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BioShock Infinite: Manche stört die erzwungene Taufe so sehr, dass sie ihr Geld zurückfordern

 

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Ehe Sie die wunderbare schwebende Stadt Columbia betreten können — ehe Sie mehr über Elizabeth und Comstock herausfinden können, ehe Sie etwas über die „Tears“ (Risse) und die Vox Populi erfahren, verlangt BioShock Infinite eines von den Spielern: sie müssen sich taufen lassen. Es gibt keine Möglichkeit, dieses religiöse Sakrament zu umgehen, das Wasser als Mittel der rituellen Reinigung benützt. Die einzige Möglichkeit, nach Columbia zu gelangen, besteht darin, einen Prediger zu besänftigen, der fordert, dass sich Booker, der Protagonist von BioShock Infinite, sich taufen lässt. Kurz gesagt: Man hat nur die Wahl, sich taufen zu lassen oder das Spiel zu beenden.

"Brother, the only way to Columbia is through rebirth in the sweet waters of baptism. Will you be cleansed, brother?" (Bruder, der einzige Weg nach Columbia führt über die Wiedergeburt in den süßen Wassern der Taufe. Wirst Du Dich reinigen lassen, Bruder?) ruft der Prediger aus.

Um BioShock Infinite tatsächlich spielen zu können, muss man einen Button/Taste drücken, um digital getauft zu werden (wenn nicht gar fast ertränkt zu werden!).

Die Taufe ist thematisch bedeutsam für einige der Fragen, die Infinite aufwirft: Kann ein Mensch Erlösung finden? Können wir für unsere Sünden Abbitte leisten? Kann jemandem, der sich schwerer Gräueltaten schuldig gemacht hat, verziehen werden? Traditionellerweise verstehen wir die Taufe in einem Kunstwerk als Wiedergeburt, etwas, worauf auch das Spiel anspielt. Außerdem wäre Columbia nicht ganz die schreckliche Stadt, die es ist, hinge dieser wunderbare schwebende Schauplatz nicht der Vorstellung der Überlegenheit der weißen Rasse und religiösem Fanatismus an.

Ich meine damit, dass man argumentieren könnte, dass das Spiel berechtigten Grund hat, die Spieler zu zwingen, eine Taufe zu akzeptieren… aber das macht die Szene für etliche Spieler nicht weniger unangenehm. Einer der Spieler, die Anstoß daran nehmen, ist Breen Malmberg — Gamer und Christ.

"As baptism of the Holy spirit is at the center of Christianity - of which I am a devout believer - I am basically being forced to make a choice between committing extreme blasphemy by my actions in choosing to accept this 'choice' or forced to quit playing the game before it even really starts“, erklärte Malmberg.

"Of course I cannot hold true to my beliefs and also commit this act, so I am therefor[e] forced to not play the game."

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Die Entscheidung war für Herrn Malmberg klar, doch es gab da ein kleines Problem: er hatte das Spiel bereits gekauft. Es ist eine Sache, ein Spiel aufgrund der eigenen religiösen Überzeugung zu boykottieren, aber es ist eine ganz andere Sache, mitten im Spiel (oder auch gleich zu Anfang) herauszufinden, dass man sich nicht länger wohl dabei fühlt, es zu spielen. Wenn man Malmbergs Äußerungen zu dem Thema verfolgt, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er nichts gegen die Taufe im Spiel gehabt hätte, würde man als Spieler nicht dazu gezwungen.

"I suspect that it is indeed entertaining and well-done (except for the content in question) and have already purchased and enjoyed the first 2 bioshock games immensely“, meinte Malmberg.

Malmberg tat das einzige, was er als PC-Spieler, der das Spiel auf Steam erworben hatte, tun konnte: er schrieb einen Brief an Valve, in dem er seine Situation darlegte, und begehrte die Rückabwicklung des Kaufes:

I wish to return/exchange this game (Bioshock Infinite) for steam credit or refund on the grounds that I cannot play it.

I cannot play it because at the very beginning of the game there is a section of the game that is so offensive to my religious beliefs that I cannot proceed with it any further. I did not know this section of the game was there and had no way of knowing it was there before-hand as it was not shown in any trailers, previews, screenshots or other marketing material.

The player is forced to make a choice which amounts to extreme blasphemy in my religion (Christianity) in order to proceed any further - and am therefor forced (in good conscience) to quit playing and not able to experience approx. 99% of the content in the game.

There is no option to turn this particular content off or to bypass or skip it in any way. In Modern Warfare 2, they at least allowed you to skip a particularly offensive level (http://www.destructoid.com/modern-warfare...). This is the same sort of thing for me, but there is no way to skip it in this case.

Please issue a full refund or store credit in the amount of the price of the game (Bioshock Infinite) as I had no idea that I would not be able to play this game before I bought it.

If you need further convincing, I will use the analogy that if you were a muslem, it would be like forcing the player into an in-game action of "press x to spit on the face of allah" in order to proceed any further with the game and with no choice or way around doing so.

I apologize for the potentially misleading choice of category for this request, but you do not have a category I can choose that accurately fits my needs.

Thank you

Malmberg zufolge erhielt er von Valve den gesamten Kaufpreis rückerstattet.

An Spielen, die religiösen Überzeugungen zuwiderlaufen, gibt es wahrlich keinen Mangel, aber für Malmberg war dieser Fall anders gelagert. "The difference here“, erläuterte Malmberg, "is that you are forced to make a decision that violates those beliefs in order to continue with the game - which is not something I have run into very often."

Manche Leute mögen geneigt sein, Malmbergs Bedenken zu verwerfen, weil er religiös ist, aber auch die Nichtreligiösen könnten mit der Szene ihre Probleme haben. "That was one of the few scenes in Infinite that I didn't necessarily enjoy. I'm not a religious person, so I didn't like being forced to think that baptism is a significant event. I filed it away as a storytelling mechanism and moved on“, meinte zum Beispiel Kotakus Tina Amini.

Auch auf Twitter wurde die Frage der erzwungenen Taufe diskutiert. Die Meinungen waren, wie nicht anders zu erwarten, geteilt. Hier sind einige der Wortmeldungen:

"Can't say it bothered me“, meinte ein Spieler.

"I'm agnostic, and I honestly didn't care much. I found the whole scene actually comical“, teilte ein anderer mit.

"Its not like playing as Shepard in Mass Effect; I'm not being me, I'm Booker DeWitt. Booker DeWitt don't give a shit“, sagte ein dritter. (Das entspricht auch mehr oder weniger meiner Einstellung.)

"The idea of pledging your belief to the city's America-As-Religion ideology before you entered felt potentially powerful“, erläuterte ein anderer Tweeter.

Anderen missfiel die Szene — und nicht immer aufgrund der religiösen Wurzeln:

"I felt that it was ham-handed as hell."

"It was irritating. I don't take baptism seriously, so the religious implications didn't offend, but the absence of choice did."

"I find baptisms generally creepy, especially magnified by timing of opening with a altered version of a common Passover prayer. Additionally made weird considering release date was during Passover. Generally, being involved in religious ceremonies not my own is a strange feeling."

"Eye rolling, because it felt like a forced setup with overblown Christian symbolism. And the payoff in the ending angered me."

Ich persönlich brachte fünf oder zehn Minuten damit zu, eine Möglichkeit zu finden, diese Taufe irgendwie zu umgehen: Ich wollte dieses Ritual nicht unbedingt über mich ergehen lassen, weil ich nicht sonderlich religiös bin und vor allem mehr oder weniger reale Religion in Spielen nicht mag. Schließlich musste ich sie über mich ergehen lassen, weil ich das Spiel unbedingt spielen wollte.

Der ganze Prozess rief Erinnerungen an meine Volksschulzeit in einer katholischen Privatschule wach, wo ich gezwungen war, bei jedem größeren religiösen Fest sowie zu Beginn und am Ende des Schuljahres stundenlange Messen zu erdulden. Wie Booker machte ich halbherzig mit, sowohl aus Selbsterhaltungstrieb als auch aus Mangel an freier Wahl.

Der Umstand, dass viele Spieler so stark auf diese Szene reagieren, könnte als bemerkenswert, ja bewundernswert bezeichnet werden: eine der Aufgaben der Kunst ist es, die Menschen zu verstören und aufzurütteln. Das Problem ist nur, dass das Christentum, zumindest in Teilen Europas und vor allem in den USA – die US-Amerikaner bezeichnen sich mehrheitlich als Christender Status quo ist. Und das Spiel verabsäumt es, zu diesem Status quo Stellung zu beziehen, auch wenn es ihn als ein Extrem darstellt – und nicht als die Art vertraute, erschreckende Realität, die man in weiten Teilen der USA und auch in Europa in manchen Ländern kennt.

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