Dank all der Action eignen sich Superhelden-Comicbücher, ob man nun will oder nicht, für das MMO-Genre. Es ist eine Gruppe einzigartiger Leute, die versuchen, unterschiedlich zu sein, und sich in einer großen Stadt von Tausenden allein fühlen.
D.C. Universe Online pflanzt eine Fahne für die MMORPGs auf der PlayStation 3 und bringt eine Sprache, Methodologie und eine Reihe von Gebräuchen mit, die den reinen Konsolenspielern fremd und ein wenig einschüchternd erscheinen mögen.
Das Spiel bringt, um brutal ehrlich zu sein, noch ein fremdartiges Konzept mit – die jährliche Abonnement-Gebühr zusätzlich zum Kaufpreis. Es stellt sich also die Frage, ob D.C. Universe Online eine unvergessliche erste Verabredung und ein spaßiger erster Monat oder eine längerfristige Beziehung und eine ganz neue Erfahrung ist.
Warum Sie sich für dieses Spiel interessieren sollten
MMOs sind nicht gänzlich neu auf den Konsolen, doch sie haben eine mehr als bescheidene Geschichte auf dieser Plattform. Die Zusammenarbeit von Sony Online Entertainment und D.C. Comics macht dieses Spiel zum bis dato bedeutendsten MMO auf einer Konsole. Für viele wird es der erste Kontakt mit so einem Spiel sein.
Was mir gefiel
Die Action: D.C. Universe Online legt sehr viel Wert auf die Action und erleichtert es so den Neulingen, sich mit den ihnen weniger bekannten Seiten der MMOs vertraut zu machen. Besonders viel Spaß macht es, den Einsatz verschiedener Dinge zu koordinieren - etwa einen Feind in Brand zu stecken und ihn dann mit Wärmeentzug zu attackieren, wodurch er rascher zugrunde geht, während der Spieler geheilt wird. Kampf- und Bewegungsfähigkeiten-Kombinationen geben einem eine Chance, wenn es einmal besonders brenzlig wird. Aktive Verteidigung ist um einiges schwieriger sinnvoll einzusetzen; man bleibt viel zu leicht in einer Kombination stecken, wenn es besser wäre, davonzulaufen oder einfach zu blocken, da sich der Gegner auf seinen Superangriff vorbereitet. Zum Glück kann man sich in der Hitze des Gefechts zumeist auf einige wenige, gut funktionierende Angriffe beschränken und trotzdem gewinnen.
Der Anblick: Das Spiel ist wunderschön. Die Städte Metropolis und Gotham sind nicht nur sehr detailliert dargestellt (wenn auch sehr spärlich bevölkert), sie sind auch sehr durchdacht angelegt und enthalten so gut wie alle Wahrzeichen, die in der langen Geschichte von D.C. Comics zu sehen waren. Beim Charakter-Modeling mögen die Auswahlmöglichkeiten zunächst eher beschränkt wirken, doch verging kein Tag, an dem ich nicht irgendjemandem begegnete, der einen ganz besonderen Look entwickelt hatte und mich wünschen ließ, ich könnte meinen Charakter einfach neu gestalten.
Der Ruhm: Man ist nicht nur Wegbegleiter der Helden des D.C. Universums. Das Spiel lässt einen ständig wissen, dass man dazugehört und dass sich die Geschichte im Wesentlichen um einen selbst dreht. Die Cameos von Helden und Bösewichten der A-Kategorie (aber auch der Kategorien B und C) führen immer zu einem befriedigenden gut gemachten Showdown, auf den eine Zwischensequenz folgt, die ebenso viel Belohnung ist wie Erfahrungspunkte oder Beute. Die allgemeinen NPCs nerven ein wenig mit ihren Sprüchen und ihrem Gebaren.
Was mir nicht gefiel
Es ist ziemlich mühsam: Fortschritte sind D.C. Universe Online sind fast ausschließlich von der Erledigung von Hauptmissionen abhängig. Nebenaufgaben spielen so gut wie keine Rolle. Das führt zu einer neuen Art von Plackerei, anstatt sie ganz abzuschaffen. Dies ist ein MMO; die Spieler möchten durch die Ränge nach oben klettern. Doch was wurde in D.C. Universe Online getan? Man hat die Möglichkeit abgeschafft, durch Erledigung von Nebenmissionen einige Ränge aufzusteigen und so die nächste Hauptaufgabe wesentlich leichter bewältigen zu können. Das ist durchaus lobenswert, doch dadurch ist man gezwungen, sich für jede Mission ab Level 20 Hilfe zu suchen, was durch die schwerfälligen Kommunikationswerkzeuge des Spiels wesentlich erschwert wird. Die Missionsstrukturen selbst wiederholen sich leider ständig. Gelegentlich steckt das Spiel den Spieler in eine Verkleidung, doch zumeist geht es nur darum, eine gewisse Anzahl an Feinden zu eliminieren, eine Anzahl an NPCs oder Objekten zu retten beziehungsweise wiederzubeschaffen oder in bestimmtem Umfang Eigentum zu zerstören.
Pannen: Wenn man mit dem Genre noch nicht so vertraut ist, neigt man dazu, diese kleinen Fehler und Pannen einfach hinzunehmen und darauf zurückzuführen, dass tausende Spieler gleichzeitig spielen; irgendetwas muss da ja schiefgehen. Doch wo D.C. Universe Online keine Fehler und Pannen hat, leidet es unter Verzögerungen (vor allem in den Menüs) und der eher mit dem Holzhammer vorgenommenen Integration der PC-MMO-Steeuerung ins Konsolensetup. Ich habe noch immer nicht herausgefunden, wie ich auf elegante Weise einen Wegpunkt festlegen kann, ohne dass er und ein missionsbasierender Pfeil mich auf der Minikarte in unterschiedliche Richtung weisen. Der Ton setzt immer wieder aus; ich besiegte Black Adam mehr oder weniger in Stummfilmmanier. Falls die Verbindung unterbrochen wird, hat man keine andere Wahl, als zum Dashboard zurückzukehren und neu zu starten.
Kommunikation: Selbst wenn man ein USB-Keyboard angeschlossen hat, ist jede art von Textkommunikation ein mühsamer mehrstufiger Prozess, der noch durch die Verzögerung erschwert, die auftritt, weil man durch die verschiedenen Fenster navigieren muss; da kann man nur noch beten, dass die Nachricht den Level-30-Helden noch erreicht, ehe er davon fliegt. Shortcuts für Rufen oder diskrete Mitteilungen an einen anderen Spieler, etc. sucht man in der Anleitung vergeblich. Es ist enttäuschend, dass D.C. Universe Online als Konsolen-MMO annimmt, dass alle Spieler mit PC-MMos vertraut sind und sich entsprechend leicht zurechtfinden.
Fazit
D.C. Universe Online ist eine grundsolide Einführung in das Genre, doch für Langzeitspaß wird zu wenig geboten. Die Beute, die man machen kann, hat so gut wie keine Auswirkungen auf den Spielverlauf. Erst wenn bei Level 30 man die spezielle Kampfrüstung erhält, fangen die Ausrüstungsgegenstände an, richtig gut zu werden. Das mag zwar dafür sorgen, dass Spieler-gegen-Spieler-Begegnungen (PvP) ausgeglichener sind, doch das Beutemachen ist mehr oder weniger für die Katz; ich habe kein einziges Mal etwas getauscht oder verkauft.
D.C. Universe Online bietet eine ziemlich ausführliche Tour durch Metropolis und Gotham mit einem selbst geschaffenen Helden, doch die Begegnung bleibt eher oberflächlich, denn viel mehr als Action spielt sich nicht ab. Mit einer neuen Kopie des Spiels erhält man Gratiszugang für einen Monat, was ausreichen sollte, wenn man nur hineinspringen und das Spiel mit einem Charakter durchspielen möchte. Ein Wechsel auf die andere Seite ändert eigentlich nur die Handlung, die Kämpfe bleiben mehr oder weniger dieselben.
D.C. Universe Online mag ein herausragendes Konsolen-MMO sein, doch leider ist es eines, das sehr deutlich unter Beweis stellt, dass der PC nach wie vor die Plattform ist, die diesem Genre am ehesten gerecht wird.
D.C. Universe Online wurde von Sony Online Entertainment entwickelt und am 14. Jänner 2011 für PlayStation 3 und PC veröffentlicht. Spielte einen Helden bis Level 28 und einen Bösewicht bis Level 10 und probierte alle Mehrspieler-Modi außerhalb des Hauptspieles aus (alles auf der PS 3).
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