Vanquish (Test)

 

Es ist schwer abzuschätzen, ob die Macher von Vanquish ihr Spiel, einen heftigen, Testosteron verströmenden Weltall-Kampf gegen Hundertschaften gedankenloser russischer Roboter, ernst nehmen oder nicht. Ob ernst gemeint oder nicht, Platinum Games´ Vanquish ist enorm unterhaltsam.

Spieler steigen in den von Düsen angetriebenen Augmented Reaction Suit (Anzug mit verbesserter Reaktion), der von Sam Gideon, dem kettenrauchenden Helden des Spiels getragen wird, um eine russische Terroristengruppe auszuschalten. The Order of the Russian Star (Der Orden des russischen Sterns) hat gerade vom Weltall aus einen Angriff auf die USA gestartet, auf den ein Team bärenstarker Marines und ein Supersoldat namens Sam reagieren müssen. Es folgt eine Reihe actiongeladener Hochgeschwindigkeitskämpfe an Bord einer riesigen Raumstation, in deren Verlauf die Spieler den experimentellen ARS-Anzug bis an die Grenzen (und manchmal darüber hinaus) belasten. Third-Person-Shooter waren noch nie so rasant.

Ideale Spieler

Shooter-Fans, die auf der Suche nach dem etwas anderen Shooter sind, möglicherweise einem, mit eigenwilligem japanischem Design. Hardcore-Spieler, die ein Spiel nicht nach der Länge der Kampagne beurteilen, sondern nach der unter der glänzenden Oberfläche verborgenen Komplexität. Leute, die sich noch immer über die durchwachsenen Kritiken für God Hand ärgern.

Warum Sie sich dafür interessieren sollten

Hauptverantwortlich für Vanquish ist Shinji Mikami, der Mann, der schon die treibende Kraft hinter God Hands und der Resident Evil-Reihe war.

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Okay. Es ist also schnell. Aber macht Vanquish auch Spaß? Definitiv. Mit Wahnsinnsgeschwindigkeit auf dem Schlachtfeld herumzugleiten, dann von Deckung zu Deckung zu flitzen und elegant dem Kugelhagel auszuweichen, während man wild um sich schießt, fühlt sich großartig an. Und die Steuerung ist hervorragend. Man trifft zwar immer wider auf dieselben Gegnertypen, aber die Schnelligkeit der Kämpfe lässt keine Langeweile aufkommen.

Was hat es mit dem ARS-Anzug auf sich? Sam Gideons Superanzug siehtnicht nur klasse aus. Er verfügt über Raketenantrieb, wodurch der Spieler in Windeseile über den Bildschirm fegen kann. Er kann auch den Schaden, den Sam während des Kampfes nimmt, ableiten, verfügt über eine eingebaute wandlungsfähige Schusswaffe (die sich in Sekundenbruchteilen von einer Schrotflinte in ein Scharfschützengewehr und weiter in ein Maschinengewehr verwandeln kann) und vermag Sams Wahrnehmung der Zeit verlangsamen. Dieser „Bullet Time“-Effekt kam schon in Spielen wie Bayonetta und Viewtiful Joe zum Einsatz und funktioniert hier ausgezeichnet. Der Haken? Alle Superkraft-Funktionen des Anzuges hängen an derselben Energiequelle. Sinkt die Energie zu stark ab, überhitzt der ARS-Anzug und Sam wird verwundbar. Mit dem Anzug kann der Held auch zuschlagen.

Zuschlagen? Sam kann Nahkampf-Attacken vollführen, aber diese sind eine Quelle der Frustration. Das Schießen steht eindeutig im Vordergrund, aber Sam kann sich auch mit seinen Feinden prügeln. Der Nahkampf ist rasant, aber auch der sicherste Weg, zu viel Energie zu verbrauchen. Vanquish verleitet den Spieler dazu, sich auf Handgreiflichkeiten einzulassen, allerdings auf Kosten weiteren Vergnügens.

Also verlassen Sie sich lieber auf die Schusswaffen. Zum Glück gibt es in Vanquish viele verschiedene Waffen, die auf interessante und durchdachte Weise verbessert werden können. Neben Raketenwerfer, Scharfschützengewehr und Maschinengewehr finden sich etwa auch eine Waffe, die rasiermesserscharfe Scheiben verschießt, und eine, die Energiekugeln ausstößt. Spieler können ihre Waffen „upgraden“, indem sie Duplikate dessen, womit sie schon ausgerüstet sind, aufsammeln. Da das Arsenal in Vanquish streng begrenzt ist – bitte nicht mehr als drei Schusswaffen gleichzeitig -, ergeben sich daraus interessante taktische Überlegungen.

Das Gameplay ist also gut. Aber was ist mit dem Rest? Die Graphik ist hervorragend und das Spiel läuft mit ansprechendem Tempo, selbst wenn riesige Roboter-Bosse, Infanterie, Raketen und andere Geschoße den Bildschirm nahezu ausfüllen. In Sachen Handlung ist Vanquish ungefähr so clever wie der Film „Predator“. Die beiden Hauptfiguren des Spiels sind schroffe Kerle, die ausschließlich von Zigaretten, Whiskey und Testosteron zu leben scheinen und mehr oder weniger gelungene witzige Bemerkungen absondern. Das Ganze ist ein wenig einfältig, lenkt aber von den Vorzügen von Vanquish nicht wirklich ab.

Ja, aber ist das Spiel kurz? Sie werden nicht lange damit beschäftigt sein, falls Sie es gewohnt sind, mehr oder weniger durch die Spiele zu rasen. Laut Spieluhr benötigte ich ungefähr sechs Stunden, um Vanquish erstmals komplett durchzuspielen. Die tatsächliche Spielzeit betrug in etwa neun Stunden. Der Inhalt von Vanquish ist eher dürftig, wenn man bedenkt, dass viele Spieler heutzutage Mehrspieler-Teile, Co-op-Modi und mehr erwarten und nicht bloß eine Kampagne mit fünf Akten und einen Tactical-Challenge –Modus, in dem ständig neue Wellen russischer Roboter auf einen zukommen. Für alle, die sich ein Spiel mit Handlung und einem entsprechenden Ende erwarten, ist Vanquish Einweg-Unterhaltung. Dem Action-Enthusiasten, der auf Kampftiefe und Selbstverbesserung durch wiederholtes Spielen steht, hat das Spiel wesentlich mehr zu bieten.

Vanquish in Action

Der Original-Teaser:

Gameplay:

Der Anfang des Anime „Neo Human Casshern“. Shinji Mikami sagt, Vanquish sei sehr stark von dem Tatsunoko-Cartoon beeinflusst:

Fazit

Vanquish ist eine toll gestylte, rasante Variante des Third-Person-Shooters und wartet mit Unmengen wilder Action, beeindruckenden Boss-Kämpfen und unterhaltsamen, aber allzu bekannten Versatzstücken aus Action-Blockbustern auf. Leider ist das Spiel im Vergleich zu vielen seiner „Artgenossen“ auf geradezu peinliche Weise inhaltsarm. Aber falls Sie nur nach herausfordernder Hochgeschwindigkeits-Action suchen, ist Vanquish ein Volltreffer.

Vanquish wurde von Platinum Games entwickelt und von Sega am 19. Oktober in Nordamerika und am 22. Oktober in Europa für PlayStation 3 und Xbox 360 veröffentlicht. Gespielt wurde ein Vorabexemplar der UK-Version.