Auftraggeber zurückkehrt. Wen das Setting interessant und die Action spannend ist, verbringe ich gerne ganze Nachmittage mit diesem doch recht entspannten und entspannenden Gaming. Deshalb versuche ich, ansatzweise herauszufinden, was ESO an sich hat, dass sich diese Befriedigung nicht einstellen will.
Man kommt nicht umhin, dieses Spiel mit den anderen Titeln der The Elder Scrolls Serie zu vergleichen. Und man sollte auch gar nicht versuchen, diesen Vergleich zu umgehen. Die Entwickler gaben ein definitives und absolutes Statement ab, indem sie sich entschieden, dieses Spiel The Elder Scrolls Online zu nennen. Es ist diese legendäre Serie, nur eben in einen mit anderen Spielern geteilten Raum transferiert. Und deshalb muss es in diesem Kontext beurteilt werden.
Skyrim wird von vielen Seiten mit einer Feindseligkeit begegnet, die ich nicht nachvollziehen kann, denn die Realität ist, dass es – ob es Ihren Geschmack trifft oder nicht – ein außergewöhnliches, riesiges und fehlerbehaftetes Spiel ist – und eine bemerkenswerte Leistung. Es bot, wie schon die anderen Spiele der Serie davor, eine sehr umfangreiche offene Welt und ermöglichte den Spielern, einfach zu leben, zu sein und eine komplexe und fesselnde Geschichte zu erleben, ohne den Hauptmission des Spiels auch nur in Angriff zu nehmen. Es erlaubte den Spielern, ihren eigenen Pfad zu gehen.
ESO gibt mit das Gefühl, ein MMO zu spielen.
Das Ganze beginnt so generisch, wie man es sich nur vorstellen kann. Sie sind tot, und zwar in Cold Harbour in Oblivion, einem Soul Shriven. Aber Sie entkommen aus einem Gefängnis, einen langen, sich visuell wiederholenden Gang entlang, wobei Sie von Captain FemShep Hale geführt werden und die Grundlagen erlernen: sehen, schlagen und aufheben. Dann werden Sie, ohne dass sich die Macher um diese Unglaubwürdigkeit scheren, in der für Ihre gewählte Rasse relevanten Startzone wieder zum Leben erweckt. Es handelt sich um einen kleinen Bereich, in dem viele Queststränge ihren Ausgang haben und in dem so gestelzt gesprochen und geschauspielert wird, wie man es sonst nur aus dem nächtlichen Werbefernsehen kennt.
Quests können so phänomenal langweilig sein. Ich weiß, dass TES nicht gerade für seine hervorragenden Geschichten bekannt ist, aber das hier ist wirklich der Tiefpunkt. Als ich Level 5 erreicht hatte, wurde ich in einen Streit zwischen zwei Fraktionen verwickelt, bei dem es darum ging, wer auf der Insel leben darf. Alle beteiligten hatten alberne Namen wie Wlloner oder Pikliqon und murmelten ständig etwas von einem Abkommen und ich sollte mir mehr bemühen, als mir lieb war, da es mir wirklich gleichgültig war, wer wer war und warum sie verfeindet waren. Meine Aufgabe bestand darin, zwischen drei Leuten hin und her zu laufen, die sich im selben Raum aufhielten, und mich durch die Konversationsoptionen zu klicken, bis der Spuk vorüber war.
Nachdem ich dies getan hatte, wurde ich zum Gebäude nebenan geschickt, wo - SCHOCK – jemand, der leben sollte, tot war. Nun musste ich der Reihe nach zu jedem der Pfeile auf der Karte laufen, mich durch die Konversationsoptionen klicken und schließlich, nachdem ich ungefähr eine Stunde lang wie ein Irrer durch die Stadt gelaufen war, entscheiden, ob jemand sterben muss oder am Leben bleiben darf. Ohne Konsequenzen und ohne Interesse meinerseits.
Am Ende dieses ausgedehnten Unsinns kämpfte eine Dame mit der Entscheidung, ob sie jemanden aus Rache für den Mord an ihrem Liebsten kaltblütig töten oder im Andenken an das Mitgefühl, das ihr verblichener Partner ehemals an den Tag legte, ebenfalls barmherzig sein und verzeihen soll. Das Dumme ist nur, dass sie sprach, als könnte sie sich nicht entscheiden, ob sie im Supermarkt grüne Bohnen oder doch lieber Zuckererbsen kaufen soll. Was eine sehr emotionelle Szene sein hätte können, handelte es sich nicht um die abgedroschenste Videospiel-“Entscheidung“ überhaupt, geriet durch das trockene, rührselige Skript und die vergnügte Darbietung auf dem Niveau einer Laientheatergruppe zur Farce. Und das ist kein Einzelfall.
An einem Punkt bat mich die Frau Kapitän eines Schiffes, drei ihrer vermissten Matrosen zu finden. Dabei konnte die gute Dame alle drei problemlos sehen!
ESO versucht, Veränderungen am traditionellen Format vorzunehmen. So ist zum Beispiel in diesem Anfangsabschnitt keine einzige „Töten Sie 10“ Quest zu finden. „Großartig!“ werden Sie vielleicht denken – was für eine erfrischende Änderung. Doch da gibt es ein kleines Problem: Es gibt derzeit nichts, was Quests dieser Art ersetzen würde. Stattdessen – es handelt sich dabei um eine Bemühung, die TES' Natur wohl eher entspricht, wird das Hauptaugenmerk auf die kleine Vignette gelegt, die Sie durchspielen. Im Land treiben sich sehr schnell wieder auftauchende (respawning) Untiere herum, aber sie erscheinen abhängig von dem, was Sie tun. Letztlich bleibt also nur jene Dinge übrig, durch die man in anderen MMOs so schnell wie möglich durchklickt, um zu den guten Inhalten zu kommen. Die banalen Konversationen,aus den Fingern gesogene Rechtfertigungen, um Sie von A nach B zu schicken. Nun, zumindest in den ersten paar Stunden.
Wären diese Begegnungen, diese kurzen Schauspiele, auch nur ansatzweise interessant, wäre das Ganze vermutlich ziemlich verlockend. Aber stattdessen ist alles viel Lärm um nichts: Leute erzählen Ihnen, wie unglaublich wichtig alles ist, weil der Große Hohepriester von Cliffaffle Poplington der Wolfkönigin von Qqqqqqqb ewige Feindschaft geschworen hat, was vermutlich dazu führen wird, dass der uralte Gott Robertus aus den Tombs Of Fort Backalick auferstehen, ein riesiges Heer aufstellen und mit den erschreckenden Mächten von – Weiß-der-Teufel-wo übers Land herfallen wird. Ich gebe mir zwar größte Mühe, mich auf das zu konzentrieren, was die Charaktere sagen, doch es werden nicht nur meine Augen glasig, sondern mein Gehirn beginnt, sich langsam, aber sicher zu erweichen, bis ich schließlich bemerke, dass alle aufgehört haben, auf mich einzureden, und der kleine Pfeil auf der Karte ein Gebäude weitergewandert ist. Eigentlich muss ich mich gar nicht bemühen, eigene parodistische Versionen der Gespräche zu ersinnen . Hier ist ein echter Satz aus dem Spiel:
“The ritual tore the veil between Nirn and Oblivion, allowing Mannimarco to begin stealing the souls his master needed to power the Dark Anchors and initiate the Planemeld.”
Zwei Momente in der ersten Stunde waren so furchtbar, dass ich aufstehen und vom Bildschirm weggehen musste. Der erste war das unnötige Auftauchen eines geschwätzigen, vertrottelten John Cleese als ein Charakter, der einen Topf auf dem Kopf trägt, weil VERRÜCKT! ES IST JOHN CLEESE VON DEN MONTHY PYTHONS, KÖNNEN SIE SICH NOCH AN DIE ERINNERN? SEHEN SIE NUR! EIN TOPF AUF SEINEM KOPF! Kotz. Der zweite war jener, als mir jemand eindringlich mitteilte:
“You’re important, and everyone and everything we’ve ever loved is in danger.”
Das ist (leider) keine Parodie – das wird wortwörtlich so gesagt.
Jedes Klischee ist an seinem Platz. Ihr Führer, wenn Sie wieder am Leben sind, ist eine mysteriöse, zwielichtige Gestalt und sie wissen nicht, ob Sie ihm trauen können. In einer Stadt begegnen Sie dem SCHREIENDEN ANFÜHRER-MANN DER SCHREIT und dann der weinenden Dame, deren Ehemann von Spinnen gefressen wurde oder was auch immer. Anerkennung verdient jedoch, dass viele mächtige Charaktere Frauen sind, doch leider hat keine etwas Interessantes zu sagen. Sie sind Pappkameraden, die Pappe reden.
Und ja, es ist fair, viele der genannten Dinge auch an Skyrim oder Oblivion zu bemängeln. Jedes dieser Spiele erfreute mit wunderbaren Momenten, doch es wurde auch viel Geistloses geschwafelt, noch dazu von gelangweilten, halb eingeschlafenen Schauspielern/Sprechern. Aber der Unterschied war, dass man in diesen Spielen einfach auf ein Pferd springen und auf einen Berg reiten konnten, um sich einen wunderschönen Sonnenuntergang anzusehen, ehe man auf eine verborgene Höhle stieß, die zu einem ruinierten Dungeon führt, der mit marodierenden Skelettkriegern gefüllt ist und in dem man ein Buch findet, das Informationen über ein Geheimversteck in einem in der Nähe stehenden Turm beinhaltet... In den ersten paar Stunden von ESO folgen Sie dem Marker zum nächsten Charakter, der Ihnen einen Auftrag gibt.
Und falls Sie doch auf einem Pferd davonreiten wollen, dann kostet Sie das bitte 17.200 Gold! Als ich zum ersten Mal einen Pferdehändler fand, hatte ich gerade einmal 1173 Gold in der Tasche, obwohl ich fast nichts ausgegeben hatte. Und nein, Sie können definitiv keine Pferde stehlen. Wie gut.
Die Kämpfe, muss ich Ihnen leider mitteilen,ändern auch nicht viel an der Fadheit des Spiels. Ich kreierte eine Wood Elf Nightblade (Waldelfe Nachtklinge) namens Hemlock. Sie ist eine Jägerin und ich habe Sie auf den Kampf mit dem Bogen spezialisiert – das ist meine absolute Lieblingsklasse. Aber es ist wieder nur dasselbe Hotbar Spamming, das man schon zur Genüge kennt. Ich habe einige wenige Taktiken – Feinde mit einem Pfeilhagel eindecken (4) und dann mit einem Giftpfeil schießen, wenn sie auf mich zu laufen (2), unsichtbar machen, kurz bevor sie mich erreichen (1) und sie dann mit meinem verborgenen Angriff betäuben (3). 4, 2, 1, 3 hat meistens Erfolg. Manchmal bekomme ich es mit zwei Feinden zugleich zu tun, was bedeutet, auf Teufel komm raus die linke Maustaste zu drücken, um sie mit Pfeilen einzudecken, wobei ich fast immer vergesse, dass ich mit der rechten Taste Angriffe abblocken kann und dass ein Druck auf beide Tasten zugleich den Spezialangriff eines Feindes deaktiviert – und das liegt daran, dass es eigentlich nie notwendig ist.
Der Kampf hat so gut wie keinen Effekt. Das Kampfsystem verfügt zwar über dasselbe „cone-of-attack dodging“ (dem Kegel des Angriffs ausweichen) wie The Secret World, aber es wirkt lose, schwach und irgendwie unverbindlich, was bei den anderen Elder Scrolls Spielen nicht der Fall ist. Im Vergleich mit anderen MMOs ist es gewöhnlich und uninspiriert. Im Vergleich mit den anderen Spielen der Serie, von der es abstammt, ist es sehr enttäuschend.
Dies sind, ich möchte noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, nur die ersten paar Stunden. Aber dies sind entscheidende Stunden. Wenn man sie spielt, kann man erahnen, warum man sich bei Bethesda entschloss, von den Spielern vorab €50 zu verlangen, damit sie zu spielen beginnen können, ehe dann eine monatliche Gebühr fällig wird. Setzte man auf die wesentlich vernünftigere „free-to-start“ Option, würden, wie ich mir gut vorstellen kann, viele Spieler kein Bedürfnis verspüren, Ihre Geldbörse zu öffnen. Wenn man jedoch 50 Euronen investiert hat, wird man ziemlich entschlossen weiterspielen und hoffen, dass es irgendwann besser wird.
Ich werde nicht so tun, als hörte sich das oben nicht wie ein heftiger Verriss an. Aber ich möchte wiederholen, dass Bethesda mit dem Versuch, ein nichtssagendes, gewöhnliches MMO herauszubringen, allem Anschein nach Erfolg hat. ESO ist hübsch, reich an Details, bis zum Rand gefüllt mit Wildtieren, die man nach Herzenslust töten kann. Aber das Problem ist, dass es viele nichtssagende, gewöhnliche MMOs gibt, aber leider kein glänzendes neues The Elder Scrolls Rollenspiel.
So sehr ich mich auch bemühe, ich kann dieses Spiel nicht anders denn als Ansammlung der schlechtesten Teile der TES Spiele sehen – die fürchterlichen Dialoge, die lausigen Sprecherleistungen, die abgrundtief schlechten Inventare (WARUM! Warum bringen sie diesen Aspekt von TES in die MMO Welt, nur damit man endlos vertikal scrollende Listen von Gegenständen hat anstatt ein nettes, nützliches gekacheltes Fenster?), all das versetzt in einen altmodischen MMO-Raum.
Es ist MÖGLICH, dass es zu etwas Elder Scrolls-artigerem erblüht. Während der beta-Test weitergeht, werden ich mehr von dem sehen, was geboten wird, und herausfinden, ob ich von der Diebesgilde angeworben werde, den Auftrag erhalte, aufregende Verbrechen zu begehen und n der Lage sein werde, unterhaltsame Aufgaben und all jene Dinge zu entdecken, die diese Serie zu einem dermaßen großen Spielvergnügen machen. In den ersten Stunden ist von diesen Dingen leider nichts zu bemerken.
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