Als Friendly Fires 2008 ihr Debütalbum veröffentlichten, schien die geschäftige brütende Art von Electro-Punk des Trios aus St Albans perfekt gemacht für eine Musikszene, die sich nach einer Atempause von den kratzenden Gitarren und spitzen Schuhen der zunehmend schwächer werdenden Indie-Musik sehnte. Als drei Jahre später ihr zweites Album Pala erschien, stand die Band kurz an der Schwelle des großen Mainstream-Erfolgs; ihr Dancefloor-freundlicher Synthpop kombinierte komplexe, pulsierende Percussion mit großen, schmachtenden Refrain. Doch nun kehrt die Gruppe nach einer achtjährigen Pause, die jedes Momentum zunichtegemacht hat, in eine stark aufgespaltene Pop-Landschaft zurück, weshalb ihre Beziehung zum Zeitgeist wesentlich weniger klar ist. Vielleicht wissen sie das: auf ihrem dritten Album scheinen sie entschlossen zu sein, in der Vergangenheit unterzutauchen.
Diese Vergangenheit sind die 1980er, vor allem die vergnügliche New Wave jener Dekade. Es ist eine Ära, von der die Band sich von Anfang an inspirieren ließ, aber nun glasieren sie ihren dichten Beats mit wuchtiger Nostalgie. Mit seinem rauchigen Schmachtgsang wirkt Frontmann Ed Macfarlane nun wie eine Mischung aus George Michael und Green Gartside (Scritti Politti). Scritti Polittis akribischer süßlicher Soul hinterlässt ebenso überall auf Inflorescent seine Spuren wie das theatralische, Nabelschau betreibende Melodrama jener Jahre. Die Band scheint hier absichtlich das Uncoole zu zelebrieren – das von Disclosure mitproduzierte „Heaven Let Me In“ erinnert an Spillers „Groovejet (If This Ain't Love)“ –, aber das verstärkt nur den Eindruck von unbefangener Freude. Es ist wahr, dass ein Album wie dieses, das geradezu vor Optimismus sprüht, in der aktuellen Situation wirkt, als gingen seine Schöpfer mit Scheuklappen durchs Leben, aber indem sie ihre Köpfe in den Sand stecken, beweisen Friendly Fires, dass sie einmal mehr eine dringend benötigte Quelle der Freude und der Entspannung sein können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen