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Earth Defense Force: Insect Armageddon – Schießen, schießen, Ende (Test)

 

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Es ist kein totaler Fehlschlag.

Man kann klar erkennen, was Earth Defense Force: Insect Armageddon sein möchte: Ein anspruchsloser, explosiver Schießplatz. Dieses Ziel wird auch weitgehend erreicht. Das Spiel ist anspruchslos, Dinge explodieren, es wird viel geschossen. Dafür gibt es Höchstnoten.

Aber so sehr ich mich auch bemühte, mich auf die positiven Aspekte dieses im Prinzip herzensguten Spiels zu konzentrieren, ich konnte eine unausweichliche Wahrheit nicht ignorieren: Es ist dumm, und wir Spieler verdienen etwas Besseres.

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Sie schlüpfen in die Rolle eines Mitgliedes der Strike Force Lightning (ja, die Einheit heißt wirklich so) und müssen sehr, sehr viele riesige Insekten töten und unzählige außerirdische Raumschiffe zerstören, die drauf und dran sind New York New Detroit zu verwüsten. Jeder Level spielt in einer ausgedehnten, fast völlig zerstörbaren Stadtlandschaft, aber die Aufgabenstellung ändert sich im Laufe des Spiels kaum. „Begeben Sie sich dorthin“, „Töten Sie diese Käfer“ und „Sprengen Sie diesen Insektenbau“ ist so ziemlich das gesamte Vokabular des Gameplays dieses Third-Person-Shooters.

„Töten Sie diese Käfer“ umfasst schockierend viele Möglichkeiten. Sie können Käfer und andere Insekten mit vier verschiedenen Typen von Soldaten töten, von denen jeder über unterschiedliche Mobilität, Angriffsstärke und Fähigkeiten verfügt. Sie töten mit einem breiten Spektrum an Waffen, von Sturmgewehren bis hin zu Granatwerfern – und dieses Arsenal wird noch umfangreicher, wenn Sie an Erfahrung gewinnen und Ihre Fähigkeiten verbessern. Sie können sich sogar mit Online-Spielkameraden oder Couch-Co-op-Kumpels zusammentun und entweder die Kampagne oder einen hordenartigen Überlebensmodus spielen.

Und nichts davon ist wirklich von Bedeutung oder hat Einfluss auf das Gameplay.

Denn egal womit sie feuern oder mit wem Sie spielen, Sie schießen einfach ununterbrochen drauflos, bis Ihnen eine Stimme sagt, dass Sie damit aufhören können. Vielleicht zerplatzen die Käfer ein wenig früher oder später, als sie es sonst tun würden, und vielleicht können Sie sich mit irgendjemandem unterhalten, während Sie wie wild herumschießen. Aber sofern Sie nur ununterbrochen schießen, werden Sie letztlich obsiegen. Oder nicht. Es spielt keine Rolle.

Ich musste mich damit schon sehr bald abfinden. Verliert man seine gesamte Gesundheit, muss man darauf warten, von einem Teamkameraden wiederbelebt zu werden. Ob dieser über ausreichend Gesundheit verfügte, um zu mir zu gelangen und mich wiederzubeleben, hing davon ab, wann er selbst wiederbelebt wurde, worauf ich nicht den geringsten Einfluss hatte. Im Wesentlichen hing es vom Zufall ab, ob wir eine Mission gewannen oder verloren. Das wäre kein so großes Problem, gäbe es im Rahmen des oft 20 Minuten langen Levels irgendwelche Kontrollpunkte mit Speichermöglichkeit.

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Die ersten paar Male, da ich eine solche 20 Minuten lange Schinderei wiederholen musste, regte ich mich sehr darüber auf. Doch dann erkannte ich, dass mir das mehr Kopfzerbrechen bereitete als dem Spiel. Aus der Sicht von Earth Defense Force: Insect Armageddon gibt es kein Problem: die Spieler schießen vor ihrem Tod Unmengen Insekten tot und Sie schießen danach wieder Unmengen Insekten tot. Diese Ambivalenz gegenüber allem, das nicht unmittelbar mit dem Töten von Insekten zu tun hat, erstreckt sich auch auf das Finale, denn es gibt keinen wirklichen Höhepunkt, keinen großen abschließenden Bosskampf, keine Lösung, nicht einmal einen verdammten Abspann. Das Insektenmorden hört einfach auf, worauf man sich bei der Levelauswahl wiederfindet, damit man munter weitermorden kann.

Einzig beim Töten besonders großer Insekten und beim Zerstören riesiger Raumschiffe ging mein Puls ein wenig in die Höhe, aber selbst diese Aufregung war fast ausschließlich durch die schiere Größe der Gegner bedingt. Anders gesagt, der Höhepunkt der Raffinesse von Earth Defense Force: Insect Armageddon besteht darin, jene Teile meines Gehirns anzusprechen, die dafür sorgten, dass sich die Höhlenmenschen von Dinosauriern fernhielten. Was meinen Sie? Höhlenmenschen existierten zur Zeit der Dinosaurier noch gar nicht? Tut mir leid, aber das weiß ich nicht, denn dieses dumme Spiel hat mich in einen dummen Idioten verwandelt.

Selbst die Aufregung, gegen riesige Kreaturen zu kämpfen, lässt bald nach, denn jeder große Gegner verfügt über eine fast schon komisch große Menge an Gesundheit, weshalb diese Kämpfe in Krämpfe verursachende Schießorgien ausarten.

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Ding groß! Ich erschießen großes Ding!“

Actionspiele, die nicht sonderlich intelligent sind (wie geht’s, 50 Cent: Blood on the Sand?) haben durchaus ihre Berechtigung, aber sie müssen doch über einen Anflug von Spieldesign verfügen. Earth Defense Force 2017 ist wahrlich keine Meisterklasse in Videospieltheorie, aber es verfügt über einen gewissen Exploitation-Film-Charme, der das Ganze über Wasser hält. Hier wird dieser Charme durch kalkulierte Bösartigkeit ersetzt. („I’m liveblogging this whole thing, and my hits are through the roof!“ ruft ein Soldat aus).

Bediente sich ein Filmdrama der Herangehensweise von Insect Armageddon, sähe man eine Frau, die zwei Stunden lang am Bett ihres todkranken Kindes weint, begleitet von traurigen Geigenklängen. Sportfilme zeigten nur, wie Kevin Costner einen Baseball nach dem anderen fängt und „Baseball!“ ruft. Pornos wären…nun ja, Pornos wären genauso wie jetzt.

Das ist ein treffender Vergleich. Earth Defense Force: Insect Armageddon ist ein Ausrottungsporno und verzichtet auf Handlung, überzeugendes Gameplay und überhaupt alles, was nicht mit dem Töten von Insekten, Außerirdischen und außerirdischen Insekten zu tun hat.

Hier folgt normalerweise jener Teil des Testberichts, in dem ich sage: „Aber wenn Sie Ihr Gehirn abschalten und einfach nur Insekten totschießen möchten, dann…blah, blah, blah“. Doch in diesem Fall wäre das eine Beleidigung. Sie verdienen etwas Besseres.

PRO: Verbesserte Grafik; ordentliche Produktion; Überlebensmodus.

CONTRA: Kurze, nur 15 Level umfassende Kampagne; keine Checkpoints; fehlerhaft; wenig abwechslungsreiches Gameplay.

Abschließende Bewertung

Spiel: 4,0

Spielspaß: 3,5

Gespielt wurde die amerikanische Xbox 360-Version des Spiels.

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