BioShock ist ein klassischer First-Person-Shooter. Deshalb mag es wie ein Geschenk wirken, dieses Spiel nun auf iPhone und iPad spielen zu können – selbst wenn es heftige $14,99 kostet. Aber lassen Sie sich von dieser prominenten Portierung für Mobilgeräte nicht blenden, die in der vergangenen Woche erschien: dies ist nicht BioShock, wie ich es in Erinnerung habe.
BioShock für iOS — oder, wie ich es zu nennen beliebe, BiOShock — wirkt eindeutig wie eine Portierung, und zwar insofern, als viele Elemente, die meiner Meinung nach für die Originalspielerfahrung unerlässlich sind, deutlich erkennbar verändert wurden. Leider bedeutet dies, dass sie ausnahmslos zum Schlechteren verändert wurden. Die Grafik wurde massiv verschlechtert . Wen man diese Version spielt, kurz nachdem man das Spiel wieder einmal auf er Xbox 360 oder auf dem PC gespielt hat, wie ich es tat, hat man das Gefühl, eine Konsolengeneration zurückgegangen zu sein oder eine ganz schwache Grafikkarte als vorübergehenden Ersatz eingebaut zu haben. Das ist im Falle von BioShock besonders schade, da mir am Originalspiel vor allem auch die beispiellose, kunstvoll komponierte atmosphärische Präsentation der Unterwasserstadt Rapture gefiel. Die tollen Schauplätze und gesripteten Sequenzen sind noch immer vorhanden und glücklicherweise wurden die exzellente Musik und die ebenso exzellenten Sprecherleistungen während der Reise zu iOs nicht in gleicher Weise „abgewertet“, doch das Spiel zu spielen, weckt nicht dieselben Gefühle, da es nun anders aussieht.
IGN verglich die Grafik der iOS-Version mit derjenigen der Version für die Xbox 360. Ich empfehle Ihnen, sich das Vergleichsvideo anzusehen, wenn Sie mit dem Gedanken spielen, sich die neue Version zuzulegen:
Doch wichtiger und noch schlimmer ist, dass BiOShock unter demselben Problem leidet ie fast alle First-Person-Shooter, die ich auf einem mobilen Gerät mit Touchscreen gespielt habe: die Steuerung ist beschissen. Das Spiel setzt auf ein „virtual joystick setup“, das heutzutage fast schon Standard ist. Dies bedeutet, dass Sie mit Ihren Daumen über Bereiche links und rechts unten am Bildschirm reiben, um Ihren Charakter zu bewegen oder den Kamerablickwinkel zu verändern. Große Icons befinden sich an den Rändern des Bildschirms und sollen Ihnen helfen, mit nur einer Berührung mit dem Finger zwischen verschiedenen Waffen und Plasmiden zu wechseln.
Ich spielte am Wochenende die ersten paar Stunden von BiOShock durch und empfand dabei die Touchscreen-Steuerung als frustrierend und gelegentlich sogar sehr ärgerlich. Das Spiel ist noch immer ein First-Person-Shooter, der nicht mit Blut geizt, weshalb es schade ist, dass mir die Touchscreen-Steuerung nicht die Präzision ermöglichte, die erforderlich ist, um viele der intensiven Feuergefechte und Actionsequenzen erfolgreich zu bewältigen. BioShock wirkte nie wie ein richtiger Shooter für Shooter-Fans – die Steuerung war immer ein wenig ungenau und irgendwie durcheinander und die Plasmide verwandelten viele Kämpfe in ein cartoonartiges, blutiges Chaos. Doch letztlich war das Ganze unterhaltsam, jedenfalls unterhaltsamer als die Nutzung der Touchscreen-Steuerung.
Nun, das natürliche Gegenargument zur Feststellung, dass BiOShocks Touch-Steuerung beschissen ist, ist der Rat, ein Peripheriegerät im Stil eines Gamepad zu benützen, um die Spielerfahrung zu verbessern. Und um fair zu sein, other andere Kritiker taten das und kamen zum Schluss, dass es großen Spaß macht, BiOShock mit einem Bluetooth Controller auf dem iPad zu spielen. Wenn man es so spielt, soll es mit dem Original fast identisch sein.
Ich meine jedoch, dass es nicht die richtige Lösung ist, die iOS-Version von BioShock mit einem Controller zu spielen, da die für mich wichtigste Frage in diesem Fall folgende ist: Ist es wirklich $15 wert, dieses Spiel auf iOS-Geräten spielen zu können? Den Preis und die Verfügbarkeit dieser Portierung zu bedenken, ist aus einigen Gründen notwendig. Erstens, ich erwähnte es bereits, wissen wir, dass BioShock ein unglaubliches Spiel ist. Zweitens ist es schon seit langem für andere Plattformen erhältlich, was bedeutet, dass die Hardware, die erforderlich ist, um es in bester Qualität zu spielen, und die Originalversionen des Spiels bereits sehr günstig zu haben sind. Gebrauchte Kopien von BioShock gibt es für die Xbox 360 schon um €10 und eine neue digitale Kopie kostet auf Steam nicht mehr als $20. Und eine PS3, 360 oder ein PC (zumindest einer, auf dem BioShock anständig läuft) dürfte ebenfalls nicht mehr viel teurer sein als Apples schickere, neuere iOS-Geräte.
Wenn die Nutzung eines Bluetooth Controller notwendig ist, um die volle BiOShock Erfahrung genießen zu können, dann bedeutet das, dass sowohl der Preis als auch die Tragbarkeit der neuen iOS-Portierung durch das Steuerungsschema des Spiels negativ beeinflusst werden. Außerdem müssen Sie bedenken, dass dies rein technisch eine iOS-Portierung ist, dass diese aber nur mit einer kleinen Auswahl von Apples neuesten Geräten wirklich spielbar ist. Ich konnte BioShock for iOS zum Beispiel auf meinem iPad Mini nicht spielen, weshalb ich mit übers Wochenende das neuere iPad meines Cousins ausborgen musste. Darüber war er nicht allzu erfreut, was nicht zuletzt daran lag, dass ich mehr als 10 der Apps, die er installiert hatte, entfernen musste, um für dieses 1,6GB große Monster Platz zu schaffen.
Am Ende des Tages sollen Mobilspiele mobil sein, weil sie Spielern einen zusätzlichen Vorteil bieten – die Möglichkeit, immer und überall zu spielen, ohne an ein bestimmtes Gerät gefesselt zu sein, also ein Spiel zu genießen, während man außerhalb des Wohnzimmers unterwegs ist. 2K musste bei einigen Elementen seines phänomenalen Alien-Tötungsspiels XCOM: Enemy Unknown Kompromisse eingehen, als man es im vergangenen Jahr für iOS-Geräte adaptierte. Doch diesem Entwickler gelang es, die brettspielartige Präsentation des Spiels so perfekt auf die Touchscreens von iPhone und iPad abzustimmen, dass eine mehr als solide zusätzliche Möglichkeit herauskam, ein großartiges Spiel zu spielen. Allerdings ist es viel leichter, ein Strategiespiel im Tabletop-Stil für ein Touchscreen-Gerät zu adaptieren als einen Shooter, was jedoch nichts daran ändert, dass BioShock den Sprung auf Apples Mobilgeräte nicht gerade elegant schaffte.
Die iOS-Version von BioShock mag zwar einige kleine Vorteile bieten, doch diese verblassen gegenüber den vielen frustrierenden Schwächen des Spiels. Falls Sie BioShock wieder einmal spielen möchten – und das sollten Sie tun -, empfehle ich Ihnen, sich eine Kopie für PC, PS3 oder Xbox 360 zu besorgen. Diese Versionen dürften nicht viel mehr kosten als die iOS-Version und ersparen Ihnen einiges an Frustration und Kopfschmerzen.
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