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Tiger Woods PGA Tour 12: The Masters ist eine einzigartige Spielerfahrung (Test)

 

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Während meines ersten Besuches im Augusta National verletzte ich die dort geltende Kleiderordnung auf nahezu kriminelle Weise: Ich trug Basketball-Shorts, ein T-Shirt und war noch dazu unrasiert. Zugegeben, ich saß auf meiner Couch, doch ich stellte mir vor, dass ich auf dem renommiertesten Golfkurs der Welt zum ersten Abschlag schritt. Kann eine Reise zum Masters in einem Videospiel überhaupt als „erstes Mal“ durchgehen? Und ist es ebenso unvergesslich?

Tiger Woods PGA Tour 12: The Masters erschien rechtzeitig vor dem Masters Tournament (der Veröffentlichungstermin wurde extra um drei Monate vorverlegt) und erfüllt den Golffans einen lange gehegten Wunsch – einen Trip zum Augusta National Golf Course. Da der Namensgeber derzeit massive persönliche und sportliche Probleme hat und das Genre des Videospielgolf verzweifelt auf der Suche nach einer großen Neuerung ist, spielt EA Sports nun diesen Trumpf aus.

Warum Sie sich für dieses Spiel interessieren sollten

Das kurze Auftauchen des Augusta National in viele Jahre alten Titeln ist nicht mehr, als ein visueller Gag. Dies ist das wahre Videospieldebüt des Kurses. Nur modernste hochpräzise Abbildungstechnologie, speziell für diesen Titel adaptiert, ist in der Lage, nicht nur die Schönheit von Augusta und das lokale, geschichtsträchtige Flair, sondern auch eine der am heißesten ersehnten und emotionellsten Spielerfahrungen im Videospielsport auf die Bildschirme zu zaubern.

Was mir gefiel

Zuerst möchte ich mich bei meinem Caddy bedanken: Ein neues Feature, einen Caddy zu haben, der einem den richtigen Schläger und die richtige Schlagart vorschlägt, ist ein enormer Durchbruch für die Serie und macht allen Anfängern den Einstieg wesentlich leichter. Fortgeschrittene Spieler und Experten können nach wie vor jeden Aspekt des Schlages selbst planen und einstellen, doch der Caddy, sofern aktiviert, wird zwei Herangehensweisen für die meisten Drives und zweiten Schlägen empfehlen, eine aggressive und eine sichere. Er macht Vorschläge bezüglich Schläger, Schlagart, Griffvariante, etc. Man kann jedoch nicht einfach das, was er sagt, zu 100% umsetzen. Man braucht viel Feingefühl am Analogstick, um die ideale Schlagstärke zu finden. Hier ist das Übungsschwung-Feature des Spiels wirklich unerlässlich für die Vorbereitung, da man kein Feedback erhält, wenn man den Ball schlägt. Erfahrene Spieler werden vermutlich den Caddy deaktivieren und ihre Schläge selbst planen. Man kann von den Empfehlungen des Caddy auf einer Schlag-für-Schlag-Basis abwechen, doch muss man in diesem Fall alles von Grund auf selbst planen, da es keine Möglichkeit gibt, seine Vorschläge in Details zu verändern. Nieten wie mir erlaubt der Caddy – ähnlich wie Maddens GameFlow - volle Konzentration auf die Action und ein unbeschwertes, reibungsloses Spielerlebnis.

Eine tolle Karriere: Mein wunderbarster Moment im Spiel war nicht beim Augusta National. Er ereignete sich in der Woche davor. EA Sports arbeitete den Karrieremodus „Road to the Masters“ zu einer der besten Rollenspielerfahrungen in der Welt des Sportspiels um. Man erstellt seinen Spieler, um die PGA Tourkarte zu erwerben (die Qualifying School hat ihren ersten Auftritt) und sich für das Masters zu qualifizieren, eine ständig über einem schwebende Herausforderung. Ein neues Tour-Sponsoring-System und spezielle Herausforderungen vor den Events vertiefen die professionelle Erfahrung. Ich gewann meine ersten beiden Turniere, doch wurde bei meinem dritten Antreten in den Runden zwei und drei etwas nachlässig. Während der vierten riss ich mich wieder zusammen, beendete das Turnier auf dem geteilten vierten Platz und rutschte damit in die Top 100, was mir einen Platz beim Masters sicherte. Meine Freude und mein Stolz waren grenzenlos.

Eine virtuelle Mitgliedschaft im exklusivsten Klub der Welt: Das soll nicht bedeuten, dass der Karrieremodus die einzige Möglichkeit, Augusta National zu spielen. Ich entschied mich einfach, meine erste Runde auf dem legendären Kurs für meine Profi-Karriere aufzuheben. Der gesamte Kurs – inklusive des herrlichen und geradezu historischen Par 3-Loches – steht den Spielern jederzeit zur Verfügung, in jedem Modus und wie man möchte. Eine Sammlung von 10 „Masters Moments“, Nachstellungen von berühmten Schlägen, kommt zu den bekannten Tiger Moments (jetzt „Tiger at the Masters“) der Serie hinzu; diese sowie die Vorstellungen der Löcher und Überflüge und ein „Inside Augusta“-Feature sind sehr lehrreich. Es ist EA Sports hoch anzurechnen, dass das Produkt des Unternehmens Millionen von Fans zum ersten und wahrscheinlich einzigen Mal in ihrem Leben die Möglichkeit bietet, diesen heißgeliebten Kurs zu spielen.

Bogeys sind leicht, wenn man sich wirklich bemüht: Augusta National spielt sich gänzlich anders als die anderen Kurse auf der virtuellen Tour. Das werden Sie selbst bemerken, wenn ihr erster Annäherungsschlag eine gefühlte Meile vom Green wegrollt. Der Kurs zeigt, welche Herausforderung er wirklich darstellt, wenn de Position der Löcher im Laufe der vier Runden variiert, und lässt einen spüren, wie wichtig der zweite Schlag hier ist.

Kleinigkeiten mit großer Bedeutung: Wenn man eine Runde beendet hat, erhält man eine Kopie der Masters Scorecard – ein netter Touch. Ein Taschenanhänger aus Leder, der während der Ladeschirme gezeigt wird, ist mit der Kursmeisterschaftsmedaille und Anstecknadeln geschmückt, die man für Runden ohne Missgeschicke und Birdie-Serien erhält. Die Werbung des Sponsors wird jedoch entfernt, wenn man zum Augusta National kommt, denn hier hat man für den Kommerz wenig übrig. Im Spiel sind auch realistische variable Abschlagzeiten eingebaut, die davon abhängen, an welcher Position man nach der vorangegangenen Runde liegt. Am Freitag sah ich lange Schatten in Augusta, da ich mit -3 an geteilter vierter Stelle lag. Am Sonntag musste ich in aller Frühe hinaus, da ich weit zurückgefallen war. Licht und Wetterbedingungen verändern sich auch im Laufe der Runde. Hat man seinen Arbeitstag beendet, sorgt das Verfolgen der Resultate der Spieler, die nach einem hereinkommen, für Spannung.

Was mir nicht gefiel

Die Kommentare wirken billig: Jim Nantz, dessen Präsenz als Stimme des Masters unumgänglich ist, ist am anfälligsten für Kritik, wenn er offensichtlich vorher niedergeschriebene Texte in Live-Events spricht, und Videospielkommentare bestehen nur aus niedergeschriebenen Texten. Es ist wenig von der Wärme der Aussprache zu hören, für die er allgemein geliebt wird. Die hier von ihm zum Besten gegebenen Texte wirken sehr übertrieben gesprochen. Außerdem sind die Kommentare (selbst beim Masters) wenig originell und beschränken sich ausschließlich auf das Geschehen am gerade gespielten Loch, ohne auf den Rest der Runde Bezug zu nehmen. Die Kommentare lassen so gut wie jede Gelegenheit, für Stimmung zu sorgen, aus.

Kurse müssen als DLC dazugekauft werden: Es gibt sechs Turniere während meines ersten Jahres auf der PGA-Tour, für die ich nicht qualifiziert bin, weil ich sie nicht aus dem sehr umfangreichen DLC-Menü erworben habe. Von EA Sports verlautete, dass damit Wünschen von Fans Rechnung getragen wurde, die auf spielbare DLC-Kurse im Karriere-Modus drängten. Mir wäre es lieber, die Hineinnahme von DLC-Kursen in den Karriere-Modus wäre eine vom Spieler wählbare Option, so dass man nicht gezwungen ist, Kurse dazuzukaufen oder Turniere auszulassen. Trotzdem kommt man auf 17 Turniere im ersten Jahr und die Major-Turniere sowie Kurse wie Pebble Beach und St. Andrews sind Standard.

Kleine Dellen und Kratzer: An den Audioinhalten ist zu erkennen, dass dieses ambitionierte Projekt drei Monate früher als geplant fertiggestellt wurde. Die Reaktionen des Publikums sind generisch. Die Musik wiederholt sich während der runden sehr oft und bleibt während der Menüübergänge gerne einmal hängen oder setzt ganz aus. Eine visuelle Fehler deuten auch auf mangelnden Feinschliff hin. Liegt der Ball bergab, geht der Schlag durch den Boden, manche Überblendungen schneiden zu schnell vom Leaderboard weg, und die Animationen nach dem Schlag lassen den Golfer oft in seltsame Richtungen gehen, sogar ins Wasser, wenn die Kamera in diese Richtung weist. Ich bin auch kein großer Fan der PlayStation Move-Unterstützung, was vor allem daran liegt, dass man nicht direkt auf den Bildschirm hin schwingt, sondern rechts oder links daran vorbei, je nach dem, ob man Rechts- oder Linkshänder ist.

Fazit

Tiger Woods PGA Tour 12: The Masters ist die wahrscheinlich beste Sportsimulation, die derzeit auf dem Markt erhältlich ist. Für Golffreunde ein absolutes Muss, aber auch allen andern Sportfans wärmstens empfohlnen.

Tiger Woods PGA Tour 12: The Masters wurde von EA Sports entwickelt und von Electronic Arts am 31. März 2011 für PlayStation 3, Wii und Xbox 360 veröffentlicht. Spielte alle Game-Modi, offline wie online, qualifizierte mich im Karrieremodus mit Turnieren über vier Runden für das Masters, spielte etliche andere Kurse im Quick-Play-Modus. Konnte das grüne Jackett nicht gewinnen. Aber das wird schon noch.

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