D-Dog, es tut mir leid.
Du hattest ein schweres Leben. So ein schweres Leben.
Als ich dich fand, warst du nicht mehr als ein ein Welpe, verlassen. Was passierte mit deiner Mutter? Ich weiß es nicht. Vielleicht werden wir es nie erfahren.
Ich fand dich völlig hilflos in der afghanischen Wüste. Ich nahm dich auf. Ich konnte mich nicht oft um dich kümmern, aber Ocelot behandelte dich wie seinen eigenen Sohn. Er richtete dich ab, fütterte dich. Du wurdest von den Soldaten auf der Mother Base geliebt und warst so etwas wie ein Team-Maskottchen.
Ich war in diesen frühen Tagen deines Lebens leider viel zu selten bei dir. Dafür bitte ich um Verzeihung. Ich vernachlässigte dich. Ich hörte dein Jaulen aus der Ferne, während mein Hubschrauber hoch über der Mother Base schwebte, aber irgendwie blendete ich es aus. „Es ist zu seinem Besten“, sagte ich mir so viele Male. „Er wird viel stärker werden, wenn ich nicht ständig bei ihm bin“. Hatte ich damit recht, D-Dog? Schwer zu sagen. Vielleicht liegt es an diesem Schrapnell, das sich in die tieferen Regionen meines Frontallappens gräbt. Vielleicht liegt es am Staub in meinen Nasenlöchern. In dieser brutalen Kriegszone, in der ständig der Geruch des Todes in der Luft zu bemerken ist, ist es schwer zu wissen, was oben und was unten ist. Nichts ergibt mehr einen Sinn.
Wie dem auch sei, ich ließ dich allein, D-Dog. Zu oft.
Ehe ich mich versah, warst du nicht länger ein Welpe. Du wuchst so schnell heran. In der einem Minute warst du winzig, liefst herum und belltest alles an, was sich bewegte. Hahahah! Jene Tage. Kannst du dich an jene Tage erinnern? Die zeit ist zu kurz, D-Dog. Wir müssen diese Momente packen und gut in Erinnerung behalten, denn diese Sekunden rinnen uns durch die Finger wie Sand und am Ende bleiben nur diese faltigen alten Hände übrig. Oder Pfoten. Ich glaube, du hast keine Hände, D-Dog. Weil du ein Hund bist. Du bist ein guter Hund.
Du bist ein Hund. Du bist nicht länger ein Welpe. Du bist ein D-Dog. Und ich bin so stolz auf dich; auf den Hund, zu dem du wurdest.
Aus irgendeinem Grund verpassten wir dir eine Augenklappe, D-Dog. Ich habe bis jetzt nie darüber nachgedacht. Brauchst du diese Augenklappe überhaupt? Ist dein rechtes Auge in Ordnung? Falls dein rechtes Auge geschädigt ist, was zum Teufel passierte damit? Fehlte dir schon immer ein Auge? Bemerkte ich es einfach nicht..
Ich glaube, es ist nur ein Symbol. Ein Symbol meiner egoistischen Art. Meiner Gleichgültigkeit. Trägst du eine Augenklappe, weil du mich beeindrucken möchtest, D-Dog? Weil du dich nach deiner Anerkennung sehnst? Das ist nicht notwendig. Diese Art Liebe ist bedingungslos. Nimm diese Augenklappe ab, fühl' dich frei. Du bist ein guter Hund, DD. Ein guter, guter Hund.
Ich bin ein schlechter Hundebesitzer.
Nach all dem – der Vernachlässigung, dem Egoismus – machte ich das Schlimmste, was ein Hundehalter tun kann.
Wir waren gemeinsam unterwegs, um eine Mission zu erledigen. Eine Infiltrationsmission. Du warst an diesem Tag einfach grandios, D-Dog, du erschnüffeltest die Feinde. Du erschnüffeltest alle. Das machst du immer.
Zwei Soldaten standen uns im Weg. Wir benötigten mehr Informationen. Ich befahl dir, einen Soldaten abzulenken, während ich den anderen würgte. Innerhalb weniger Sekunden waren beide ausgeschaltet – wir sind ein gutes Team, D-Dog. Dann passierte es – der Moment, den ich so gerne rückgängig machen würde. Aber das ist nicht möglich.
Ich wollte einen der Soldaten aufwecken, da wir Informationen brauchten. Ich wollte die so wichtigen Fragen stellen. Dinge wie „Sprich“ und „Wo sind deine Freunde“. Ich musste diese Soldaten aufwecken. Es kam mir in diesem Moment so wichtig vor. Witzig, wie sich von einem Augenblick zum anderen ändern kann, was wirklich wichtig ist.
Ich ging zum Soldaten hin. Ich drückte den R2 Button. Ich wollte ihm in die Eier treten. Ihn besonders rüde aufwecken. Aber ich bemerkte nicht, dass du da warst.
Das war der Moment, in dem ich dir einen heftigen Tritt versetzte, D-Dog. Die ultimative Beleidigung.
“D-Dog has lost his bond with you.” (D-Dog hat seine Bindung an dich verloren.)
Es war ein Fehler. Ich meinte es nicht so. Es tut mir leid, D-Dog. Es tut mir so, so leid.
Ich drückte den Triangle (Dreieck) Button, Ich drückte ihn immer wieder. Ich versuchte, dich zu streicheln. Ich versuchte, die Erinnerung an diesen Tritt, den ich so gerne zurücknehmen würde, wegzustreicheln. Ich sagte ‘good boy’. I ch sagte so oft ‘good boy’ und ich meinte es so, weil du ein guter Kerl bist, D-Dog. Du bist ein guter Junge, der beste Junge, und du verdientestes nicht, von mir getreten zu werden.
Es gibt keine Worte, die ausdrücken könnten, wie sehr mir das leid tut. Keine Nano-Maschine wäre in der Lage, die Emotionen einzudämmen, die ich fühle. Ich bitte dich nicht, mir zu vergeben, D-Dog. Ich verdiene deine Vergebung nicht.
Ich bitte nur um eine zweite Chance, um zu beweisen, wie wichtig du mir bist. Ein guter Hund verdient einen guten Hundehalter und du bist ein guter Hund.
Guter Hund.
Guter Hund.
Guter Hund.
Guter Hund.
Guter Hund…
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