Wiley
100% Publishing
(Big Dada)
Wiley ist in England so etwas wie ein Nationalschatz: ein Exzentriker, dessen naturgegebene musikalische Talente nur noch von seiner Unfähigkeit, das Spiel der Unterhaltungsindustrie mitzuspielen, übertroffen werden. Mit 100% Publishing kehrt er zu den Grundlagen zurück. Das als eine „Rückkehr zum Grime“ zu bezeichnen, wäre zu simpel, aber die Beats auf dem Album sind sparsam und zweckmäßig, die Melodien mit Bedacht gewählt (eine Ringelspielmelodie hier, ein nachdenklicher Piano-Loop da), so dass man sich sofort an seinen ursprünglichen Eski-Sound erinnert fühlt. Aber viel wichtiger ist, dass diese Strategie Wileys Stimme und Persönlichkeit ganz in den Mittelpunkt rückt. Wiley scheint seine Texte aus allem zu formen, was ihm durch den Kopf geht, was für einen Mann, der seinen Twitter Account ursprünglich @vneckjumper benannte, nur weil gerade so ein Kleidungsstück im Fernsehen zu sehen war, mehr als passend ist. Er ist ein Meister der zitierbaren Alltäglichkeiten, der aus Friseurbesuchen und dem Lesen der Zeitung humorige Erzählungen zu machen versteht. Man gewinnt den Eindruck, es mit einem Mann zu tun zu haben, dessen Weltsicht für ihn selbst so viel Sinn macht, dass er verblüfft ist, dass irgendjemand die Dinge anders sehen könnte; auf „Information Age“ erklärt er Google und digitale Musik, als würde er einen Leserbrief schreiben. Er mag diejenigen enttäuschen, die auf sein kommerzielles Potenzial fixiert sind – aber wenige sonst werden wollen, dass er sich ändert.
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