Assassin´s Creed Brotherhood ist das bisher beste Assassin´s Creed (Test)

 

Das erste Assassin´s Creed war ein interessantes, aber sich wiederholendes Experiment. Zwei Jahre später stellte Assassin´s Creed II in fast jeder Beziehung eine Verbesserung dar. Ein Jahr später ist Assassin´s Creed Brotherhood, vor der Veröffentlichung bedauerlicherweise ziemlich missverstanden, das bisher beste Spiel der Reihe.

Assassin´s Creed Brotherhood führt die Spieler zurück in die italienische Renaissance und lässt sie erneut in den virtuellen Körper des meisterlichen Meuchelmörders Ezio Auditore de Firenze schlüpfen und ein Abenteuer erleben, das vor allem in Rom spielt. Mord ist nach wie vor Ezios Hauptbeschäftigung, während er neben Machiavelli und anderen Größen des beginnenden 16. Jahrhunderts eine Reihe von Hauptmissionen zu erledigen und eine atemberaubende Vielzahl ausgefeilter Nebenabenteuer zu bestehen hat. Ezio tut sein Möglichstes, den die Serie umspannenden Krieg zwischen der Assassin´s Guild und den Templern voranzutreiben. Derselbe Konflikt ist die Grundlage der anderen, kürzeren Abschnitte des Spiels, die im Jahr 2012 angesiedelt sind. Hier ist Desmond Miles die Hauptfigur, der Mann der Ezios Heldentaten nacherlebt. Diese allgemeine Beschreibung mag sich wie ein Echo von Assassin´s Creed II anhören, aber die Details wurden auf wunderbare Weise verändert. Außerdem gibt es diesmal einen Mehrspieler-Teil.

Ideale Spieler

Lassen Sie mich nachdenken…1) Leute, denen die Vorstellung gefällt, ein Gebäude erklimmender, Schwert schwingender Meuchelmörder zu sein, 2) Spieler, die es mögen, wie intelligente Wesen behandelt zu werden und sich gerne in eine Story voller Anspielungen auf 500 Jahre Menschheitsgeschichte vertiefen möchten, 3) alle, die Assassin´s Creed aufgrund des schlechten Kampfsystems (es wurde mittlerweile drastisch verbessert) nichts abgewinnen konnten 4) und diejenigen, die sich nach einem Spiel sehnen, das, wenn gewünscht, als Null-Toleranz, Versteck-die –Leichen Schleichspiel im Stile der alten Splinter Cell-Spiele gespielt werden kann. Und 5) alle, die sich einbilden möchten, sie wären im Rom der Renaissancezeit.

Warum Sie sich für dieses Spiel interessieren sollten

Assassin´s Creed II war einer der Anwärter auf die Auszeichnung „Spiel des Jahres“ und seine Entwickler bei Ubisoft versuchten, es innerhalb eines Jahres mit Brotherhood noch zu übertreffen. Genug gesagt.

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Ist es nicht zu früh für einen weiteren Assassin´s Creed-Titel? Fans, die aufgrund der alljährlichen Aufgüsse von Tony Hawk und Lara Croft verbittert sind, fragen sich zu Recht, ob Brotherhood zu früh kommt und, weil es wieder von Ezio in der Renaissance handelt, sich hinreichend vom Vorgänger unterscheidet. Brotherhood ist weder kurz noch langweilig und nutzt viel von der Technologie, mit der zuvor Ezios Florenz und Venedig in Assassin´s Creed II gerendert wurde, um ein unverwechselbares Rom voller neuer Gesichter und faszinierender Schauplätze zu erschaffen. Sowohl die Haupt- als auch die Nebenmissionen des Spiels sind interessanter als jene von Assassin´s Creed II und die ein wenig kürzere Hauptkampagne lässt keine Langeweile aufkommen.

Ist dieses Spiel überwiegend für mehrere Spieler gedacht? Die erste Information, die über Brotherhood an die Öffentlichkeit drang, war, dass das Spiel einen Mehrspieler-Teil haben wird, ein Umstand, der zu der falschen Annahme verleitete, dass der Hauptbestandteil des Spieles eine Meuchelmörder-Variante des modernen Call of Duty-artigen Multiplayers mit Ranglisten sein würde. Wie sich nun herausstellt, gibt es auch eine 20 bis 25 Stunden lange Einzelspielerkampagne.

Aber das ist nur einen Nebengeschichte, nicht wahr? Ezios Science-Fiction-Erkenntnisse über die Wahrheit hinter den Assassins und den Templern am Ende von AC II –praktischerweise hier wiederholt, damit Neueinsteiger wissen, worum es geht – schienen seine Geschichte abzuschließen. Dieses Mal möchte er an dem Sohn des Papstes, den er im letzten Spiel beinahe ermordete, Rache nehmen. Das wirkt nicht so wichtig, obwohl die kurzen Abschnitte des Spiels, in denen Desmond vorkommt, den übergeordneten Plot vorantreiben. Außerdem sind, genau wie zuvor, hunderte Details in persönlichen Dokumenten, Ortsbeschreibungen, Missionsanweisungen und in geheimen Codes, die der Spieler entschlüsseln kann, verborgen. All das macht die riesige historische Verschwörung, die sich durch die ganze Serie zieht, um einiges farbiger. Ein scharfsichtiger und geduldiger Sammler, der alle Informationen zusammenträgt, wird am Ende des Spiels mehr über Meuchelmörder wissen, die sich überall auf der Welt aufhalten.

Ist der Kampf nach wie vor das Schlechteste an der Reihe? Keineswegs. Ubisoft hat alle Probleme im Zusammenhang mit dem Kampfsystem ausgeräumt. Das alte Problem bestand darin, dass der Spieler in Kämpfen zwischen dem von ihm gesteuerten Meuchelmörder und einer Gruppe feindlicher Wachen den Block-Button gedrückt halten und warten musste, bis er angegriffen wird, um jeden Gegner einzeln durch einen Konterangriff zu töten. Ermüdend. Ubisoft fand in Brotherhood eine elegante Lösung, indem dem Spieler nun erlaubt wird, von dem ersten Gegenangriff in eine Folge aneinandergereihter Exekutionsbewegungen gegen den Rest einer Gruppe von Feinden überzugehen. Diese Absicht des Spielers kann durchkreuzt werden, aber ein geübter Spieler wird die erste Tötung nutzen, um ein flinkes Ballet von Stichen und Schüssen zu beginnen. Alternativ kann der Spieler nach einigen Stunden des Spielens Meuchelmörder herbeirufen, die das Töten für ihn erledigen.

Der Spieler kann also Meuchelmörder ausbilden. Ist das der Brotherhood (Bruderschaft)-Aspekt des Spiels? Ja, das ist er. Das ist der beste neue Bestandteil der Serie. Spieler können Bürger anheuern, die für Ezio kämpfen, und auf diese Weise bis zu 12 Auszubildende unter seine Fittiche nehmen, die er mit nur einem Knopfdruck herbeirufen kann. Die Meuchelmörder erwerben mit der Zeit Erfahrung und verdienen sich bessere Waffen, Rüstungen und Taktiken. Diese Leute kann man auch Aufträge in ganz Europa erledigen lassen, die jedoch nicht im Bild zu sehen sind. Das einzige Problem im Zusammenhang mit diesem System besteht darin, dass es keine echte Herausforderung ist und keine schweren Entscheidungen erfordert. Selbst eher schwache Spieler können relativ leicht verhindern, dass einer ihrer Schützlinge getötet wird. Dennoch ist es ziemlich cool.

Es sieht so aus, als wären viele Dinge aus den vorangegangenen Assassin´s Creed-Spielen auch hier wieder vertreten. All das Klettern und die Messerstechereien mit im Ärmel verborgenen Waffen, wird da nicht zuviel wiederaufgewärmt? Viele Features und Missionstypen aus AC II finden sich auch hier, aber zumeist mit eine interessanten Wendung. Hier nur einige wenige Beispiele: Ja, Sie müssen nach wie vor auf Türme klettern, um die Umgebung beobachten zu können, aber diesmal werden viele dieser Türme von feindlichen Captains bewacht, die man nur mit Hilfe ausgefeilter Strategien besiegen kann. Sobald die Captains tot sind, können die Türme gesprengt werden, woraufhin die befreite Umgebung plötzlich für Immobilieninvestitionen und Renovierungen genützt werden kann. Sie können nach wie vor ein Quartett von Prostituierten anheuern, die Sie umgeben und Ihre Anwesenheit in den Straßen Roms verbergen, aber nun können Sie deren Fähigkeiten verbessern (nichts Anstößiges!), indem Sie eine Liste von Herausforderungen abarbeiten. Dasselbe gilt für Diebe und Söldner. Sogar Subjekt 16 und Secret Locations (Geheime Orte) sind zurück und, das wird Fans der Serie freuen, beide sind unterhaltsamer und komplexer als je zuvor. Der einzige Nachteil ist, dass die Reihe sich nicht mehr damit begnügt, das Gameplay seine eigene Belohnung sein zu lassen, sondern nun für jede erledigte Aufgabe irgendeinen Schmarren anbietet.

Ist der Mehrspielerteil gut? Ja, obwohl das noch nicht wirklich gut zu beurteilen ist, da die breite Masse der Spieler erst seit wenigen Stunden oder Tagen Zugang dazu hat. Der Hauptmodus schickt bis zu acht Spieler in eine Menge von Charakteren, die vom Computer gesteuert werden. Jeder Spieler erhält den Auftrag einen anderen zu ermorden, was vom Spieler verlangt, sich einerseits möglichst unauffällig zu verhalten, andererseits aber auch seinem Radar zu folgen, das Ziel zu entdecken und zu erstechen. Wie in Call of Duty erhalten Spieler Erfahrungspunkte, mit deren Hilfe sie aktive und passive Fähigkeiten freischalten können, etwa die Möglichkeit, sich kurzfristig zu verkleiden. Der Mehrspieler-Teil sieht solide aus und wartet mit vielen interessanten Charakteren und freischaltbaren Fähigkeiten auf, aber es ist noch zu früh, ein endgültiges Urteil darüber abzugeben, ob er auch langfristig Spielspaß garantieren kann.

Also ist im Prinzip alles gut? Spiel des Jahres? Vielleicht. In diesem Test habe ich mich bemüht, nicht allzu viel von Brotherhood zu verraten, aber vom buch bis hin zum Soundtrack ist alles von allererster Güte. Das Missionsdesign ist hervorragend. Zu den Höhepunkten zählen ungewöhnliche Sequenzen, die im Colosseum, im Pantheon und auf einer Untergrund-Party angesiedelt sind. Neu für die Serie ist, dass alle Missionen noch einmal gespielt werden können und jede von ihnen einen Schwierigkeits-Modifikator hat (zum Beispiel: Verfolgen Sie Ihr Ziel, aber berühren Sie niemals den Boden). Ubisoft macht es einem wirklich schwer, nicht ständig weiterzuspielen.

Assassin´s Creed Brotherhood in Aktion

Fazit

Das Spiel, das einem in den Sinn kommt, wenn man Assassin´s Creed Brotherhood spielt, ist Grand Theft Auto: Vice City. Seit Rockstars potentem Crime-Drama ist kein Spiel mehr veröffentlicht worden, das nur ein Jahr nach seinem Vorgänger veröffentlicht wurde und sich dermaßen verbessert zeigt. Aber die Leute werden sich nicht daran erinnern, wie lange an Brotherhood gearbeitet wurde. Sie werden sich an die Qualität des Spiels erinnern. Ezios neues Abenteuer mag weniger persönlich sein als sein vorheriges, aber es ist genauso interessant und manipuliert die reale Geschichte auf ebenso hinterhältige Weise wie die übrigen Titel der Serie. Brotherhood ist Assassin´s Creed in Höchstform.

Assassin´s Creed Brotherhood wurde von Ubisoft Montreal (und etlichen Satellitenstudios) entwickelt und am 16. November (USA) beziehungsweise am 18. November (Europa) von Ubisoft für PlayStation 3 und Xbox 360 veröffentlicht (die PC-Version erscheint 2011). Gespielt wurde eine Vorabversion. Riss mich für das Schreiben dieses Tests für einige Zeit vom Spiel los, nachdem ich nach etwa 18 Stunden ungefähr 60% der Einzelspielerkampagne absolviert hatte. Spielte drei Stunden Multiplayer auf dem PlayStation Network. Bin nahe daran, die Wahrheit herauszufinden.