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03.06.2018

Lump: Lump (Albumkritik)

 

lump laura marling 01

 

Lump: Lump (Dead Oceans)

 

 

Auf dem Papier klingt Lump wie ein Nebenprojekt, das geradezu zum Augenrollen herausfordert. Diese Zusammenarbeit von Laura Marling mit Mike Lindsay von der Folkgruppe Tuung erhielt ihren Namen von Marlings fünfjähriger Patentochter und wird von den beiden Künstlern als völlig autonomes Wesen in Gestalt eines tanzenden Yeti (werfen Sie einen Blick auf das unten eingebettete Video) beschrieben. Lump mag mit Insider-Witzen übersät sein, doch die Songs, aus denen das Debütalbum des Duos besteht, sind nie befremdlich. Stattdessen besticht dieses Werk, das von Lindsays ambientem Klangzyklus untermauert wird, mit einer ungewöhnlichen, aber unkomplizierten Schönheit.

 

Mit seinen pfeifenden Flöten und der gekünstelten akustischen Gitarre erinnert „Late to the Flight“, der erste Song des Albums, an die Titelmelodien alter TV-Sendungen für Kinder; spätere Songs sind durch funkelnde Synthesizer, gezupfte Gitarren und Untertöne seltsamen Rasselns gekennzeichnet. Über dieser Begleitung singt Marling über Wachträume, T-Shirts mit Smiley Face, Yogastellungen und alle möglichen psychedelischen Klischees, ohne je banal oder übertrieben zu klingen; ihre Stimme wechselt zwischen an Chorgesang erinnernder Lieblichkeit, scharfem Sprechgesang und einem rauen affektierten Gesang. Während ihre Solowerke immer mehr in Richtung Americana gehen, klingt Marling hier sowohl textlich als auch beim Vortrag entschieden britisch – auf „Late to the Flight“ bezeichnet sie jemanden als eine “tart”; „May I Be the Light“ ist rund um ein Liedchen über das Bettenmachen aufgebaut, das an die Gedichte von Pam Ayres und die Limericks von Edward Lear erinnert.

 

Mit nur sieben Songs (darunter ein Track, auf dem Marling die Credits liest; sie beklagt sich darüber, dass die Dominanz des Internet ihnen das Heim geraubt hat) ist Lump kurz, aber Marlings wunderbar unheimliche Melodien – die, wie Lindsays Synthesizersounds, eine Qualität wie aus einer anderen Zeit haben – sind überwältigend genug, um sehr lange nachzuwirken.

 

 

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