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Gruff Rhys: Pang! (Albumkritik)


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Gruff Rhys: Pang! (Rough Trade)



Nach dem im vergangenen Jahr veröffentlichten umfangreiche, großartigen Babelsberg geht Gruff Rhys es diesmal ein bisschen bescheidener an. Während für Babelsberg ein ganzes Orchester nutzte, begnügt Pang! sich mit der Kammer, denn seine Songs sind nicht in üppige Arrangements gehüllt, sondern es werden lediglich mit Blechbläsern und Holzblasinstrumenten klangliche Akzente gesetzt, wo dies nötig ist, um die idyllische akustische Stimmung des Albums zu unterstützen. Es gibt hier aber eine andere Form von Weite, von Ausdehnung: Pang! ist zwar in britischen Folk-Rock-Stilen verwurzelt, doch es ist ein globales Album - es gibt einen ausdrücklichen südafrikanischen Einfluss (es wurde vom Electronica-Künstler Muzi aus Südafrika produziert), der etwa in Textzeilen, die auf Zulu gesungen werden, und verschiedenen Details der Arrangements deutlich wird, wobei besonders die zitternden elektronischen Glocken von „Ara Deg“ und das Wechselspiel von Gitarre und Percussion auf „Bae Bae Bae“ hervorzuheben sind.

Überschattet wird all dies jedoch von dem Umstand, dass mit Ausnahme der gelegentlichen Zulu-Zeilen Pang! zur Gänze auf Walisisch gesungen wird. In mancher Hinsicht ist dies hilfreich: ob man Rhys’ Texte mag oder nicht, hängt davon ab, ob man an Worten Vergnügen findet, die metaphorisch und schleierhaft sind, nicht einmal ansatzweise klar. Die englischen Übersetzungen deuten darauf hin, dass Rhys einmal mehr auf seine eigenwillige Art Gedanken über den Zustand der Welt macht – der Titel und der Titeltrack bringen völligen Zweifel an, nun ja, mehr oder weniger allem zum Ausdruck; „Eli Haul“ ist mit den Auswirkungen der Sonne beschäftigt (“Remember to wear a cap and spectacles on your travels”); „Niwl O Anwiredd“ bedeutet so viel wie „Nebel der Lügen“, was sich wohl selbst erklären dürfte. Selbst das textlich intime „Ôl Bys/Nodau Clust (Fingerprint/Earmarks)“ ist von Misstrauen durchtränkt: “Holy is your word / Holier is your password.” Aber da die Texte für alle, die des Walisischen nicht mächtig sind, unverständlich bleiben, können sich diese sprachlich weniger Begabten ganz auf die Melodien konzentrieren.

Pang!“ und „Bae Bae Bae“ überzeugen mit einer köstlichen Zirkularität, beides Frühlingsbäche von Songs, die von Jahrhunderten von Liedern zeugen (Sie dürfen sich von diesem Album keine Feuerwerke mit der elektrischen Gitarre erwarten; alles ist akustisch und gemessen).Nur auf „Ôl Bys/Nodau Clust“ sind Anflüge von Nachdrücklichkeit vernehmbar, und das ist eher einem ratternden Rhythmus zu verdanken als irgendeinem anderen Element – der harmonisierte Refrain ist von seine Konstruktion her fast kirchlich. Und so bietet Gruff Rhys uns ein weiteres kleines Meisterwerk, das wohl dazu verdammt sein dürfte, von allen ignoriert zu werden, die sich nicht seinem Kult verschrieben haben. Das ist schade.



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