Fallout: New Vegas (Test)

 

Fallout: New Vegas wird jeder und jedem von Ihnen eine ganz einfache Frage stellen: Können Sie an einem Spiel gefallen finden, das alle 10 Minuten abstürzt?

Die Antwort darauf fällt jedoch bei weitem nicht so leicht. Denn wenn Fallout: New Vegas – eine art Fortsetzung von Fallout 3 aus dem Jahre 2008, nur dass Sie diesmal einen Kurier spielen, dem jemand in den Kopf geschossen hat und der nach dem Erwachen aus einem komaartigen Zustand zwischen einander bekämpfende Fraktionen in einer postapokalyptischen Wüstenlandschaft gerät – vorübergehend funktioniert und Sie Gangster umschmeicheln, Mutanten totschlagen und aufgelassene Raketenfabriken erforschen, ist es das reinste Vergnügen. Ihre Antwort ist „ja“. Aber dann wird das Spiel abstürzen. Oder Ihre Begleiter werden verschwinden. Oder jede Menge Leute in einem Raum werden ihre Waffen ziehen und „Howdy!“ rufen – und Sie müssen sich die Frage wiederum stellen.

Ideale Spieler

Alle, die es sich leisten können, 60 – 80 Stunden für ein Videospiel aufzuwenden, und über genug Willenskraft verfügen, einen Großteil dieser Zeit damit zu verbringen, durch eine öde und einsame Landschaft zu wandern und mitunter ziemlich bescheuerte Aufträge auszuführen.

Warum Sie sich für das Spiel interessieren sollten

In erster Linie deshalb, weil es sich um ein neues Fallout-Spiel handelt. Außerdem sind derzeit so viele Spiele auf dem Markt, die man nach 4 – 6 Stunden durchgespielt hat, weshalb es eine angenehme Abwechslung ist, mit Fallout: New Vegas ein Rollenspiel vor sich zu haben, in das man sich wirklich vertiefen kann. Falls Sie ausreichend Zeit haben - und, was noch viel wichtiger ist, die Geduld, über die technischen „Charakteristiken“ des Spiel hinwegzusehen -, bietet New Vegas genug Missionen, um Sie einige Monate lang zu beschäftigen.

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Warten Sie, das spiel wurde nicht von den Leuten gemacht, die für Fallout 3 verantwortlich waren? Nein. Fallout 3 wurde von Bethesda entwickelt, dem Team hinter der Elder Scrolls-Reihe. Fallout: New Vegas hingegen wurde von Obsidian geschaffen. Das ist ein Team, das sich darauf spezialisiert hat, Fortsetzungen zu den Spielen anderer Hersteller zu machen, aber es arbeiten dort auch Veteranen der früheren Black Isle Studios, den ursprünglichen Entwicklern von Fallout. Das hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Der Vorteil ist, dass sich diese Herrschaften mit Fallout so gut auskennen, dass man den Entwicklerwechsel gar nicht merkt, der Nachteil ist, dass viele der Mängel von Fallout 3 (und von Oblivion) hier einmal mehr zu bemerken sind.

Und welche Mängel sind das? Diese Engine, obwohl zu einigen beeindruckenden ansichten fähig, hat fundamentale Fehler. Leute mit Plastikgesichtern, archaische Charakter-Animation, fehlerhafte Wegfindung der AI, unzuverlässige Missionsstrukturen, falsch platzierte Kartenmarkierungen, also kurz die Dinge, die schon in Fallout 3 und Oblivion den Spielspaß trübten, bereiten Ihnen auch hier Ärger. Es werden Ihnen auch Fehler begegnen, die das Spiel zum Abstürzen bringen oder einen Neustart erfordern, etwa wenn Sie im Boden stecken bleiben. Wenn Sie das Spiel alle fünf Minuten speichern müssen, weil es jederzeit abstürzen oder Sie irgendwo festsetzen könnte, dann gibt es ein ernstes Problem.

Argh. Sonst noch etwas? Leider ja. Obsidian mussten von der Engine Gebrauch machen, aber für viele der anderen Probleme von New Vegas kann nicht ein wenig veraltete Technik verantwortlich gemacht werden. Die Sprecher sind erbärmlich (zumindest im englischen Original) und machen mitunter sehr gut geschriebene Dialoge zunichte, aber das schwerwiegendste Problem von New Vegas ist seine Größe. Der Umstand, dass die Karte viel größer ist als jene von Fallout 3, mag positiv wirken, aber Bethesda erkannte, dass es nicht gerade Spaß macht, durch eine öde postapokalyptische Welt zu stapfen. Deshalb sorgten sie dafür, dass die Welt von Fallout 3 recht kompakt geriet, was nur im Interesse der Spieler war. Die ausgedehnte Wüstenlandschaft von New Vegas ist einfach nur…langweilig. Und wenn man gezwungen ist, sich 10 – 15 Minuten am Stück über Steine und durch den Staub dahinzuschleppen, wird es wirklich langweilig.

Okay, es gibt Probleme, aber wenn mich das nicht weiter stört? Ist es so wie Fallout 3? Ja. Im Prinzip ist New Vegas eine riesige Erweiterung zu Fallout 3. Das Interface, die Menüs, sogar viele der Texturen, aus denen Gebäude und Verließe gemacht sind, stammen geradewegs aus Fallout 3. Die Missionen wirken auch sehr ähnlich. Die Charaktere hat man auch schon gesehen. Viele der Gegenstände und Waffen sind einem bekannt. Sie mögen Fallout 3? Hier wird mehr davon geboten. Sie werden es lieben.

Und die Grundlagen? Mechanisch wurde einiges gegenüber Fallout 3 verbessert. Das Zielsystem wurde überarbeitet, wodurch die Kämpfe mehr Spaß machen. Sie können jetzt Ihre eigenen modifizierten Waffen sowie Nahrung/Chemikalien herstellen, was eine nette Abwechslung bietet. Die Hauptmission nimmt auch viel mehr Zeit in Anspruch (über 20 Stunden), obwohl das nicht zuletzt einigen ermüdend langen Hol/Bring-Aufgaben gegen Ende zu verdanken ist. Es gibt auch einen „Hardcore“-Modus, der das Nachempfinden einer echten Wüstenerfahrung verspricht, indem der Spieler gezwungen wird, zu essen, zu trinken und Verletzungen auszukurieren, aber er ist zu nachlässig und nachsichtig gestaltet, als dass er wirklich als gelungen bezeichnet werden könnte.

Fallout: New Vegas in Aktion

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Fazit

Wie Obsidians andere große Fortsetzung – KOTOR 2 – ist auch Fallout: New Vegas ein polarisierendes Spiel. Es ist so viel von dem erhalten geblieben, was Fallout 3 so unterhaltsam machte, die grandiosen Charaktere, der Spaß am Erkunden, etc., dass viele gewillt sein werden, die technischen Mängel und andere Schwächen des Spiels zu tolerieren, um in den Genuss des umfangreichen Inhalts zu kommen. All diejenigen, die sich mehr erhofft hatten als eine Erweiterung für ein spiel aus dem Jahre 2008 mit einer nicht richtig funktionierenden Engine von 2006, werden Fallout: New Vegas vermutlich für reichlich öde halten.

Fallout: New Vegas wurde von Obsidian Entertainment entwickelt und von Bethesda für PC (gespielte Version), Xbox 360 und PlayStation 3 veröffentlicht. Spielte die Hauptmission als

Mann mit Bart, der zuerst schießt und dann die Toten ausfragt.