Anna Calvi
(Domino)
Stellen sie sich ein kerzenerleuchtetes Schlafzimmer um Mitternacht vor. Stellen Sie sich eine verführerische Schönheit mit rabenschwarzem Haar vor, angetan nur mit einem seidenen Neglige, die Ihnen tief in die Augen blickt, während sie einen Strumpf abstreift… Das ist die sinnliche Atmosphäre von Anna Calvis Debütalbum. Ihre Musik kocht geradezu vor sexueller Spannung, weshalb man fast befürchten muss, sie werde in Flammen aufgehen – und wenn sie es tut, wie in dem galoppierenden, fiebrigen Song „Desire“ und dem wirbelnden „Blackout“, ist der Effekt wunderbar. Sonst setzt sie so stark auf die Sprache des Kinos und die Klischees der hochdramatischen Verführung, dass ihre Songs allzu schwülstig und bombastisch werden. Man hört den Herzschlagrhythmus des Schlagzeugs, das wehmütige Geklimper einer einsamen Gitarre und ein aufziehendes Gewitter als Symbol für die elementare Kraft der Begierde. Unter dieser üppigen Zurschaustellung von Sinnlichkeit entdeckt man jedoch nicht immer echte Emotionen, am wenigsten in Calvis begrenzten und sich wiederholenden Texten. Jeder Song wirkt wie ein One-Night-Stand; von manchen schleicht man sich emotional unberührt davon – aber in andere verliebt man sich Hals über Kopf.
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