Ragged Kingdom
(Topic)
Vor einundzwanzig Jahren kamen June Tabor und Oysterband zusammen, um ein Album aufzunehmen, das mittlerweile als Klassiker des englischen Folk-Rock gilt. Es handelte sich nicht um ein reines Folk-Werk, obwohl sich einige traditionelle Tracks darauf fanden, sondern vielmehr um eine eklektische, kraftvolle Überarbeitung von allem zwischen Lou Reed und Shane McGowan. Nun kommt zu guter Letzt der Nachfolger heraus, den sich so viele sehnlichst gewünscht haben - und er enttäuscht nicht. Die Energie ist nach wie vor vorhanden, ebenso das Bedürfnis, zu verschrecken und zu experimentieren, aber es sind auch eine neue Gereiftheit und eine emotionale Tiefe spürbar. Und die Abwechslung ist um einiges größer. Zu den traditionellen Songs zählt „Bonnie Bunch of Roses“, bei dem die stampfende Begleitung Tabors schnörkellose Erzählung nie überschattet; dann wäre da noch die tolle, mit Melodeon und Fiedel unterlegte Bearbeitung von „Fountains Flowing“, jenem Song über Trennung und Trauer, und der zarte, unbegleitete Harmoniegesang beim schottischen Klagelied „(When I Was No But) Sweet Sixteen“. Die zeitgenössischen Songs reichen von einer von Fiedeln begleiteten Version von Dylans „Seven Curses“ bis zu einer nachdenklichen, mutigen Überarbeitung von PJ Harveys „That Was My Veil“ und einer gequälten, akustischen Version von Joy Divisions „Love Will Tear Us Apart“, die ein kraftvolles Duett von Tabor und John Jones bietet, die sich auch für eine sehr englische Interpretation von „Dark End of the Street“ zusammentun. Das Warten auf dieses Album hat sich wirklich gelohnt.
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