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Der deutsche Entwickler Zeroscale ist noch nicht wirklich groß aufgefallen, aber immerhin hat uns das Studio schon mit Fantastic Football Fan Party und Germany’s Next Top Model „beglückt“. Interessanter ist vermutlich Demolition Inc., ein herziges Pizzle-Action-Spiel, das seit gestern auf Steam erhältlich ist. Nachdem ich von meinem UFO aus etliche Städte zerstört habe, bin ich qualifiziert, ihnen mehr über das Spiel zu erzählen.
Kann die moderne Spieletechnologie nobleren Zwecken dienen als dem Sprengen irgendwelcher Dinge? Im realen Leben etwas zu sprengen, ist fast immer schlimm und wird zu Recht nicht gern gesehen. Aber wenn man ganz ehrlich ist, dann ist es, ganz egal wie tragisch und furchtbar der Vorfall auch sein mag, ziemlich cool, zu sehen, wie zum Beispiel ein Gebäude oder ein Fahrzeug explodiert.
Demolition Inc. macht vom Start weg einen guten Eindruck, weil es darum geht, alles mittels Explosionen zu zerstören. Alles = Gebäude. Zum Sprengen müssen vor allem Autos herhalten. Sehr klug wird der mögliche Terrorismus-Aspekt umgangen, indem das ganze Chaos von einem intergalaktischen Abrisstypen verursacht wird, der den Auftrag hat, einige irdische Städte einzuäschern. Dennoch ist es irgendwie eine Form von Terrorismus, nämlich Extraterrestorismus.
Demolition Inc., das aus der Top-down-Perspektive gespielt wird, aber die Möglichkeit bietet, auf Straßenniveau hineinzuzoomen, ist zugleich ein sehr befriedigendes Puzzlespiel mit Zerstörungsthematik und ein frustrierender Trial-and-Error-Marathon. Es ist ein Beweis für die Qualitäten des Spiels, dass ich es trotz der Frustmomente zu Ende spielen wollte, obwohl das auch einfach an dem umstand liegen kann, dass ich mir sehr gerne ansehe, wie Gebäude einstürzen.
(Als ob das irgendjemandem nicht gefiele. Als ob es irgendjemanden gäbe, der sich nicht gerne ansieht, wie ein Wohnblock oder ein Wolkenkratzer in sich zusammenfällt und dann eine riesige Staubwolke aufsteigt.)
Das Ganze erinnerte mich stark an ein Flashbang Blurst Spiel (können Sie sich noch daran erinnern?), und zwar sowohl im Bezug auf die plumpe, aber angenehme Grafik als auch durch die einfache Grundidee, die dennoch lange interessant bleibt.
In Demolition Inc. besteht Ihre Aufgabe darin, eine bestimmte Anzahl von Gebäuden in einem bestimmten Gebiet in einer vorgegebenen Zeit zu zerstören, wobei ihnen eine begrenzte Anzahl an Werkzeugen zur Verfügung steht, um mit der Welt zu interagieren. Als in einem Raumschiff über der Erde schwebender Außerirdischer können Sie nicht direkt interagieren, sondern müssen zu gewissen Kniffen greifen, um das gewünschte Resultat zu erzielen. Sie können zum Beispiel eine Schleimpfütze aufbringen und so dafür sorgen, dass ein Auto ins Schleudern kommt und möglicherweise in ein Gebäude kracht, das dann über ihm einstürzt.
Ein seltsames Element des Spiels ist der Umstand, dass Sie die Trümmer, die bei Ihren Stadterneuerungsunternehmungen zurückbleiben, aufräumen müssen. Das geschieht mit Hilfe der rechten Maustaste, die die Stadt säubert und dafür sorgt, dass die Vegetation zu sprießen beginnt. Alle Trümmer, die auf der Straße landen, halten den verkehr auf und sorgen für Staus, bis sie entfernt werden. Die Beseitigung der Trümmer wirkt sich auch positiv auf Ihr Punktekonto aus.
Demolition Inc. erfordert aber wesentlich sorgfältiger Überlegung beim Lösen der Puzzles als Blurst-artige Spiele, wenn man einen Level erfolgreich abschließen möchte. Es genügt nämlich nicht, einfach ein gewisses Minimum an Punkten zu erreichen, Sie müssen alle Gebäude zerstören, ehe die Armee auftaucht und Ihr Raumschiff abschießt. Und dank der sehr begrenzten Anzahl an Hilfsmitteln werden Sie zumeist einige Versuche benötigen, ehe Sie die richtige Strategie entwickeln, die Sie dieses ziel erreichen lässt.
Vielleicht haben sie nur einige wenige Token, die es Ihnen erlauben, die unmittelbare Kontrolle über ein Fahrzeug zu übernehmen (nun, ich sage Kontrolle übernehmen – Sie können sie nach links und rechts steuern, während sie von alleine beschleunigen), und eine Ölwolke, die die Fahrzeuge zum Schleudern bringt. Das reicht bei weitem nicht aus, um alle Gebäude mit Einzeltreffern zu zerstören. Aber Ihnen stehen vielleicht auch explodierende Kühe zur Verfügung (diese und anderes können Sie sich verdienen, indem Sie speziell gekennzeichnete Gebäude zum Einsturz bringen). Reihen Sie diese zwischen dem Gebäude, das Sie sprengen möchten, und dem feuergefährlichen Container vor einem anderen Gebäude auf, um eine Kettenreaktion auszulösen.
Die Möglichkeit, sich verschiedenste Methoden auszudenken (es bleibt immer Raum zum Improvisieren), um das Ziel zu erreichen, macht das Spiel so interessant und abwechslungsreich.
Aber dabei wird die Plumpheit des Spiels auch zu einem gewissen Problem. Hier macht sich einige Fehler bemerkbar; so kann es etwa vorkommen, dass ein Auto in ein Gebäude rast, dieses aber aus unerfindlichen Gründen stehenbleibt. Wenn dies Ihre letzte Möglichkeit war, mit dem Level zu interagieren, müssen Sie den ganzen Level noch einmal spielen. Ist das allem Anschein nach nicht Ihre Schuld, schmerzt es doppelt. Besonders wenn es sich um einen umfangreicheren Level handelt und Ihnen zuvor etliches gelungen ist.
Glück kann nämlich auch eine wichtige Rolle spielen. Man muss ich nicht darauf verlassen, was für das spiel spricht, doch es ist immer gut, wenn ein Bocken eines Gebäudes auf ein Fass in der Nähe eines anderen fällt und eine weitere Explosion auslöst. Das ist dann wirklich toll.
Ebenfalls großartig sind die großen Waffen, die Sie in einigen Levels freischalten können, wenn Sie genügend Punkte erreicht haben. Riesige Erdbebenbomben und vor allem eine rollende Abrissbirne, die mit jedem zerstörten Gebäude größer wird, sind fantastische Methoden, einen Level abzuschließen. Aber auch sie neigen, wie das Spiel insgesamt, zu nicht korrektem Funktionieren.
Überall scheinen sich Fehler eingeschlichen zu haben. Das Beseitigen des Schutts funktioniert nie so richtig, denn einige Trümmer lassen sich einfach nicht aufsaugen oder bleiben irgendwo stecken. Das Steuern eines Fahrzeugs ist absichtlich nicht allzu leicht, aber manchmal bricht das gute Ding unvermittelt nach links oder rechts aus. Das ganze Spiel wirkt wie ein angenehmer Spaziergang an einem sonnigen Nachmittag, allerdings mit einem Steinchen im Schuh.
Der Wunsch, sich hinzusetzen, den Schuh auszuziehen und das Steinchen zu entfernen, bedeutet, dass man nicht so viel Spaß hat, wie man zu haben hofft. Ich denke, dass das Spiel noch einmal gründlich überarbeitet werden sollte, und da sind die seltsamen grafischen Verrücktheiten (aufblitzende schwarze Linien, die über den ganzen Bildschirm verteilt auftauchen) noch gar nicht berücksichtigt.
Aber diese Probleme waren nicht schlimm genug, um mich vom Weiterspielen abzubringen. Der erfolgreiche Abschluss eines Levels ist sehr befriedigend, und das wird durch die brillante Idee, die Worte „MISSION COMPLETED“ in massiven Großbuchstaben vom Himmel auf Autos fallen und dann noch Kleinlaster hineinkrachen zu lassen, perfekt visuell unterstrichen. Das allein sorgt schon dafür, dass man über so manchen Makel gerne hinwegsieht.
Zusätzlich zur Kampagne gibt es noch einen Rampage (Amoklauf) Modus, der es ihnen ermöglicht, mit allen inzwischen freigeschalteten Gegenständen noch einmal zu früheren Levels zurückzukehren. Und beide Modi beinhalten ein Online-Ranking, dass sie davon in Kenntnis setzt, wie gut Ihre Punktezahl und ihre Zeit im weltweiten Vergleich sind. Das Ergebnis ist kein großartiges, aber doch sehr unterhaltsames Spiel.
Denn Dinge zu sprengen, macht Spaß, vor allem wenn Sie ein Schutzhelm tragender Alien namens Mike sind. Sicher, Menschen sterben, aber sie fliegen mit cartoonartigen kleinen Flügeln direkt in den Himmel. Also ist auch das okay. Demolition Inc. ist ein unterhaltsames Spiel für alle, die gerne etwas zerstören.
PRO: Interessantes Konzept; Zerstörungstrieb kann hemmungslos ausgelebt werden; strategische Überlegungen sind erforderlich; freischaltbare Superwaffen.
CONTRA: Etliche Mängel; Grafik nicht gerade berauschend; mitunter frustrierend.
Abschließende Bewertung
Spiel: 6,5
Spaßfaktor: 7,25
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