Lucius: Good Grief (Mom & Pop)
Ein Album, das vom Tourneeleben beeinflusst ist, sollte alle Alarmglocken zum Schrillen bringen. Zum Glück ersparen Jess Wolfe und Holly Laessig uns die Klagen über Tankstellen in Arkansas, denen das Dörrfleisch ausgegangen ist, um sich stattdessen auf die emotionale Achterbahnfahrt zu konzentrieren, die sich einstellt, wenn man zu lange von zu Hause weg ist. Es ist schon in den Titeln der Songs zu hören - „Madness“, „Truce“, „Gone Insane“ – und auch in den Anspielungen auf schwierige Beziehungen und die sprichwörtliche Pistole an der Schläfe. Das Melodrama wird mit Widescreen-Pop unterlegt – der Girl-Group-Sound ihres letzten Albums Wildewoman wird nun mit explosiven orchestralen Refrains, synthesizerlastigen Anspielungen auf die 80-er und gelegentliche Tonartwechsel aufgefettet. Man kann erkennen, dass sie darauf abzielen, es ultra-cleveren Künstlern wie Goldfrapp oder St Vincent gleichzutun, aber wirklich einzigartigen Pop zu kreieren, ist eines der schwierigsten Unterfangen überhaupt. Mitunter klingen Lucius, als versuchten sie viel zu verbissen, clever zu sein (hören Sie sich nur das allzu theatralische Geheul an, mit dem „Gone Insane“ endet), in anderen Momenten klingen sie einfach zu formelhaft und sogar ein wenig antiquiert. So erinnert zum Beispiel „Something About You“ an Girls Aloud – keine schreckliche Sache, aber schwerlich ein Sound, für den man sich anno 2016 begeistern kann.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen