Wenn man bedenkt, wie brutal Dark Souls ist — eine Brutalität, die viele Spieler abschreckt -, wäre es nur natürlich, anzunehmen, dass sich die Entwickler bei der Fortsetzung bemühen würden, neuen Spielern einen leichteren Einstieg zu ermöglichen. Als man vor kurzem auch in unseren Breiten die Demoversion, die auf der E3 vorgestellt wurde, antesten durfte, befürchtete ich, als ich in der Schlange darauf wartete, endlich selbst an die Reihe zu kommen, dass das neue Spiel freundlicher und nachsichtiger sein könnte, obwohl ich beobachten konnte, dass die Spieler vor mir von untoten Kriegern mit niedrigem Level, die sich in den ersten Gängen du Hallen herumtreiben, erbarmungslos vernichtet wurden.
Diese neueste Demoversion, die für die E3 erstellt wurde, ermöglicht den Spielern, aus vier Klassen auszuwählen: es gibt den traditionellen Ritter, einen Zauberer, einen Tempelritter, der wie die Dark Souls Version eines Paladins ausseiht, und einen Kämpfer, der den Kampf mit zwei Waffen zugleich (dual-wielding) beherrscht. Ich entschied mich für diese letzte Klasse, obwohl ich im Spiel selbst immer wieder zu einem großen Schwert (einer Art Bihänder) oder einer Schwert/Faustschild-Kombination wechselte. Der Dual-Wielder wirkte beweglicher als die anderen Optionen. Und das ist sehr hilfreich, während ich versuche, den Hieben der neuen Feinde auszuweichen und mich an ihnen vorbeizuschwindeln.
Ohne große Erklärungen werde ich mitten in die Ruinen eines mittelalterlichen Gebäudes geworfen. Nach einigen höhnischen Bemerkungen im Spiel, mit denen die Entwickler anscheinend die Spieler anstacheln möchten, klettere ich eine Leiter hinunter und stoße auf einen zusammengefallenen Körper, der sich erhebt und auf mich losgeht, sobald ich mich ihm nähere. Dieser Feind mit niedrigem Level und seine Freunde, sobald sie auftauchen, demonstrieren sowohl die Fähigkeiten der neuen Spielengine für Dark Souls II als auch die leichten Änderungen der visuellen Gestaltung.
Es ist zwar kein wirklicher Generationenschritt in visueller Qualität, aber die neue Engine lässt DS2 doch um einiges besser aussehen. Die Texturen wirken klarer und die Charaktermodelle sind reicher an Details. Beim Zweihand-Kämpfer werden zum Beispiel zwischen den Teilen seiner Lederrüstung auch Stoffstücke sichtbar. Diese visuellen Verbesserungen sind natürlich auch bei den Feinden zu bemerken - Dark Souls war mit verrottenden Skeletten und Zombies angefüllt, aber die ersten Feinde in dieser Fortsetzung sehen menschenähnlicher aus, auch wenn sie eindeutig tot sind. Ihre Köpfe hängen in einem unnatürlichen Winkel zur Seite oder nach hinten, wenn sie vorwärts schlurfen und ihre uralten Waffen schwingen. Sie sind auf jeden Fall verstörender als die meisten Feinde aus dem ersten Spiel.
Die neue Engine lässt das Spiel auch ein wenig flotter wirken. Das soll jedoch nicht heißen, dass Dark Souls II auch nur ansatzweise wie ein Action-Platformer wirkt, doch das Ansprechverhalten der Steuerung sowie ihre Genauigkeit sind doch eine Spur besser als beim Vorgänger. Die Demoversion scheint auch mit einer höheren Framerate zu laufen als das erste Dark Soul s— ein willkommenes Zeichen für alle, die versuchten, die PC-Portierung ohne Mods zu spielen.
Ein weiterer untoter Wächter greift in den Kampf ein. Zwei gegen einen. Ich sollte in der Lage sein, mit ihnen fertig zu werden – im Originalspiel sind die Bösewichte mit niedrigem Level auch noch in Dreiergruppen relativ leicht zu bezwingen -, aber ich bin mit ihren Angriffen nicht vertraut und sie sind schneller, als ich erwartet hatte. Der eine trifft, dann der andere, und ich sterbe mit einem Stöhnen.
Ich drehe mich mit einem Lächeln zu den Wartenden um, als wollte ich sagen: „Ich wärme mich nur auf.“
Dann sterbe ich erneut. Das Timing stimmt nicht ganz, als ich mich zwischen den Angreifern durchrolle, und ich kann mich nicht mehr rechtzeitig heilen.
Um mich von dieser Schmach ein wenig abzulenken, stelle ich dem Vertreter von Namco Bandai ein paar Fragen, während das Spiel neu geladen wird. Wie sieht es mit den neuen Covenants (Fraktionen im Spiel, die Auswirkungen auf die Multiplayer-Ziele haben) aus? Welche wird es geben? „Das hat uns der Entwickler noch nicht gesagt“, teilt er mit. Okay, aber wie sieht es mit den verschiedenen Arten von Magie aus? „Der Entwickler hat uns noch nicht darüber informiert.“ Eisiges Schweigen.
Nachdem ich wieder ins Spiel eingestiegen bin, entdecke ich, dass es nach einem harten Kampf mehr als eine Möglichkeit gibt sich zu heilen. Neben den Estus Fläschchen, die aus dem ersten Spiel bekannt sind, gibt es in Dark Souls II auch sogenannte Lebenssteine (Lifestones), die bei Benützung die Gesundheit langsam wiederherstellen und nicht sofort, wie man es von Tränken gewohnt ist. In der Demoversion konnten auch noch andere Gegenstände gesammelt werden, etwa Bernstein und Zwielichtkräuter, aber deren Verwendungszweck wurde hier noch nicht klar. Ich bin auch nicht in der Lage, ein Inventar zu öffnen oder mir die Charakter-Stats anzusehen – diese Optionen stehen in der Demoversion nicht zur Verfügung.
Während ich vorsichtig weitergehe, entdecke ich auch, wie Dark Souls II Dunkelheit als Mechanik einsetzen wird. Vor mir befindet sich eine Treppe, die in komplette Finsternis getaucht ist. Nach einigen Momenten weist mich der Vertreter von Namco Bandai auf eine Fackel hin, aber ich entschließe mich, einfach die Stufen hinunterzulaufen, wobei ich um Haaresbreite einem Monster entwische, das mich eindeutig in einen Hinterhalt locken wollte. Am Fuße der Treppe gibt es laut Namco Bandai Repräsentant auch einige Fässer mit Sprengstoff. Ich bin froh, nicht von der Fackel Gebrauch gemacht zu haben.
Nach einem weiteren Tod, der dem plötzlichen Auftauchen zweier Krieger und einer bewaffneten Schildkröte zu verdanken ist, die allesamt als Phantome erschienen, schaffe ich es doch noch, mich weit genug voranzuarbeiten, um den Boss der Demoversion und die Wettereffekte der neuen Engine zu erleben. Regen prasselt auf ein kaputtes Dach, während ich auf den Mirror Knight (Spiegelritter) treffe, einen schwerfälligen Rohling mit Chromrüstung und einem riesigen Spiegelschild. Er feuert aus seinem Schwert einem Blitz ab, dem ich gerade noch so ausweichen kann und rammt dann seinen Schild hinunter, während er sich in eine kniende Position begibt. Da ich annehme, das dies meine Chance ist, wage ich mich vor und greife ihn an, erkenne aber die Reflexion auf seinem Schild: ein zweiter Ritter taucht aus dem Schild auf, um seinem Boss zu helfen und mich zu töten. Ich halte nur noch wenige Momente durch.
Gefasst und ruhig lege ich den Controller vor dem Demomonitor nieder, danke dem Vertreter von Namco Bandai und gehe. Diese Demoversion lieferte weniger Antworten, als ich mir erhofft hatte, aber eines ist nun wirklich klar: Ich werde von Dark Souls II massiv gefordert werden, wenn es im März 2014 für den PC erscheint. Trotz der Verbesserungen bei der Engine wurde beim Schwierigkeitsgrad nicht das geringste Zugeständnis gemacht.
Ich bin nicht bereit, aber ich kann das Erscheinen dieses Spiels kaum erwarten.
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