Im Laufe ihrer beiden vorherigen Alben stutzte das Quartett Big Thief aus New York seinen durchaus kraftvollen Alt-Rock zu sanften Indie-Klängen zurück. Auf UFOF nehmen sie sich musikalisch noch mehr zurück, denn dies ist eine Sammlung zarter Folk-Songs, die von ihrer eigenen exquisiten Schönheit benommen zu sein scheint. Mitunter erinnern diese Nummern an einen mit Zuckerglasur überzogenen Elliott Smith: extrem entzückende Melodien werden in weich hypnotische Gitarren gebettet, wobei die mit den Fingern gezupften Figuren erfreulich einschläfernd sind, was nicht zuletzt an ihrer offensichtlichen Eigenschaft liegt, endlos weitergehen zu können. Auf anderen Tracks bietet die Band eine Art verwässerten Pop mit Americana-Einschlag, der von seinem eigenen luftigen Charme angetrieben wird.
Doch auf UFOF wird glücklicherweise auch darauf geachtet, diese Schönheit und Geziertheit zu dämpfen, damit sie nicht zu süßlich werden: wenig überraschend für ein Album, das sich in seinem Titel auf außerirdische Objekte bezieht (das F steht für „Freunde“/“friends“), ist es auch voller Momente unbehaglichen Staunens. Sängerin Adrianne Lenker zeichnet Porträts von Leuten und Orten, und zwar mit einem wirren Impressionismus, der selbst die banalsten häuslichen Szenen wie Begegnungen mit Außerirdischen klingen lässt. Um den Hörer weiter zu verstören, verändert sie ihre Stimme von ihrer Standarddarbietung zu schrillen hohen Tönen mit reichlich Vibrato („Orange“) oder senkt sie zu einem kalten, kehligen Croon („Betsy“), was sie so geschickt und subtil bewerkstelligt, dass dieser gestaltwandlerische Gesang noch gespenstischer wirkt. Gelegentlich greift auch die Produktion helfend ein - „Jenni“ wartet mit einem gespenstischen Falschstart auf, ein Schnipsel eines Songs, das durch jaulendes Feedback ersetzt wird, das an den ungewissen ersten Blick auf einen Ghul in einem Horrorfilm erinnert, während auf dem Titeltrack Lenkers Gesang zerstückelt und verzerrt wird, bis er von der außerirdischen Lebensform zu stemmen scheint, auf die der Text anspielt.
Gelegentlich kehrt die Band zu ihren früheren, weniger verfeinerten Stilen zurück: während seines Finales verwandelt sich „Contact“, mit dem das Album beginnt, in einen Grunge-Alptraum bestehend aus kraftvollen Riffs und kreischenden Rückkoppelungen, wohingegen „Jenni“ mit einem schwellenden Shoegaze-Refrain erfreut. Diese Abwechslungen kreieren Momente herzzerreißenden Kontrasts und sorgen dafür, dass banale Rock-Klischees wieder überraschend wirken – Beweis dafür, dass Big Thief mit dem Aufweichen ihres Sounds auf etwas gestoßen sind, das wirkliche Kraft hat.
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