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14.09.2019

Sampa the Great: The Return (Albumkritik)


Sampa the Great rapper


Sampa the Great: The Return (Ninja Tune)



Im letzten Jahrzehnt hat Hip-Hop seine Grenzen massiv gelockert und bietet mittlerweile vielen neuen Stilen, Charakteren und Konzepten Raum zur Entfaltung. Doch eines eint nach wie vor die meisten Rapper: Prahlerei, das aggressive, zunehmend ermüdende Angeben, das der Battle-Vergangenheit des Rap entstammt. Die in Sambia geborene, in Botswana aufgewachsene und mittlerweile in Australien lebende Sampa Tembo gehört ganz eindeutig in die inklusive moderne Ära des Rap, auch wenn ihr Spitzname darauf hindeutet, dass Geltungsbedürfnis ihr nicht fremd ist. “I’m boutta blow up soon / I ain’t wasting time chilling with you”, krächzt sie auf „Grass Is Greener“, ehe sie sich über der komplexen Percussion von „Dare to Fly“ in biblisch bombastischeren Worten beschreibt – als “The end / Beginning and on / and on”.

Es ist zu erwähnen, dass Tembos Prahlerei nichts mit den üblichen Mädchen-und-Autos-Dummheiten zu tun haben - sie stellt ihre Selbstverherrlichung als gerechtes „empowerment“ dar und nutzt sie, um eine leidenschaftliche Alternative zur Vorherrschaft des Westens („Final Form“, „The Return“) aufzuzeigen und auf „Time’s Up“ und „Any Day“ die Ausbeutung schwarzer Talente durch die Musikindustrie anzuprangern. Doch obwohl sie Einflüsse aus dem südlichen Afrika in die Schlagzeugrhythmen und die mehrsprachigen Texte einbaut, werden Tembos scharfer Verstand und ihre starke Persönlichkeit nicht immer von einem unverkennbaren eigenen Sound begleitet: das Highlight „Final Form“ kanalisiert Kanyes ungestüme Variation von klassischem Soul und auf der aufgeblähten Playlist findet sich zu viel hektischer, aber generischer R&B. Ihre Rap- und Gesangsdarbietungen erscheinen mitunter geradezu abschreckend affektiert und wirken wie eine Parodie von Kendrick Lamars Staccato-Flow. Doch insgesamt ist Tembo ohne Zweifel eine faszinierende Ergänzung der zunehmend reicheren Klangtapete des Rap – sie muss allerdings erst noch eine Klangpalette finden, die so frisch und fesselnd ist wie ihre Perspektive.



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