Als ich seinerzeit Alan Wake durchspielte, war ich restlos begeistert. Ich dachte mir, genau so muss interaktives Geschichtenerzählen funktionieren. Ich war überzeugt, dass das Spiel 2010 nicht übertroffen werden wird.
Doch seit etwas mehr als einer Woche ist das letzte Kapitel dieses mutigen Versuchs, die interaktive natur der Videospiele mit den fesselnden Wendungen guter Fernsehserien zu verschmelzen. The Writer ist die zweite ergänzende Episode für das Spiel, eine Art Staffelfinale, und wie beim Fernsehen sind auch hier die Erwartungen hoch. Offene Fragen müssen beantwortet und Vorgeschichten von Charakteren müssen enthüllt werden. Außerdem muss der beweis erbracht werden, dass Spieler gut daran tun, sich auch das nächste komplette Spiel der Serie zuzulegen.
Der ideale Spieler
Das ist sonnenklar: The Writer soll das letzte Kapitel des handlungsintensiven Thrillers Alan Wake für die Xbox 360. Man kann diese herunterladbare Erweiterung nicht ohne das Hauptspiel spielen – und man würde das auch gar nicht wollen. Es wäre so, als würde man das letzte Kapitel eines verwirrenden Buches lesen.
Warum Sie sich dafür interessieren sollten
Alan Wake war ein Videospiel, das von einer fesselnden Geschichte und dem Versprechen von fernsehartigen episodischen Inhalten angetrieben wurde. The Writer schließt im Wesentlichen die erste Staffel ab. Dieses Finale muss das Interesse an der nächsten Staffel wecken.
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Wie schneidet The Writer im Vergleich zu The Signal und dem Hauptspiel ab? Obwohl es in The Writer ein wenig mehr Plot gibt als in The Signal, kommt die Erweiterung nicht einmal annähernd an die Charakterentwicklung und die starke Handlung des Originalspiels heran. The Writer wärmt Altbekanntes auf und bietet weder einen vernünftigen Abschluss für die solide Geschichte des Hauptspiels noch einen überzeugenden Cliffhanger, der einen gespannt auf das nächste Spiel warten lassen würde.
Bietet The Writer irgendetwas Neues? Nicht wirklich. Das Spiel bietet einige nette Schauplätze, mitunter unterhaltsames Level-Design, aber keine neuen Funktionen, keine neuen Charaktere und kaum nennenswerten Plot.
Soll ich mir Alan Wake jetzt noch kaufen, um es zusammen mit den beiden Erweiterungen zu spielen? Als ich Alan Wake spielte, hielt ich es für eines der besten Spiele des Jahres. Ich wäre noch immer dieser Meinung, wäre es nicht mit so durchschnittlichen Add-ons verbunden. Das Problem ist, dass man sich mehr oder weniger genötigt sieht, diese Add-ons zu erwerben, sobald man das Hauptspiel zu Ende gespielt hat, denn sie bringen, so schwach sie auch sein mögen, den Plot dennoch stückchenweise vorwärts. Das Ganze ist also eine mehr als durchwachsene Angelegenheit.
Was ist nun, da die „Staffel“ vorbei ist, von dem Konzept des episodenhaften Spielens, wie es in Alan Wake zu sehen ist, zu halten? Mir gefällt die Vorstellung, ein Spiel so zu spielen wie man fernsieht, Episode für Episode und über Wochen oder Monate verteilt. Hätte der Entwickler Remedy zusätzliche Episoden geliefert, die auch nur annähernd an die Qualität des Originalspiels heranreichen, hätte damit die Attraktivität dieses Konzepts eindrucksvoll unter beweis gestellt werden können. Leider wurde das verabsäumt. Handelte es sich um eine Fernsehserie, wäre sie wohl eingestellt worden.
Alan Wake: The Writer in Aktion
Fazit
The Writer ist ein das enttäuschende Ende eines interessanten Spielexperiments, dass viel Potenzial hatte. Die erste herunterladbare Episode mit dem Titel The Signal war schon enttäuschend, aber ich tröstete mich damit, dass es nur eine Art Füller war, der uns bis zu dieser finalen Episode bei Laune halten sollte. Ich lag falsch. Es sieht so aus, als würde uns Remedy mit einer besonders matten und nichtssagenden Auflösung abspeisen, während man sich ganz darauf konzentriert, die um einiges teurere Staffel 2 auf den Markt zu bringen.
Die Alan Wake-Episode The Writer wurde von Remedy Entertainment entwickelt und von Microsoft Game Studios am 12. Oktober veröffentlicht. Sie kostet 500 Microsoft Punkte oder ungefähr € 6.
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