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Far Cry 3 und Blood Dragon: Zwei Versionen desselben Problems

 

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Wenn man 10 Videospielkritiker zu Far Cry 3 befragt, erhält man 10 verschiedene Meinungen – aber auf eines können sich alle verständigen: das Gameplay war hervorragend. Ubisofts First-Person-Shooter wartet mit Topgrafik, einer riesigen offenen Welt, unzähligen Fahrzeugen und Waffen und sehr vielen verschiedenen Möglichkeiten auf, diese zu kombinieren, um den unterschiedlichen Spielstilen Rechnung zu tragen und jedem Spieler gute Unterhaltung zu garantieren: Sie können mit dem Hängegleiter in feindliche Lager hineinschweben, einen Piraten erstechen und den fast verhungerten Panther freilassen, den die Freunde des Erstochenen in einem wackeligen Käfig halten.

Doch niemand war sich so recht sicher, was man von dem Ton und der Handlung des Spiels halten sollte – also von dem, was ich als „Präsentation“ bezeichne. Die Story von Jason Brody und seinen stammesartigen Tätowierungen ist bisweilen widersprüchlich, dann wieder undurchschaubar und gelegentlich richtig beleidigend. Ich selbst bezeichnete das Spiel in meinem Testbericht als „plump“, „geschmacklos“ und „ausbeuterisch“. Autor Jeffrey Yohalem verteidigte die Story des Spiels als eine art Meta-Kommentar, aber diese Erklärung kann mich nicht überzeugen.

Spieler und Kritiker genossen das Gameplay in Far Cry 3, aber das taten sie trotz der Präsentation. Der Kritiker Brad Shoemaker meinte in seiner Kritik für Giant Bomb, dass “it’s a good thing Far Cry 3 gets so much mileage out of just about every aspect of its gameplay, because by the time the credits rolled I felt extremely let down by the squandered potential of the plot.” Trotzdem gab er dem Spiel fünf von fünf Sternen. Arthur Gies erwähnte in seiner 9/10 Kritik für Polygon “major tonal issues” und führte aus, dass “Far Cry 3’s systems and mechanics are so well intertwined that a story that might otherwise be glossed over is instead a glaring problem.”

Videospielkritiker tendieren dazu, mit ihren Bewertungen eher großzügig zu sein, aber ich denke, es ist fair zu sagen, dass Far Cry 3 ein gutes Spiel ist, dass das Zeug hatte, wirklich exzellent zu werden, doch leider konnte die Präsentation mit dem Gameplay qualitativ ganz und gar nicht mithalten. Vergleichen wir es nun mit Far Cry 3: Blood Dragon. Blood Dragon ist ein Spiel, das vor Präsentation geradezu überfließt, eine völlig übertriebene Phantasie in Neon, die von Ubisoft in sechs Monaten zusammengebastelt und am 1. April mit diesem unglaublichen Trailer angekündigt wurde:

Es ist keine reine Parodie. Es ist keine echte Hommage. Es ist nicht immer lustig, aber oft doch recht lustig. Doch Kritiker und Spieler waren und sind davon größtenteils begeistert. Die Präsentation – klischeehafte Sprüche, Drachen mit Laseraugen und Wunden, aus denen klebriges blaues Blut fließt – funktioniert. Auf der einen Seite ist es eine Ansammlung von Dingen, die Leute, die Videospiele spielen, bereits mögen. Auf der anderen wirkt es neu und irgendwie „anders“ – mutiger und verrückter als die Dinge, die ein großer Publisher für gewöhnlich versuchen würde.

Mit dieser Standalone-Erweiterung gibt es nur ein kleines Problem: In Sachen Gameplay lässt Blood Dragon zu wünschen übrig. Es gibt weniger Mechaniken, ein kleineres Gebiet, das man erkunden kann und eine kürzere Story als im Vorgänger/Hauptspiel. John Walker von Rock, Paper, Shotgun nennt es “an oddly stripped down version of Far Cry 3. Man kann dafür die extrem kurze Entwicklungszeit verantwortlich machen oder auch den niedrigen Kaufpreis, aber letztendlich ist es einfach eine verpasste Gelegenheit – eine Gelegenheit, Blood Dragons verrückte Präsentation durch entsprechend verrückte Waffen, Fahrzeuge und Mechaniken gebührend zu unterstützen. In einer Kritik auf Gamespot hieß es dazu: „…there’s only one strong example of the game’s over-the-top sensibilities working in tandem with the gameplay: the Blood Dragons themselves.”

Letztlich ist Ubisofts herunterladbarer Hit ein seltsames Spiegelbild seines Vorgängers: Far Cry 3 bot tolles Gameplay und glanzlose Präsentation, während es sich bei Blood Dragon genau umgekehrt verhält. Die Krtiker von The Edge kommen zu einem ähnlichen Urteil: “This isn’t Far Cry 3 at its best mechanically, but it’s definitely the game at its most charismatic.” Jim Sterling meinte in seiner Rezension für Destructoid: “… the result of all this is a deep and well-crafted premise in a somewhat shallow game. Blood Dragon is well-made, and thoroughly entertaining to lovers of the eighties, but in many ways, it becomes a victim of its own success — the core ideas are so fun, so lavishly crafted, one aches to see them in a game equal to their quality.”

Das könnte noch passieren. Blood Dragon Sprecher Michael Biehn speicht bereits von einer Fortsetzung. Ob in Blood Dragon 2, einem neuen Far Cry Spiel oder in The Mighty Quest For Epic Loot, einem augenzwinkernden Action-Rollenspiel, das etliche Journalisten an diesem Wochenende zu sehen bekommen – lassen Sie uns hoffen, dass Ubisoft ein Spiel liefern wird, dessen Gameplay der Präsentation gerecht wird und umgekehrt. Das Resultat wird es wert sein, gespielt zu werden.

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