In The Expendables dreht sich alles um Elitesöldner, intensive Actionsequenzen und jede Menge dumme Sprüche. Es könnte also das perfekte Spiel für eine schießwütige Gruppe von Freunden sein, die sich virtuell durch riesige Mengen von Feinden kämpfen können. Das Schießen wäre wild und lustig. Die Charaktere wären liebenswerte, muskulöse Soldaten mit einem Hang zu kitschigen und dämlichen Dialogen.
Nun, das war sicherlich die Absicht. Leider hat es mit der Umsetzung nicht so ganz geklappt.
The Expendables 2: The Game scheint all die richtigen Zutaten zu bieten. Es gibt vier Charaktere – leider nur vier, denn im Film sind es 12 -, aus denen Sie wählen können: Barney Ross (Sylvester Stallone), Gunner Jensen (Dolph Lundgren), Hale Caesar (Terry Crews) und Yin Yang (nicht Jet Li). Jeder von ihnen verfügt über einzigartige, verbesserbare Fähigkeiten. Ob Sie Scharfschütze, Messerkämpfer oder ein ganz normaler Schießwütiger sind, für jeden Typen gibt es entsprechende Fähigkeiten.
Der Scharfschütze ist absolut nutzlos. Das Zielen und Schießen dauert viel zu lange und resultiert zumeist in einem nicht präzisen Schuss. Das Ziel des Spiels besteht darin, möglichst schnell möglichst viele Feinde zu töten, nicht darin, langmächtig zu zielen, während die Teamkollegen reihenweise Gegner abknallen. Das Werfen von Messern ist fantastisch und überraschend effektiv, wenn man bedenkt, dass es sich um nur einmal verwendbare Waffen mit relativ geringer Reichweite handelt.
Aber ich entschied mich für meine liebste Waffenkombination – eine Schrotflinte in der einen, ein Granatwerfer in der anderen Hand – und stieg in ein öffentliches Match ein, um möglichst vielen Bösewichten den mehr als verdienten Tod zu bescheren. Ich erwartete nicht, von der der Story in den Benn gezogen zu werden. Ich ging davon aus, dass die Interaktionen der Charaktere bestenfalls zum Kichern anregen würden. Aber ich erwartete, dass das Schießen Spaß machen würde. Ubisoft hat damit geprahlt, wie „over the top“ das Spiel sein würde, genau wie die Filme. Anstatt des Third-Person, Top-Down-Shooters, den ich erwartete, wirkte The Expendables 2 wie ein weniger chaotischer Twin-Stick-Shooter.
In The Expendables 2 bewegen Sie Ihren Charakter mit dem linken Joystick und zielen mit dem rechten. Es gibt keine Hilfe, die anzeigen würde, in welche Richtung Sie gerade schießen. Sie können nur auf gut Glück schießen und dann abwarten, ob die Feinde auf dramatische nach hinten hüpfen und sterben. Sie können zwischen verschiedenen Waffen wechseln, durchschlagskräftigere Waffen aufsammeln, die von den Feinden am Schlachtfeld fallengelassen werden, und Booster aufheben, die die Schadenswirkung erhöhen. Oder Sie können einem Typen ins Gesicht schlagen und ihn sogar mit dem Special Move Ihres Charakters erledigen, der recht gelungen filmisch umgesetzt ist.
Mitunter zoomt die Twin-Stick-Erfahrung hinaus, damit Sie ein Zielschießen auf Hubschrauber, Schiffe und Züge veranstalten können, wobei Sie entweder in einem Hubschrauber oder in einem schnell fahrenden Auto sitzen. Stellen Sie sich die Arcade-Erfahrung von Time Crisis vor, aber ohne den Charme einer echten Spielhalle. Das macht theoretisch Spaß. Es gibt verschiedene Waffen und Umgebungen. Leider reduziert sich das Ganze zumeist auf „Bewegen Sie sich nach rechts, bewegen Sie sich nach vor“. Aber alle wichtigen Komponenten für einen tollen, chaotischen Mehrspieler-Shooter scheinen vorhanden zu sein. Was lief schief?
Das Problem ist, dass all das Herumballern nicht wirklich Spaß macht. Während man durch all die langweiligen braunen und grünen und schwarzen Umgebungen wandert, wird nach und nach alles zur Gewohnheit. Okay, da bewegt sich etwas. Den Daumen schnell in die Richtung bewegt und Abzug gedrückt. Kurz stoppen, wenn die Waffe entscheidet, dass es Zeit zum Nachladen ist. Und dann das Ganze wiederholen. Die Freude war groß, als ich auf eine Sequenz stieß, die mir und meinen Teamkollegen die Gelegenheit gab, auf Dächer zu klettern und von einem Waggon zum anderen zu springen. „Wow, etwas Anderes!“ Aber das ist insgesamt zuwenig.
Den größten Spaß hatte ich beim Wechseln zwischen den verschiedenen Waffen, wenn die Zeit zum Nachladen gekommen war, und daran, Fragmentgranaten zu werfen und dabei hin und her zu laufen. Diese Taktik hatte zwar zur Folge, dass ich oft getötet wurde, aber auf diese Weise gelang es mir, auch ständig mehr Feinde auf einmal zu töten. Im Grunde erfand ich Mini-Herausforderungen für mich selbst, die irgendwie auch im Challenge Mode (Spiel gegen die Zeit) des Spiels vorkommen.
Selbst wenn man die hilflosen Versuche, die Stimmung mit albernen Dialogen aufzulockern, außer Acht lässt, fällt es schwer, sich nicht zu langweilen. Man hat ständig das Gefühl, auf nichts zu zielen. Es ist leicht, den Überblick über das, was man gerade tut, zu verlieren, wenn man die Daumen einfach wild herumbewegt. Man weiß einfach immer, dass man irgendeinen Soldaten oder einen Panzer order irgendetwas treffen wird. Das spiel wirkt nie wie eine echte Herausforderung.
Es gibt nicht viel, an dem man sich erfreuen kann, wenn man auf einen monotonen Weg geschickt wird und es gilt, die immer gleiche schwer fassbare Geisel zu befreien. Die Handlung ist öde und man weiß nur, dass die Aufgabe darin besteht, alles zu töten, was sich auf dem Bildschirm bewegt, und zwar schneller als die Teamkameraden, um am Ende eines Levels als Sieger dazustehen. Und man darf nicht drauf vergessen, möglichst viele Erfahrungspunkte zu sammeln, die man, abhängig vom Spielstil, in größere Magazine, mehr Gesundheit oder schnellere Bewegungen investieren kann, um sich so einen Vorteil zu verschaffen.
The Expendables 2 ist kein kaputtes oder unspielbares Spiel. Es begeht keinen Gaming-Fauxpas. Sie werden nicht vor Wut über ein dämliches Feature schreien. Sie werden vielleicht ein wenig mit dem nicht geglückten Cover (Deckung) System und der ärgerlich unvorhersehbaren Kameraperspektive zu kämpfen haben, aber das ist nichts, mit dem erfahrene Spieler nicht schon oft konfrontiert wurden. The Expendables 2 verärgert einen zwar nicht mit mangelhaftem Spieldesign, aber es lässt Spielspaß und Aufregung vermissen. Nach einiger Zeit tat ich einfach nur noch automatisch das, was das Spiel wollte, ohne groß darüber nachzudenken, und dass auch nur, weil ich meine Teamkollegen nicht im stich lassen wollte. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich ein mit Bugs und Glitches durchsetztes gutes Spiel diesem ordentlich funktionierenden, aber langweiligen vorgezogen.
Selbst mit allen Zutaten für ein komplettes Third-Person-Shooter-Rezept ist The Expendables 2 nicht mehr als ein sehr durchschnittliches Spiel. Nichts kommt auch nur ansatzweise an die überzogene Action und Aufregung heran, die man sich von einem Titel erwarten darf, der auf den explosiven Abenteuern eines Teams von Actiongrößen der 1980-er Jahre basiert. Hier reduziert sich leider die Action auf zielloses Schießen auf alles, was sich auf dem Bildschirm bewegt.
PRO: Die Schusswaffen; der neun Sekunden dauernde Absprung aus dem Hubschrauber… aus den falschen Gründen; die Finishing Moves; das kooperative Spiel mit Freunden.
CONTRA: Sie werden mit Freuden etwas anderes spielen; nur vier Charaktere aus dem Film sind spielbar; langweilige Kampagne, in der sich alles mehrmals wiederholt; schlechte Sprecher (es sind nicht die Schauspieler aus dem Film).
Abschließende Bewertung
Spiel: 3,0
Spaßfaktor: 2,5
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