Das neunte große Mortal Kombat ist mehr als ein bloßer Neubeginn für die fast zwanzig Jahre alte Serie, die für ihre übertriebene Darstellung von Gewalt berühmt-berüchtigt ist. NetherRealms Reboot des Mortal Kombat Franchise führt eindrucksvoll vor Augen, was ein modernes Kampfspiel (Beat ´em up) den Fans bieten sollte.
Mit dem neuen Spiel kehrt die Mortal Kombat-Serie zu ihren ultrabrutalen Wurzeln zurück, eine willkommene Abkehr von der Linie, die uns zuletzt das kastrierte, aber leidlich unterhaltsame Mortal Kombat Vs. DC Universe bescherte. Durch das Weglassen von 3D-Bewegungen, Waffen-basierten Kämpfen und ebenso Waffen-basierter Haltung, die im Laufe der Jahre ihren Weg in die Mortal Kombat-Spiele gefunden haben, erinnert das Kampfsystem wieder verstärkt an die drei ersten Spiele der Reihe.
Ebenso stammen die Spielcharaktere, die Schauplätze der Kämpfe und die Handlung fast ausschließlich aus Mortal Kombat, Mortal Kombat II und Ultimate Mortal Kombat 3. Mortal Kombats umfangreicher Story-Modus ist eine Neuinterpretation der Fiktion dieser Trilogie. Aufgefettet wird das Ganze mit sehr soliden und beeindruckenden Einzelspieler- und Mehrspieler-Inhalten.
Warum Sie sich für Mortal Kombat interessieren sollten
Mit Mortal Kombat besinnt sich Netherrealm alter Stärken. Es ist klar, dass der Entwickler viel Herzblut in dieses Unterfangen investiert hat und bestrebt war, das bestmögliche Kampfspiel zu erschaffen, vielleicht sogar das beste der Serie. Dies ist ein klassisches, auf das Wesentliche reduziertes Mortal Kombat-Spiel, in dem es viel zu sehen, zu tun, freizuschalten und, das Beste daran, auf möglichst brutale Weise zu töten gibt.
Was mir gefiel
Auf das Wesentliche reduziertes Kämpfen: Da ich nie ein Fan von Mortal Kombats Versuchen war, sich mit Hilfe von Waffen und mehreren Kampfstilen neu zu erfinden, verliebte ich mich sofort in den konsequenten 2D-Stil dieses Spiels. Die grundlegende Kampfmechanik ist mehr als vertraut und bietet unter anderem Uppercuts, Jump Kicks, Würfe sowie spektakuläre Spezialangriffe für jeden der Charaktere. Mortal Kombat hat bei diesen Spezialattacken schon immer aufs Fantastische gesetzt, weshalb Feuerbälle, Zauber und Teleportationsangriffe zum Standard gehören. Mortal Kombat erweitert dieses Kampfsystem mit einer dreistufigen Messanzeige. Auf Stufe eins können Spieler bestimmte Angriffe verstärken, sodass sie doppelt so effektiv und um einiges tödlicher sind als im Normalfall. Ist die Anzeige weiter aufgefüllt, können Spieler einen Kombinationen unterbrechenden Gegenangriff starten und so verhindern, dass sie zu Brei geschlagen werden. Ist die Anzeige auf dem Maximalwert, wird ein vernichtender „X-Ray Move“ freigeschaltet, eine äußerst brutal aussehende und riskante Attacke. Es erfordert einiges an taktischem Geschick, zu jedem Zeitpunkt den jeweils richtigen dieser Angriffe einzusetzen, weshalb vor allem in Multiplayer-Kämpfen der Strategie eine nicht unbedeutende Rolle zukommt. Zum Glück wird dies den Spielern in einem kurzen, aber sehr brauchbaren Tutorial näher erklärt.
Die Story ist wichtig, obwohl es sich um ein Kampfspiel handelt: Ich hätte große Schwierigkeiten, wenn ich Ihnen die Handlung der Street Fighter, Soulcalibur oder Tekken Serie müsste, doch Mortal Kombat vermochte mich mit seiner gekonnt nacherzählten Mythologie durchaus zu fesseln. Der Einzelspieler-Story-Modus, eine Nacherzählung des Handlungsbogens der ersten drei Mortal Kombat-Spiele, springt im Laufe von mehr als 15 Kapiteln von einem Charakter zum anderen. In diesem wunderbaren Modus erfahren wir mehr über die komplizierte Beziehung zwischen Scorpion und Sub-Zero, wo Cyber-Ninjas herkommen und warum diese Mortal Kombat-Turniere überhaupt existieren. Zwischen den Kämpfen finden sich tonnenweise hervorragend produzierte, mitunter ein wenig geschmacklose filmische Zwischensequenzen. Die meisten sind nur Vorwände, um möglichst schnell zum nächsten Kampf zu kommen, aber hier kommt die Persönlichkeit von Mortal Kombat zum Vorschein. Der einzige Nachteil ist, dass man gegen den unendlich schwierigen und hinterhältigen Shao Khan kämpfen muss.
Fanmaterial für den einfachen Spieler: Neben dem umfangreichen Storymodus bietet Mortal Kombat den Challenge Tower, eine 300 Level umfassende, sehr abwechslungsreiche Serie von Herausforderungen und Minispielen. Challenge Tower ist zum Teil auch Tutorial, denn bei manchen der Herausforderungen kann man Angriffe nicht blocken, bei anderen sind einige Spezialattacken gesperrt und bei wieder anderen bekommt man es mit mehreren Gegnern gleichzeitig zu tun. Einige dieser Herausforderungen sind gelinde gesagt bizarr, denn sie verlangen, dass man ohne Arme oder sogar ohne Kopf kämpft. Neben dem Challenge Tower gibt es noch einen Arcade Ladder (Spielhallen-Leiter) Modus, einen Rückblick auf die Einzelspielerkomponente der Spielhallenzeit. Hier wird ein wenig mehr von der Story geboten und man kann mit den mehr als zwei Dutzend Charakteren herumspielen.
Inhalt Inhalt Inhalt: Das neue Mortal Kombat hat sogar noch mehr zu bieten, darunter den Fatality Trainingsmodus, der es erlaubt, sich gleich in die blutigen Momente des Kampfes zu stürzen, und The Krypt (Das Gewölbe), ein riesiges interaktives Warenhaus mit vielen tollen freischaltbaren Gegenständen. Man kann die Münzen, die man im Challenge Tower und im Story-Modus erwirbt, in der Krypt in neue Fatalities, Kostüme, Hinter-den-Kulissen-Kleinigkeiten und andere Nettigkeiten investieren. All diese Dinge freizuschalten kann ziemlich mühsam sein, weil man etwa durch eine finstere 3D-Landschaft wandern muss, um alle Münzen einzulösen, doch allein schon der schiere Menge an Inhalten, die Netherrealm in die Krypt gesteckt hat, sorgt dafür, dass es sich auszahlt.
Das Online-Spiel: Mortal Kombat mangelt es sicherlich nicht an attraktiven Online-Features. Die Spieler können sich rasch an gereihten und nicht gereihten Zufallsmatches - entweder eins-gegen-eins oder als Tag-Team – beteiligen können. Oder sie können sich im King of the Hill-Modus, einem Theater-Modus der wiederum die alten Spielhallenzeiten aufleben lässt, versuchen. Bei King of the Hill treten jeweils zwei Spieler gegeneinander an, wobei der Gewinner in der Arena bleibt, während der Verlierer von der Bildfläche verschwindet. Andere können dabei zusehen, Kommentare abgeben, Kämpfer anfeuern, einander herausfordern und die kämpferischen Leistungen der anderen mit Respektpunkten belohnen. Ein Lobby-System sorgt dafür, dass Spieler Zutritt zu den Räumen erhalten, wo sie Kämpfe ausmachen und die andern blöd anmachen können. Die Online-Performance ist generell ziemlich gut, obwohl ich einige Male aus Kämpfen hinausgeworfen wurde und es über Xbox Live mitunter zu Zeitverzögerungen kam.
Mir gefiel der Teil, wo er starb: Die blutigen Momente, die zerfetzten Eingeweide und die abgetrennten Gliedmaßen von Mortal Kombat haben etwas Anziehendes, Amüsantes an sich, und dieser Titel weigert sich, in dieser Beziehung auch nur die geringsten Abstriche zu machen. Die „X-Ray Moves“ zeigen die Auswirkungen der Gewalt unter der Haut: Knochen brechen, Augen quellen hervor, innere Organe platzen. Das Blut fließt in diesem Mortal Kombat, das auch einige der brutalsten Finishing Moves der Serie überhaupt bietet, in Strömen. Noob Saibots grausam aussehende Fatality, bei der die Gegner vom Schritt nach oben entzwei gerissen werden, ist ebenso ein Highlight wie diejenige von Reptile, der Säure in die Rachen seiner Gegner kotzt.
Starke Kämpfer: Da Mortal Kombat im Grunde die ersten drei Spiele der Serie wiederaufleben lässt und jeder der Charaktere aus diesen Klassikern hier vertreten ist, wird die Liste der Kämpfer jedem treuen Fan der Reihe auf den ersten Blick vertraut vorkommen. Jeder der Charaktere verfügt über ein ganzes Arsenal an Angriffskombinationen, Spezialattacken und Fatalities. Genauso befriedigend wie die umfangreiche Kämpferliste sind die Schauplätze der Kämpfe, die Klassiker wie The Pit, The Living Forest und Dead Pool neu beleben. Jeder von ihnen ist liebevoll ausgestaltet, toll animiert und bietet den Fans nette Überraschungen – ja, man kann endlich sehen, wie ein Baum einen untoten Ninja verschlingt.
Was mir nicht gefiel
Actionfiguren: Ich bin langjähriger Fan der Mortal Kombat-Serie, obwohl ich mich nie sonderlich für die oft aufdringlichen, grellen Charakterdesigns begeistern konnte, die nur in zwei Varianten zu existieren scheinen: Männer, die wie He-Man Actionfiguren mit einer Vorliebe für Schulterpolster aussehen, und Frauen, die so viel Dekolleté und Hintern zeigen möchten, wie die Elder Gods durchgehen lassen. Ein Kampf, in dem ein Charakter nicht mehr trägt als sorgfältig drapierte Bandagen, ist beeindruckend absurd. Die Mortal Kombat-Reihe ist wahrlich nicht für Zurückhaltung bekannt – und manche der klassischen Kostüme gefallen mir sogar, während andere meinen Geschmack beleidigen -, doch ich hätte mir ein wenig mehr Abwechslung und ein wenig mehr Feingefühl von NetherRealm gewünscht. Einige der Charaktere sehen in den Zwischensequenzen plump aus, andere sogar richtig hässlich. Während der Kämpfe passt alles wunderbar, doch wenn hineingezoomt wird, dann werden die Makel offensichtlich.
Fazit
Mortal Kombat ist eine tolle Alternative zu den Kampfspielen, die derzeit das Revival des Genres dominieren. NetherRealm lässt sich bei Mortal Kombat mit Inhalten wahrlich nicht lumpen und hat ein Spiel entwickelt, das sowohl Neulingen zugänglich ist als auch echten Kampfspielfans einiges zu bieten hat. Was dieses Mortal Kombat so spektakulär macht, sind der hervorragend gestaltete Story-Modus und der umfangreiche Challenge Tower, der beweist, wie sehr NetherRealm die Fans der Reihe am Herzen liegen. Andere Kampfspiele sollten sich daran ein Beispiel nehmen. Selbstverständlich schadet auch die exzessive Gewalt nicht, deretwegen wohl die meisten Spieler diese Serie lieben.
Mortal Kombat wurde von NetherRealm Studios entwickelt und von Warner Interactive am 20. April für Xbox 360 und PlayStation 3 veröffentlicht. Spielte den Story-Modus komplett durch und absolvierte mehr als einhundert Challenges im Challenge Tower (beides auf der Xbox). Nahm sowohl online als auch offline an zahlreichen Multiplayer-Matches teil (Xbox 360 und PlayStation 3).
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