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23.08.2019

The Hold Steady: Thrashing Thru the Passion (Albumkritik)


hold steady band


The Hold Steady: Thrashing Thru the Passion (Frenchkiss Records)



Man hört sich Alben von The Hold Steady nicht einfach an – man lebt in ihnen. Die bisherigen sechs Alben von Craig Finns Barhocker-Rock-Geschichtenerzählern sind fesselnde Abenteuer in einem Amerika voller Delinquenten und Träumer, deren Geschichten in frechen Indie-Singalongs skizziert werden. Die Formel hat sich für die Gruppe bisher rentiert: mit Ausnahme des 2010 erschienen Fehlschlags Heaven Is Whenever arbeiten The Hold Steady seit ihrer Gründung anno 2003 in Brooklyn mit einer Zuverlässigkeit, die zu ihrem Namen passt. So ist es ihnen gelungen, eine ergebene Kult-Fangemeinde um sich zu scharen, die mit jedem neuen Album größer wird. Mit den 10 „Songs mit Gegröle“ Charakterstudien, die zu den packendendsten von Finn und Freunden bisher zählen, auf ihrem siebenten Album Thrashing Thru the Passion zementieren sie ihren Ruf als Hofdichter des Punk weiter.

Es dauert nicht lange, bis alles, was für sie typisch ist, abgehakt ist. Der fiebrig spaßige erste Song „Denver Haircut“ erfreut mit wuchtigen Gitarren, die dazu animieren, die Fäuste gen Himmel zu recken, Harmonien im Stil der E-Street Band einem packenden Text, der einen in Finns Fantasie hineinzieht: “He shaved his head at the airport, in a bar at the end of the concourse”, dröhnt gleich die erste Zeile. Die Geschichten von Opportunisten und Jägern, die der Frontmann uns erzählt, enden damit bei weitem nicht: „Blackout Sam“ ist ein Klavierstück in der Art von Randy Newman über einen Aussteiger, der “keeps waking up at parking ramps”, während „You Did Good Kid“ ein düster-atmosphärischer Song über “drifters in the kitchen” ist, die sich bis zur Bewusstlosigkeit mit Drogen zugedröhnt haben. Es erreicht nie ganz die Höhen ihrer Mitte der Nullerjahre veröffentlichten Klassiker von Separation Sunday und Boys and Girls in America, aber Thrashing Thru the Passion macht, was es machen soll: es kratzt einmal mehr an der Oberfläche des US-amerikanischen Hedonismus und beweist, dass die Schluckspechte aus Brooklyn noch quicklebendig sind.





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