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Headie One: Music X Road (Albumkritik)


Headie One drill artist


Headie One: Music X Road (Relentless)



„I had to focus on growth, you know”, gesteht Irving Adjei früh auf Music X Road, seinem neuesten Mixtape als kommender großer Drill-Star Headie One. Das ist eine Botschaft, auf dem sanften Titeltrack mit ruhiger Nachdenklichkeit über Gospel-Keyboards vorgetragen, die mit jedem weiteren Song, der folgt, nachdrücklicher wird. Music X Road, sein sechstes Mixtape seit dem 2014 erschienenen Debüt Headz or Tails, ist eine künstlerische Weiterentwicklung, die eine persönliche dokumentiert. Über Beats, die die typische Düsternis, Bedrohlichkeit und Bass-Erschütterungen des Genres, zu dessen Anführern er mittlerweile gehört, regelmäßig transzendieren, erklimmt Adjei neue Höhen der Selbstbeobachtung, wobei er den Vorhang furchtlos und mit viel Flair zerreißt, um seine Erfahrungen als Heranwachsender im Broadwater Farm Gebiet von Tottenham zu schildern.

Klaustrophobie und Bedauern liegen wie dichter Smog über den gesamten 45 Minuten dieses Werks. “I’m sure you don’t want me to joke, baby I’m doing a wrong ’un I know / I do some things in the street, the things that you hear I know you can’t condone”, rappt er auf „Home“, Einem Song über die Schwierigkeit, die richtige Balance zwischen Familienleben und Auftritten und Tourneen zu finden, wobei an Bon Iver erinnerndes, mit Auto-Tune bearbeitetes Gejammer immer wieder Akzente setzt. Stefflon Don, Krept & Konan, Skepta und Dave absolvieren willkommene Gastauftritte, doch Music X Road ist am fesselndsten, wenn Adjei mit seinen Gedanken allein ist. Die erste Single „Both“, die Ultra Natés großen Hit „Free“ aus den 90ern in einen schlichten, schonungslosen, von der Gitarre dominierten Moment der Melancholie verwandelt, widmet sich seinen Gefängnisaufenthalten, die er für Drogenhandel ausfasste (“Jailhouse, scrambling eggs in a kettle, just wishing I could have it with toast”), und er scheint sich zu fragen, ob er jetzt freier ist, als er es damals war, in einem Tottenham kontrolliert “feds [trying to] draw me out”. „Chanel“ ist ein geradezu zerbrechliches musikalisches Floß aus Klavier und Streichern, während „Nearly Died“ ein Gegenangriff gegen die Angstmacherei der Boulevardblätter ist, unter der Drill in den letzten 12 Monaten zu leiden hatte: “I don’t glamourise jail / Them lonely nights, they were shit.” Adjei geht an Music X Road mit einer an Dave erinnernden Entschlossenheit heran, unangenehme Wahrheiten zu erzählen: über das Leben in einem London, in dem Dienste und Sozialleistungen rücksichtslos gekürzt wurden und wo innere Dämonen lauern, stets bereit, die Herrschaft zu übernehmen. Ein beeindruckendes, fesselndes Coming of Age.



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