Ursprünglich wollte ich einen Beitrag über die weiblichen Videospielcharaktere schreiben, die das Jahr 2013 prägten. Als ich jedoch begann, meine Liste zusammenzustellen, musste ich erkennen, dass dies kein gutes Jahr für weibliche Charaktere war. Mir viele kaum fünf ein, die ich ohne Bedenken als interessant und wirklich gelungen bezeichnen könnte; zwei ragten jedoch besonders positiv heraus: BioShock Infinites Elizabeth und The Last of Us’ Ellie. Sie sind hervorragende Beispiele für wirklich gut gemachte weibliche Charaktere, aber beide wurden nicht annähernd so gut vermarktet wie ihre männlichen Pendants. .
The Last of Us' Ellie war, was weibliche Charaktere anbelangt, eine frische Brise. Sie war ein gewöhnliches Mädchen, auf dessen Schultern während der Zombie-Apokalypse das Schicksal der Menschheit ruhte, aber das wirklich Bemerkenswerte an ihr ist ihre Reaktion auf diese Situation. Sie erweist sich als reif und durchaus kampfstark und steht Joel sowohl emotional als auch beim Kampf gegen die Zombies bei. Sie hilft ihm ebenso sehr wie er ihr. Und das wird auch in der Story deutlich, denn es ist nicht nur diejenige von Joel, sondern auch die ihre. Da beide Charaktere für die Handlung gleichermaßen wichtig sind, stört es mich, dass sich in den Trailern alles um Joel drehte. Zugegeben, er ist der Spielercharakter, aber er wird viel zu sehr in den Mittelpunkt gerückt, wenn man bedenkt, dass sich die Story vor allem um eine immer enger werdende Beziehung dreht.
Der erste Trailer, der im Rahmen der 2011 VGAs erstmals gezeigt wurde, präsentierte beide Charaktere noch ziemlich gleichwertig, aber in den folgenden Trailern rückte Ellie immer mehr in den Hintergrund.
Der Story Trailer ist der größte Übeltäter, den er konzentriert sich fast völlig auf Joel und erweckt den Eindruck, es wäre nur seine Story, während er Ellies Bedeutung kaum erahnen lässt. Der Launch Trailer ist besser, aber Joel ist auch darin die Hauptattraktion, während Ellie nicht annähernd so prominent herausgestellt wird, wie sie in der Handlung ist.
BioShock Infinites Elizabeth wurde Opfer eines ähnlichen Szenarios. Sie ist für die Handlung ebenso bedeutend wie Booker DeWitt, aber das würde man nie vermuten, wenn man nur das Marketingmaterial für das Spiel kennt. Elizabeth ist ein unwiderstehlicher Charakter und die Art und Weise, wie Irrational Games sie im Spiel präsentiert, zieht die Spieler sofort zu ihr hin – eine unglückliche junge Dame, die in einem Turm eingesperrt ist und endlich Gelegenheit hat, sich in der realen Welt zu bewegen. Aber Elizabeth ist nicht einmal auf dem Hauptbild auf der Hülle des Spiels zu sehen, was etwas besagt, ob es nun von Irrational Games beabsichtigt war oder nicht. Es mindert Elizabeths Rolle, sie wird versteckt, obwohl sie es verdient, vorne und im Mittelpunkt zu stehen. Ich finde es sogar noch frustrierender, weil Elizabeth nicht mehr herausgestellt und nicht richtig gefeiert? Besonders rätselhaft ist, dass Elizabeth, als Irrational Games das Spiel erstmals zeigte, breiten Raum einnahm, dann aber immer mehr in den Hintergrund gedrängt wurde. Man kann könnte fast meinen, die Marketingleute hätten Angst gehabt, einem weiblichen Charakter eine so wichtige Rolle zuzugestehen, und sich deshalb bemüht, groß herauszustreichen, dass Infinite einen männlichen Protagonisten und viele Schusswaffen bietet.
Ein Teil von mir fragt sich, was sich am Erfolg und der öffentlichen Wahrnehmung geändert hätte, wäre Elizabeth oder auch Ellie in die Fußstapfen von Tomb Raiders Kultheldin Lara Croft getreten und ähnlich wie diese beworben worden. Lara mag der spielbare Charakter sein, aber man durchaus argumentieren, dass Elizabeth und Ellie für die Story genauso wichtig sind und genauso viel zu verlieren haben wie ihre männlichen Pendants. Warum also wurde diesen tollen Ladys das Rampenlicht vorenthalten? Ich weiß nicht, was die Daten der Marketinggruppen besagen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass sich noch mehr Leute für diese Spiele interessiert hätten, stünde eine fähige Frau im Mittelpunkt.
Insgesamt muss aber gesagt werden, dass weibliche Charaktere in den letzten Jahren zunehmend besser dargestellt werden, aber die Entwickler wissen, was noch zu tun ist. Aber auch die Marketingleute müssen endlich die richtigen Elemente in den Mittelpunkt rücken. The Last of Us und BioShock Infinite schlagen mit ihren Erzählweisen neue Richtungen ein, aber beim Marketing vertrauen sie nach wie vor auf überstrapazierte Machtfantasien. Die Storys, die diese Spiele erzählen, werden in den Trailern ebenso wenig angedeutet wie die zentralen Rollen der weiblichen Charaktere. Ich hoffe, dass dies im kommenden Jahr besser wird, denn das Potenzial für tiefgründigere Geschichten und vielfältiger Charaktere ist vorhanden. Die Frage ist nur, ob Publisher mutig genug sein werden, die stärkeren Charaktere in den Mittelpunkt zu rücken, auch wenn sie dem Standard-Marketingplan zuwiderlaufen?
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