Eine exzentrische Mischung aus leicht erlernbarer Steuerung und hoher Spielschwierigkeit macht dies zu einem der interessantesten neuen Dungeon Crawler
Fünfzehn Punkte. Nachdem ich das Spiel nun schon etwas mehr als eine Woche spiele, bringe ich es noch immer fertig, kurz nach Betreten des Dungeons getötet zu werden. Ich weiß nicht einmal so genau, wie ich fünfzehn Punkte zusammenbringen konnte, ehe ich drei geifernden Diggles begegnete, die meinen Helden innerhalb von Sekunden in blutigen Matsch verwandelten.
Ich hasse dich, Dungeons of Dredmor. Und ich liebe dich, Dungeons of Dredmor. Dieses Rollenspiel für PC und Mac von Gaslamp Games wird als „casual“ Dungeon Crawler vermarktet, aber es handelt sich dabei keineswegs um ein Zwischendurchspiel in der Art von Bejeweled oder Peggle; es ist schwierig genug und erfordert ausreichend Strategie, um selbst die eingefleischtesten Fans von Rollenspielen zufriedenzustellen.
Wie bei den meisten rundenbasierten Rollenspielen wird man auch in Dungeons of Dredmor in Dungeons geworfen. Das ziel besteht nicht darin, das Spiel zu „schlagen, sondern so weit als möglich zu kommen, ehe man getötet wird. da es sich um ein rundenbasiertes Spiel handelt, lässt Dredmor - wie die meisten Spiele in der Art von Rogue – die Monster für jede Aktion, die der Spieler unternimmt, ebenfalls etwas tun. Als Belohnung wartet nicht ein epischer finaler Bosskampf mit wunderbarem Epilog – die Belohnung besteht darin, dass man es schafft, sich an die Schwierigkeiten des Spiels anzupassen und Mittel und Wege zu finden, Fortschritte zu machen, obwohl die Chancen äußerst schlecht stehen.
Und was schwieriges, befriedigendes Gameplay betrifft, hat Dungeons of Dredmor wesentlich mehr zu bieten, als ich zunächst für möglich gehalten hätte. Der ungezwungene Gelegenheitscharakter kommt nicht im Gameplay zum Ausdruck, sondern in der Art und Weise wie man seinen Helden gestaltet. Es gibt weder Klassen noch Rassen; man gestaltet seinen einsamen Abenteurer durch die Zuweisung von bestimmten Fähigkeiten. Möchten Sie Schwertkampf und Zauberei verbinden? Dann tun Sie es. Möchten Sie durch die Dungeons schleichen, den Feinden mit Ihrem Messer das Leben rauben, Schlösser knacken und die zahllosen Fallen entschärfen? Tun Sie es doch. Während manche die Auswahl aus vielen Klassen und Rassen vermissen werden, die die meisten anderen Rollenspiele bieten, gefällt mir sehr gut, dass Gaslamp den Spielern ermöglicht, selbst zu entscheiden, wie sie die Dungeons in Angriff nehmen möchten. Wann immer ich sterbe (ich spiele derzeit bereits mit meinem vierzehnten Charakter), probiere ich eine neue Kombination von Fähigkeiten aus. (Hinweis: Ein reiner Magier ohne Nahkampffähigkeiten führte zu dem oben erwähnten pathetischen Versuch mit 15 Punkten.)
Sobald Sie sich in die Dungeons begeben, ist Geduld Ihr bester Freund. Machen Sie einen überlegten Schritt nach dem anderen; in den Böden von Dredmor sind jede Menge druckempfindliche Platten versteckt, die böse Fallen aktivieren, von denen manche, etwa herunterfallende Felsbrocken und Explosionen, die Gesundheit Ihres Helden bedenklich vermindern. Sorgfältige Planung ist auch für die Kämpfe gegen die Monster erforderlich; die Diggles und Battys der ersten Räume und Ebenen können ganz schönen Schaden anrichten (und sie lieben es, Ihren Helden zu beleidigen, denn sie sind äußerst unkultiviert), wenn sie sich zu Gruppen zusammenschließen, und ab und zu verirrt sich auch ein stärkeres Monster auf die erste Ebene (wenn Sie einem solchen begegnen, ehe Sie Ihren Helden aufleveln konnten, sollten Sie schleunigst die Flucht ergreifen - oder zumindest versuchen, die Kreatur mit Distanzangriffen zu erledigen). Die Kämpfe sind einfach, verfügen aber über strategischen Tiefgang: Sie können die Feinde mit Keule oder Schwert schlagen und zusätzlich mit Zaubern Schaden anrichten oder die Monster aus der Ferne mit Armbrust und Magie attackieren. Experimentieren Sie herum, bis Sie eine Strategie finden, die Ihnen zusagt; Dredmor bietet mehr als genug Möglichkeiten, den Feinden Schaden zuzufügen.
Das Spiel beweist neben den Beleidigungen, die die Monster von sich geben, auch über eine gehörige Portion Witz. Sie erhalten Aufträge von Inconsequentia, der Göttin der sinnlosen Nebenaufgaben, Sie können dem Gott des Lutefisk Fische als Opfer darbringen (Dredmor ist das einzige mir bekannte Spiel, in dem es Lutefisk gibt) und Sie können in einem Buch äußerst blumige Darstellungen Ihrer Abenteuer nachlesen („The Sickly Diggle collapses into a pile of love filled with pain“, stand da zu lesen, nachdem ich ein Monster besiegt hatte. Sie treten gegen Türen, um Sie zu öffnen. Wenn Sie die Axt-Fähigkeiten meistern, erhalten Sie das „Here’s Johnny“ Achievement. Der Humor macht auch vor dem Waffenarsenal nicht halt, denn dort finden sich etwa die Bolts of Mass Destruction, die wie Raketen mit Atomsprengköpfen aussehen, und Zauberstäbe mit Tentakeln und Händen. Außerdem verfügt das Spiel über einen angenehmen Soundtrack.
Allerdings fehlt dem Siel die Balance. Falls Ihnen das wichtig ist (manche Rollenspielfans legen großen Wert darauf), wird Sie Dungeons of Dredmor zur Weißglut bringen. Ich verspreche Ihnen, Sie werden die Monster Zoos hassen – Räume, die große Gruppen von Bösewichten ausspucken. Achten Sie ganz besonders darauf und laufen Sie weg, wenn Sie nicht über ausreichend Gesundheitspunkte/Mana verfügen, um diese schrecklichen Begegnungen zu überleben. Das Spiel wartet außerdem mit sehr vielen Gegenständen auf, darunter Materialen zum Herstellen von Waffen, etc., aber ich fand es sinnvoller, mich von so viel als möglich davon zu trennen, um Platz für höherwertige Gegenstände zu schaffen, anstatt diese Materialien mitzuführen und zu hoffen, dass ich sie irgendwann einmal brauchen kann. (Tipp: Verwenden Sie Ihre Gegenstände, Tränke, Nahrung, anstatt sie aufzuheben und zu sammeln; Sie werden jede Menge davon finden und - dank der Schwierigkeit des Spiels – viele davon verbrauchen.)
Das Spiel weißt auch noch etliche Fehler auf. Die Entwickler haben allein in der ersten Woche nach der Veröffentlichung schon zwei Patches herausgebracht, die aber nicht unbedingt nur Verbesserungen mit sich brachten, da etwa alle davor gespeicherten Spielstände unbrauchbar wurden (dafür wurde ein Hotfix herausgebracht. Außerdem erhält man ein tolles Achievement, wenn das Spiel zum ersten Mal aufgrund dieses Fehlers abstürzt). Aber die Patches beweisen, dass man bei Gaslamp Spieler-Feedback ernst nimmt, etwa die Forderung nach Autoloot und einer Schnellverkaufsfunktion.
Diese kleinen Mängel stören mich jedoch nicht weiter. Ich mag dieses Rogue-artige Rollenspiel, das scheinbar aus dem Nichts auftauchte und alles bietet, was einen Dungeon Crawler ausmacht – große Herausforderungen, jede Menge Beute und tonnenweise Monster. Zusammen mit dem Humor und dem Soundtrack ist dies eine sehr gewinnende Mischung.
PRO: Keine Klassen – stattdessen wählt man die Fähigkeiten, über die der Held verfügen soll; viel Humor; jede Menge Beute und (mitunter niedliche) Monster; viele Herausforderungen.
CONTRA: Fehlerbehaftet; Mangel an Balance (obwohl ich das nicht als großes Problem ansehe); wird Spielern, die Rogue-artige Spiele nicht besonders mögen, nicht gefallen.
Abschließende Bewertung
Spiel: 8,5
Spielspaß: 8,25
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